Das ZDF ist mit dem Sommer auf Ballhöhe: Zur Prime Time widmet sich der Sender der brennenden Frage dieser Tage. |
In Aura am Sinngrund fielen 86 Liter, in Neuhütten im Spessart 66 und auch in Frankfurt am Main 62. Es gibt Hochwasserwarnungen im Landkreis Kusel, aber auch an Bode und Ilse und an der Lahn. Über die Uferpromenaden an der Ostsee hasten verzweifelte Urlauber auf der Suche nach Zerstreuung abseits der durchnässten Strände. An der Nordsee geht der Blick der Gäste morgens zuerst zum Thermometer, ehe der zweite den grauen Himmel zur Kenntnis nimmt, das Geräusch beständig tropfenden Regens im Ohr.
Als Sommer ein Totalausfall
Dieser Sommer ist ein Totalausfall, seit Gesundheitsminister Karl Lauterbach Ende Juni sein großes Hitzeschutzpaket vorstellte. Stunden später bereits verabschiedete sich die ungewöhnlich "gesundheitsgefährliche" (Boris Reitschuster) Wärme aus Deutschland. Wo beißende Hitze sein sollte, angefüllt mit den üblichen Meldungen über schmelzenden Asphalt, verzogene Schienen und Tausende Hitzetote, verdurstet zumeist, weil die Regierungspläne zur Umsetzung des Bundesdurstplanes durch die ständigen Streitereien in der Koalition einfach nicht vorankommen, ist Bibbern und Abtrocknen angesagt. Der Regenschirm ersetzt das lebensrettende Pflichttrinken. Die ersten in mehreren Modellgemeinden in Betrieb genommenen wohnortnahen Durstwachen geben ihren eigens geschulten Trinkwarten frei, weil wegen der trüben Aussichten vielerorts ohnehin schon sehr viel getrunken wird.
Es herrscht sogenanntes "wechselhaftes Wetter", das die Fernsehmeteorologen zwingt, sich aushilfsweise viel mit den Temperaturen in anderen Weltregionen zu befassen. Irgendwo ist es zum Glück immer zu heiß, irgendwo ist es auch immer zu trocken oder es brennt. Da mag die Ferienzeit daheim auch ins Wasser fallen, eine ordentliche Feuersbrunst am anderen Ende der Welt oder der dramatische Verfall der deutschen Gewitterkultur halten das Spannungslevel hoch. "So wenig Blitze wie seit 30 Jahren nicht mehr" meldet die Danachrichtenagentur DPA - der niedrigste Wert seit Beginn der Messungen im Jahr 1991, also seit mehr als 100.000 Jahren.
Klimafolge Blitzmangel
Auch das ist eine Folge des Klimas, beschreibt der Chef des deutschen Blitz-Informationsdienstes BLIDS. Stephan Thern nennt die Trockenheit als Grund für den Blitzmangel des vergangenen Jahres. "Im Sommer 2022 herrschte teilweise extreme Dürre bei Temperaturen über 35 Grad", sagte
er. Für Gewitter benötige die Natur jedoch sowohl Feuchtigkeit als auch hohe
Temperaturen. Als wärmstes überhaupt jemals gemessenes Jahr in Deutschland mangelte es 2022 an Nässe, alles war ausgetrocknet, so dass Gewitter keine Chance hatten. Ein relativ neues Phänomen, das erst in den Corona-Jahren auftauchte: 2018, das nur minimal kühler ausfiel als 2022, produzierte noch nahezu doppelt so viele Blitzeinschläge, während 2007, das nur marginal kälter war, noch auf mehr als fünfmal so viele Einschläge kam.
Eine Problematik, die womöglich noch nicht bis zum Grund erforscht zu sein scheint. Das ZDF als Erlebnissender mit hoher Verantwortung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt setzt bei der Problematisierung der Klimafragen, die das Land in diesen Tagen quälen, deshalb konsequent auf angebotsorientierte Formate. Mag das Wetter den Sommer boykottieren und der Regen so sehr fehlen, dass der Boden ihn diesmal vor lauter Nässe nicht mehr aufnehmen kann: Die bange Frage in der Prime Time lautet am Ende eben doch: "Trocknet Deutschland aus?"
Zurückgerudert im ZDF
Ein "Kontinent lechzt nach Wasser, so trocken war es seit Jahrhunderten nicht", heißt es da und was im ersten Augenblick nach einer dramatischen Auftragsarbeit aus der Meisterwerkstatt für Manipulation klingt, ist für Kenner ein Stück Frontbegradigung. Denn die Frage, ob Deutschland austrocknet, hatte das ZDF im vergangenen Jahr eigentlich schon abschließend beantwortet: "Deutschland trocknet aus", hieß es damals noch zu einer "besorgniserregenden" (ZDF) Entwicklung, die auf nahe bevorstehende "Wasserkrisen" deutete, die geprägt sein würden vom "Kampf ums Wasser".
2 Kommentare:
https://github.com/correctiv/grundwasser-data
Kann man so machen, aber die haben absolute Grundwasserpegel in relative umgewandelt.
Ein Prozent von einem Meter Pegeländerung ist also einem Prozent von einem Dezimeter (oder Zentimeter) Pegeländerung gleichgestellt. Einen Trend kann man so feststellen, aber die Aussagekraft ist minimal. Natürlich nicht minimal genug für's ZDF.
Eine langanhaltende Dürre, die die Bewohner des Ahrtales auch bestätigen können. Derweil baut das THW in Slowenien neue Brücken und Straßen mit schweren Gerät. Eingeflogen versteht sich, nach dem Klima-Unwetter. Im Ahrtal kämpft man noch immer mit den neuen Bauverordnungen und den Klauseln der Elementarversicherung.
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