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Der Esoterismus der Artgemeinschaft konnte nach 72 Jahren keinen Tag länger hingenommen werden.
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Ich verrate Ihnen bestimmt nicht zu viel, wenn ich sage, dass die Älteren hier im Haus, also die Kollegen, die schon länger hier sind und schon mehr zwei, drei Minister erlebt haben, eigentlich ganz genau wussten, dass da noch was kommt. Freilich, als die Sache sich vor ein paar Tagen zuzuspitzen begann und von ganz oben der Wunsch kam, dass die Fachabteilungen doch bitte etwas finden mögen, wo sich ein bisschen am Wind drehen ließe, da wurde brutal schnell reagiert.
Übers Wochenende verbotsreif
Ich glaube, wenn ich mich recht entsinne, hieß es am Freitag, es solle mal geschaut werden, dass wir eine Naziorganisation übers Wochenende verbotsreif bekommen, dass man also am Montag eine Pressekonferenz machen kann und sage, so und so, die und die Gefahr für Land und Leute und die ganze Demokratie. Und deshalb sind die jetzt verboten. Und nun schreibt mal schön was darüber und nicht immer über Migranten und Grenzkontrollen und den ganzen Quatsch mit dem abgesägten Computersicherheitspräsidenten.
Das hat dann soweit auch gut funktioniert, weil die jahrelangen Warnungen aus unserem Haus haben ja auch eine gewisse Sensibilisierung hervorgebracht. Dass wir da nun so entschlossen losgeschlagen haben gegen die Hammerskins, das war schon wichtig, auch für die Ministerin, die schon etwas Druck hatte, wenn ich das mal so sagen darf. Da fügte es sich glücklich, dass diese Truppe mit 120 Mitgliedern und immerhin 28 Führungsköpfen zwar seit 1991 bekannt, aber bis dahin nie verboten worden war. Hatten wir jetzt gut was in der Hinterhand, wo wir es brauchen konnten.
So manchen Sturm erlebt
Aber wie gesagt, die Älteren im Haus, die schon manchen Sturm miterlebt haben, ahnten, dass es das nicht gewesen sein wird. Es gab jetzt nicht direkt danach Aufforderungen, im Geheimarchiv zu schauen, was noch an obskuren Gefahrenherden unter ferner liefen abgelegt war. Aber ich denke, der eine oder andere Kollege ist da schon ziemlich zeitig auf eigene Faust losgezogen, um zu schauen, was sich in diesen zum Teil ja schon versteinerten Beständen aus den Handakten frühere Minister eventuell noch mal nutzen lässt.
Ich sehe das ja ähnlich. All die Ermittlungen, das jahrelange Ausscheiden von Zeitungsartikeln, dann das Beobachten mit Feldstechern und das Abhören, da hat der Steuerzahler ja auch alles schon bezahlt. Da ist es immer schade, wenn solche Erkenntnisse im Keller verstauben und keiner erfährt, dass die Hammerskins geheime Konzerte veranstaltet haben, von denen niemand etwas wusste, und Kontakte zur Partei Der III.Weg unterhielt, die zuletzt ohne Erfolg bei der Bundestagswahl angetreten war.
Ein bisschen Aktivität nachweisen
Der fleißige Einsatz der Kollegen, ich glaube, es waren auch einige Kolleginnen dabei, hat sich letztlich ausgezahlt. Denn es dauerte ja dann doch keine zehn Tage, bis von oben wieder der Wunsch an uns herangetragen wurde, ein bisschen Aktivität nachzuweisen und der Öffentlichkeit, die da auf jeden Fall einen Anspruch drauf hat, so ist es ja nicht, zu zeigen, wie wir angesichts der Sicherheitslage, die leider längst nicht mehr von allen Bürgerinnen und Bürgern für optimal gehalten wird, auf die Bedrohungen reagieren.
Der Kollege H., Jens heißt er mit Vornamen, aber ich will ausdrücklich niemanden hervorheben, erinnerte sich dann zu unser aller Erleichterung an die Artgemeinschaft, einen eingetragenen Verein, der sich seit 1972 Jahren "Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung" nennt. Was für mich persönlich, also wenn Sie mich privat fragen würden, nach schwerem Hirnschaden klingt.
