Mittwoch, 2. August 2023

Doku Deutschland: Der wahre Preis der Wahrheit

 

Wir hätten wirklich jeden nehmen könne, jeden! Glaubt ernsthaft jemand, gestern hätte kein Penny-Kunde die "Wahre Preise"-Aktion gut gefunden? So gut, dass wir Geld dafür hätten nehmen können, ihn oder sie vor die Kamera zu stellen? Nein, wir sind nicht darauf angewiesen, unsere eigenen Leute für solche Geschichten zu  verheizen. Bloß weil Penny ausprobieren will, wo die Schmerzgrenze für Leute liegt und wie viele sich wirklich mit abgefahrenen Argumenten wie Umwelt und Gesundheit dazu bewegen lassen, Mondpreise für Würstchen und Käse zu bezahlen, gehen wir doch nicht raus und verspielen unsere Glaubwürdigkeit.

Richtige Botschaften zur richtigen Zeit

Hannah Mertens steht zu ihren mutigen Aussagen.
Das würde uns die Politik nie verzeihen, denn die braucht uns, um die entsprechenden Botschaften zur richtigen Zeit in der angemessenen Tonart rüberzubringen. Ich erinnere Sie an Karl Lauterbach, der uns da eben erst ausdrücklich sein Vertrauen ausgesprochen hat, als er vor dem Start der Bundeshitzekampagne zu den Medienhäusern gekommen ist und gesagt hat, das und das, das ist jetzt notwendig, hier und hier, da könnt ihr helfen. 

Nötig haben wir das nicht, kein öffentlich-rechtlicher Sender muss a mitmachen. Vergessen Sie mal nicht, wir sind unabhängig! Da schielt kein Intendant auf eine Gebührenerhöhung, denn unsere Aufgabe ist es, die Menschen einfach nur zu informieren, umfassend und kritisch. Und das bedeutet eben, dass wir auch zu Penny gehen, wenn wir gerufen werden, und dass wir den Finger in die Wunden legen, die die westliche Art des Wohlstandes mit sich bringt. Natürlich mag es im ersten Moment verwirrend wirken, wenn wir in ein und derselben Sendung beklagen, dass sich so viele, viele Menschen keine vollwertigen Mahlzeiten mehr leisten können, nur Sekunden später aber gesagt wird, die Lebensmittel seien alle zu billig.

Wir und Penny für die Aufrüttlung

Aber wenn beides stimmt, dann berichten wir das schonungslos und wir signalisieren damit Richtung Politik: Tu was! Ändere das! Penny hat da einen Aufrüttler geschaffen, der die Bürgerinnen und Bürger draußen im Lande zum Nachdenken anregt: Wie viel bin ich bereit, zu geben? Wo liegt die Schmerzgrenze meiner Solidarität? Ist das wirklich Hunger, was ich spüre? Oder doch nur Appetit?

Aber dass wir eine Mitarbeiterin als Schauspielerin hätten einsetzen müssen, um diese Botschaft zu verbreiten? Das glauben Sie doch selbst nicht. Wenn das so wäre, hätten wir bei 4.200 Mitarbeitern allein beim WDR genug Leute gehabt, die hinter der Kamera arbeiten und nicht von Auftritten vor der Kamera bekannt sind. Oder wir hätten wie sonst auch befreundete Parteien angerufen, die dann jemanden mit der passenden Meinung geschickt hätte. Nein, passiert ist hier einfach ein saublöder Fehler. Die Kollegin ist zufällig nach ihrer Frühschicht Umfrage angesprochen worden, ob sie nicht Lust hat, etwas zur Frage zu sagen, wie gut sie die hohen Preise findet.

Sie kam gerade vom WDR

Sie hat dem Reporter, der sie nicht kannte, sinngemäß gesagt: "Ich komme gerade vom WDR-Radio". Wie man das eben so dahinsagt, zwischen Tür und Angel, wenn einen ein Mann mit Kamera anspricht, nach dem Namen fragt und keiner richtig Zeit hat, weil Qualitätsumfragen zu den großen Problemlagen unserer Zeit bei uns natürlich nach einem Standardverfahren verfertigt werden. Schwenk über die Ladenregale, bedeutungsvolle Anmoderation mit viel Moral, alte Frau oder alter Mann kopfschüttelnd und unwillig, dann das junge sich selbst wertschätzende Deutschland im Gegenschnitt, verständnisvoll, einsichtig und opferbereit. Anschließend der Werbekunde mit einem Statement und, im sogenannten großen Paket, dann ein Studiokommentar, der uns allen verdeutlicht, dass es keine Alternative gibt, wollen wir die Klimaziele erreichen, mehr Gerechtigkeit und die Erneuerbaren ausbauen.

Der Reporternde hat das in dieser Situation in diesem Supermarkt mit den vielen Nebengeräuschen leider falsch als "ich habe es im WDR Radio mitgekriegt".  Für ihn war das selbstverständlich und nachvollziehbar, er selbst kannte Hannah Mertens nicht, die junge Radiokollegin, die auch schöne und wichtige Aufklärungsfilme bei unseren anderen Kanälen macht, aber nun völlig zu Unrecht gleich als angebliche Tagesschau-Moderatorin mit Betrugsabsicht an den Pranger gestellt wird. 