Gegen die germanischen Musterheiden
Aber sei's drum, das war es, was wir hatten. Ein Häuflein aus germanischen Musterheiden, brünett, von gedrungenem Wuchs und bundesweit fehlender Prominenz. Der letzte bekannte Nazi-Vorsteher ist seit 14 Jahren tot, die prominentesten Mitglieder sind ein Südafrikaner und ein Franzose. Die einzige Deutsche, deren Namen man mal kannte, ist seit 20 Jahren nicht mehr dabei, sie betreibt jetzt einen Frisiersalon, sagen unsere Experten. Ich nenne es einen sehr glücklichen Zufall, dass wir nach 72 Jahren endlich Material genug beisammen haben, um zehn Tage vor der Hessenwahl sagen zu können: Ja, es reicht, diesen Esoterismus kann sich der moderne Verfassungsstaat nicht mehr bieten lassen.
Klingt wohl wirklich ein wenig dünn, wenn man es zum ersten Mal hört. Aber die Lage ist eben, wie sie ist und diese Artgemeinschaft nun wenigstens noch als Wahlkampfjoker zu nehmen, wo die letzten Erkenntnisse der Bundesregierung zu den Siedlungsbemühungen dieser Eigenbau-Arier nun auch schon, ich sage mal, etwas grau um den Kopf geworden waren, das ist doch nur angemessen.
Auf Hilfe angewiesen
Der Bundesbürger ist heutzutage auf Hilfe angewiesen, die
Bundesbürgerin an seiner Seite, sie kann nicht sein ohne klare und
deutliche Handlungsanweisungen ihrer Regierung. Im Land der
Revolution mit der Bahnsteigkarte ist der Begriff
"Eigenverantwortung"
schon vor Jahren zur "Floskel des Jahres" erklärt
worden - ein gemeinschaftsfeindliches Wort, das trotz seiner seit
Jahren zunehmend abnehmenden
Bedeutung wie böses Gift im Kollektiv wirkt. Eigenverantwortung,
von der Bundesworthülsenfabrik
(BWHF) aus guten Gründen nie als offizieller Pandemiebegriff
freigegeben, wirke "der Pandemie
inkonsequent entgegen", so die Jury.
Die Unterwanderer der demokratischen Ordnung setzen darauf, die
Allgemeinheit zu täuschen und dazu zu verleiten, falsche und
irreführende Informationen weiterzuverbreiten. Sie tarnen sich als
harmlose Nachbarn, stehen aber im Sold von nicht-staatlichen Akteuren
aus dem In- und Ausland sowie von ausländischen staatlichen Akteuren
und werden aus unterschiedlichen Motivationen heraus eingesetzt. So
dünn die Tarnung ist, sie wirkt glaubhaft auf jeden, der nicht
gewappnet ist durch umgassende Aufklärung über die perfidnen
Methoden der Desinformation, die verbreitet werden, um dadurch
illegitim Einfluss zu nehmen.
Harmlose Neu-Germanier?
Auch im fall der als „Siedler“ und „Prepper“ auftretenden
Neu-Germanier handelt es sich um eine hybride Bedrohung. Beabsichtigt
wird, um es mit wenigen Worten zu erklären, eine Verwirrung der
Öffentlichkeit über die Faktenlage. Die ausgestellte Harmlosigkeit
der mutmaßlichen Delinquenten zielt auf die Beeinflussung der
öffentlichen Meinungsbildung und auf die Verschleierung und
Ablenkung von eigenen Aktivitäten.
Man ackert, sage ich immer, um
abzulenken von dem, was man wirklich plant. Greifen wir dann ein,
hart und streng, wie es unserer behörde vorgeschrieben ist,
antwortet man mit einer Emotionalisierung und dem Versuch, eine
kontroverse Debatte rund um einen ganz normalen Rechtsakt auszulösen.
Damit soll eine Verstärkung gesellschaftlicher Spannungen bewirkt
werden, wie wir sie gerade nicht wollen. Denn das Schüren von
Misstrauen in staatliche Institutionen und Regierungshandeln, indem
behauptet wird, so lange hätten wir nichts getan, und nun, wo es
gerade passe, täten wir so, als sei Gefahr im Verzug, ist ja gerade,
was wir vermeiden wollen.
Ein Funadament aus Vormundschaft
Unsere Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat sich jetzt als erste
Verantwortungsträgerin die Mühe gemacht, dem im Entstehen
begriffenen neuen vormundschaftlichen Staat ein Fundament zu geben.
Neimand hat die Absicht, in das private Leben anderer
hineinzuregieren. Aber an gewisse Regeln, die immer neue ausgehandelt
werden, muss sich jeder halten., Getreu der bereits vor Jahren von
der deutschen Sozialdemokratie aus dem Grundgesetz abgeleiteten
Auftrag, dass Politik die Aufgabe habe, "das
Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu regeln", hat die
Chefin sich eine "Fürsorgepflicht für die Menschen in unserem
Land" ausgedacht, die in der Tradition des Ordnungs- und
Schutzgedankens der grundherrlichen Verantwortung des Mittelalters
steht. Für mich war das eine positve Überraschung, dedn n zu
lange haben wir schon zu vielem zugeschaut. Nicht nur mich hat das
gewurmt, auch andere Kollegen waren unzufrieden.
Ich sage mal so, ungeschützt: Die Frau Ministerin kämpft wie eine Löwin an mehreren Fronten: in Wiesbaden schwimmen ihr die Wahlkampffelle im Rhein davon, in Berlin hat nicht einmal ihr Versuch, bei Frau "Anne Will" so zu tun, als habe sie schon immer gesagt, was sie immer bestritten hat, irgendeine Entlastung gebracht. Wäre der Kanzler nicht auch in ihrer Partei, das sage ich Ihnen, denn ich habe das schon erlebt, wäre sie schon dort, wo die anderen alle sind, die Frau Lambrecht und die Frau Spiegel und wie sie alle hießen, an die sich schon niemand mehr erinnert.
Machtwort nach links
Doch der Scholz ist ja ein Fuchs. Er weiß genau, dass er da in Hessen mit auf der Wahlliste steht und die ganze Schuld an der Pleite zugeschoben bekommen würde, wenn er unsere Ministerin jetzt hart oder überhaupt nur anfasst. Das Machtwort wegen dieser Grenzgeschichten, das hat er also ausdrücklich Richtung Grüne gesagt, genau wie das letzte Mal. Glauben Sie mir, die sind da noch froher drüber als wir hier im Ministerium, weil sie nun sagen können, sie können ja nicht anders.
Für unsere Chefin ist das eine schöne Sache. Sie hat jetzt den Kanzler und dessen Machtwort, dass Deutschland nichts dagegen hat, wenn die EU acht Wochen nach dem Jubel über den großen Beschluss zur europäischen Flüchtlingslösung mit einer Krisenverordnung einen Notmechanismus in Kraft setzt, der die "illegale Migration" begrenzt. Auf deren Seite glänzt sie mit einem weiteren harten Schlag gegen die Strukturen der Rechte, die mit ihren germanischen Sittengesetzen Festtage wie Wintersonnenwende, Ostern, Sommersonnenwende, Erntedank und Tagundnachtgleiche in Frühjahr und Herbst feiert und bei den jährlichen Sonnwendfeiern neben "zahlreiche Personen" auch "ehemalige Aktivisten" der rechten Szene als Gäste begrüßte.
Da muss für den Moment reichen
Damit ist nun Schluss, jedenfalls. Da geht jetzt nichts mehr. Für uns hier im Haus hoffe ich, dass das für den Augenblick reicht, denn ganz ehrlich gestanden töten wir uns sicher schwer, bis zum Wahltag gleich noch eine dritte Truppe für ein Verbot hervorzuzaubern. Ich denke aber, das wird nicht nötig sein. Was ich gehört habe, in den Medien vor allem, bestätigt uns ja. Da ist schon ein großes Aufatmen durch Land gegangen, als klar wurde, dass diese Artgemeinschaft nach so vielen Schlagzeilen nun endlich vom Tisch ist.