Piercings sind kein Volontärsprivileg mehr

Woher hätte sie denn wissen sollen, dass der Reporter und sein Kameramann fürs Fernsehen unterwegs sind? Und woran hätte der Reporternde erkennen sollen, dass er eine Kollegin vor sich hat? Wohlstandspiercings in der Nase und Schmuck aus weiteren, unter ökologisch bedenklichen Bedingungen geförderten Metallen tragen junge Leute heute längst auch außerhalb der Kaderschmieden des Gemeinsinnfunks.

Nein, ich bin sicher, hätte das Kamerateam gewusst, dass die Kundin, die als einzige bereit war, vor der Kamera Begeisterung für die enormen Preisaufschläge zu heucheln, selbst eines der außerordentlich auskömmlichen Gemeinnsinn-Gehälter bezieht, die wir zahlen, um die Loyalität unserer Mitarbeitenden angesichts der zunehmenden grundlosen Anfeindungen zu stärken, dann wäre nie beschlossen worden,   ihre kurze und spontane Reaktion in den Beitrag aufzunehmen. Man hätte dann eben gewartet, ob noch jemand kommt, der sich entsprechend nach Wunsch äußert. Ich bitte also darum, das respektieren, dass selbst uns Fehler passieren, zumal unter Zeitdruck in der aktuellen Berichterstattung. Gedreht wurde ja nach der Frühschicht der jungen Kollegin, gesendet dann schon am Abend. das war also alles sehr eilig.

Zu wenig Kritik an zu zarter Aktion

Und keineswegs unkritisch, wie jetzt behauptet wird. Im Tagesthemen-Kommentar hieß es ausdrücklich, dass die Penny-Aktion nicht viel mehr sei als eine leicht durchschaubare PR-Aktion. Das an die Adresse derer, die überall Ideologie wittern. Trotz der kleinen Panne bei der Besetzung der Zeugenliste haben wir über den Anlauf des Tests, inwieweit sogenannte "wahre Preise", die sich hochbezahlte Wissenschaftler auf der Basis ungenannter Zahlen und Berechnungen ausgedacht haben, ausgewogen kritisch und distanziert berichtet. es ist doch klar, dass neun Artikel, die für eine Woche zu Beträgen angeboten werden, die auf Dauer niemand bezahlen kann, die Welt nicht retten können. Dazu braucht es mehr, dazu müsste das gesamte Sortiment umgestellt und alle Preise müssten dauerhaft so gestaltet sein, dass die Menschen davon abgehalten werden, bedingungslos zu konsumieren.

Das Versehen, in der Reportage irrtümlich eine junge Kollegin gezeigt zu haben, die dort nicht hätte sein dürfen, tut uns leid.Das Versäumnis aber, nicht noch deutlicher gemacht zu haben, wo der Schuh mit Blick auf die Klimagerechtigkeit wirklich drückt und wie dringend wir rasche Änderungen brauchen, der ist unverzeihlich.

Doku Deutschland: Mehr Folgen der klimakritischen Reihe


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Hass und die Hetze nehmen überhand!
Sie hat gesagt 'Ich komme grad von der Frühschicht beim WDR-Radio und war schnell noch beim Visagisten, weil ich das immer nach der Schicht mache und nicht vor der Schicht is doch logo lol oder.'
Das Team vom Wahrheitsfunk hat aber verstanden 'Statt 100% Klimapreisaufschlag würde den Leuten ein 200%-Aufschlag mal gut tun!'
Sowas passiert eben auch Profis mal!

Anonym hat gesagt…

Bernd wäre nicht überrascht wenn man den Systemfunk irgendwann einmal technisch sehr stark verändert . Z.B. mit Hydraulikzangen im Verteilerkeller der teilweise recht leicht zugänglich ist

Anonym hat gesagt…

Mit Dittsche, man weiß es nicht.
Aber warum sollte das nicht tatsächlich so abgelaufen sein: Aus Versehen, ohne Absicht, NICHT inszeniert. Warum soll eine Pullertrude von Salonbolschewistin nicht in voller, ehrlicher Überzeugung solchen Mulm von sich geben? Jedenfalls nicht völlig auszuschließen.
Nebenbei, behaupte ich keck: Zwei Drittel der Wahlberechtigten sind intellektuell überhaupt nicht in der Lage, zu begreifen, was hier vor sich ging. "Hä? Versteh' ich nicht ..."

Anonym hat gesagt…

>Aus Versehen, ohne Absicht, NICHT inszeniert

Nein, sie ist ein AfD-Maulwurf, und als sie auf dem Mikro groß und breit WDR stehen sah, dachte sie: Euch Lügenärsche reite ich jetzt mal schön rein!

Anonym hat gesagt…

OT Fefe entdeckt das perpetuum monetariae

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/windkraft-akzeptanz-buerger-beteiligung-100.html

Das Geld, das die Bürger über das EEG einzahlen, kriegen sie über das EEG wieder ausgezahlt.

Everone's a winner, baby!

Anonym hat gesagt…

sie sieht nicht besonders deutsch aus

Anonym hat gesagt…

"Der Reporternde", tolle Wortschöpfung, sehr gut. Es sollte mal ein Wörterbuch der super Gendersprache geben. Da gibt es bestimmt noch Luft nach oben.

Anonym hat gesagt…

"Der Reporternde" ! Falsch ! Es muss der, die, das m/w/d Reportende heißen. Soviel Zeit und Platz muss sein um es in korrekten Deutsch zu schreiben.

Anonym hat gesagt…

"korrektem Deutsch" soviel Zeit muss sein, wenn man schon motzt!

Volker hat gesagt…

Ich glaube, dass es ein Versehen war. Hätte es Methode, würden die ja dauernd solche Dinger drehen.