Neben der Bratwurst Thüringer Nationalgericht: Das Z-Steak, in das sich ein Stück Schwein verwandelt, wenn Orbansches Letscho als Beilage gereicht wird. |
Die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein hielt eine "rassistische Rede" bei der CDU, das sorgte landesweit für helle Empörung. Durfte sie? Durfte sie so? Wie weit geht die Meinungsfreiheit? Und : was ist eigentlich mit der Wortwahl? wann fängt die Strafbarkeit an, wo darf der Staat noch dulden, was ihm nicht gefällt? Pechstein, gebürtige Thüringerin, hatte unter anderem vom "Zigeunerschnitzel" schwadroniert, einer in ihrer DDR-Jugend weitverbreiteten Ersatzspeise in der volkseigenen Gastronomie. DDR-Köche kombinierten hier einfallsreich wie ihre Kollegen im Westen bei der Pizza Hawaii, was an Zutaten greifbar war: Fleisch vom volkseigenen LPG-Schwein. Und Letscho aus Paprika vom - damals noch - befreundeten ungarischen Brudervolk.
Eine gewöhnliche Mahlzeit
Für Pechstein eine ganz gewöhnliche Mahlzeit, die man nicht nur isst, sondern über die auch gesprochen werden darf. Wie der "Zigeunerbaron" von Johann Strauss oder das preisgekrönte Liebesdrama "Das Zigeunerlager zieht in den Himmel" drückt sich aus Pechsteins Sicht eher Verehrung als Abscheu in der Namenswahl aus. So wie Udo Jürgens "Griechischer Wein" keine Kritik an den bis heute turmhohen griechischen Staatsschulden, aber auch keine am griechischen Grenzregime formulierte oder der gebackene "Amerikaner" gegen die Anwesenheit von US-Truppen als Schutzmacht protestiert.
Im bis heute beinahe unregierbaren Thüringischen gehen die Uhren tatsächlich anders. Weit weg von Berlin und den anderen Zentren der Erweckung, tief in den Bergen versteckt, werden Zigeunerschnitzel und Zigeunersteak in verschwiegenen Wirtshäusern bis heute angeboten und die Namensgeber des Namen des Gerichts damit immer noch "fremdenfeindlich" (HNA) angegangen. Die Behörden vor Ort weigern sich unter Verweis auf Chinakohl, russischen Zupfkuchen und Schweizer Käse oft, gegen die Verantwortlichen vorzugehen. Mit Blick auf die aktuellen Umfrageergebnisse zur anstehenden Landtagswahl sei es nicht angeraten, die ohnehin angespannte Stimmung durch hartes und entschiedenes Durchgreifen im Sinne der früheren Sinti und Roma, die augenblicklich allerdings korrekt als Rom*nja und Sinti*zze zu bezeichnen sind.
Traditioneller Name soll verschwinden
Claudia Pechstein offenbarte mit ihren Aussagen ihr Desinteresse an einer Volksgruppe, die seit 600 Jahren in Mitteleuropa lebt, deren traditioneller Name nun aber hier nichts mehr zu suchen haben soll. Ausgerechnet die Diskussionen nach Pechsteins ruckliger Rede auf dem CDU-Grundsatzkonvent in Berlin spiegeln die deutsche Seele in ihrer ganzen Abgrundtiefe wider: Während die vielmalige Olympiasiegerin sich auf "große Zustimmung in der Bevölkerung" und "zahlreiche positive Nachrichten" berief, sezierten progressive Medienarbeiter "ihre in Teilen homophobe und rassistische Rede" inhaltlich. Pechstein habe "von Kindern gesprochen, die lieber Mama und Papa sagen wollten, von abgelehnten Asylbewerbern, vom Gendern und von der Furcht der Bevölkerung im öffentlich-rechtlichen Nahverkehr" - allesamt Themen, deren bloße Erwähnung die Zielrichtung offenbart: Hier geht von extrem rechts nach links.
Und dann eben auch noch das, was die Aufklärer als "Z-Schnitzel" bezeichnen müssen, weil sie das Wort selbst ja nicht verwenden dürfen. So wird Pechstein in der Taz der Vorwurf gemacht, sie habe "Z-Schnitzel" gesagt - erstens falsch, denn sei sagte Zigeunerschnitzel. Zweitens Unsinn, denn die Taz selbst verwendet das Wort ja. Ebenso das preisgekrönte Faktencheck-Portal Volksverhetzer, das behauptet, Claudia Pechstein habe beklagt, "dass man nicht mehr „Z*******schnitzel“ sagen dürfe". Offenkundige Fake News, denn diesen an das sogenannte "N-Wort" angelehnten Aushilfsbegriff hat die 51-Jährige nachweislich gar nicht verwendet. Claudia Pechstein hat eindeutig Zigeunerschnitzel gesagt. Aber weil das Wort verboten ist, kann man ihr das nicht vorwerfen.
Eiertanz um das Unsagbare
Es muss dann, einer verqueren inneren Logik folgend, heißen, Pechstein habe vom "Z-Schnitzel" gesprochen. Was wiederum, Taz und Volksverhetzer verwenden diesen Begriff ja auch, kein Problem wäre, würde es denn stimmen. Der Vorwurf ist also Unsinn, er zeigt aber die semantischen Grenzen eines Sprachgebrauches, der Inhalte bereitwillig opfert, wenn er glaubt, dafür Distinktionsgewinne einstreichen zu können. Das selbstdefinierte Unsagbare steht dem sagen im Weg und führt bei der öffentlichen Anklage zu ungelenken Eiertänzen. So wird AfD-Chef Tino Chrupalla im "Morgenmagazin" zum Strafverfahren befragt, das seinem Parteigenossen Björn Höcke wegen dessen SA-Zitat "Alles für Deutschland" (MDR) bevorsteht. Der Interviewer vermeidet es angesichts der Strafbarkeit peinlichst, die drei Worte auszusprechen. Chrupalla tut es dann doch - droht ihm nun ebenfalls eine Anklage?
Es sind Schwierigkeiten einer ganz neuen Art, die sich aus den Umständen ergeben, dass Ersatzworte umschreiben sollen, was Empörung auslöst, dazu aber darauf angewiesen sind, dass die Adressaten der entsetzlichen Botschaft die mit Pieptönen in Sternchenform aufgeblasene Umschreibung aufgrund ihres Vorwissens korrekt in den empörenden Originalbegriff übersetzen können.
3 Kommentare:
Volksverpetzers
...und dass man nicht mehr „Z*******schnitzel“ sagen dürfe. ...
Ist ein doppelter Rittberger der Selbstenthosung. Chapeau!
Im übrigen: Sie ist eine EHEMALIGE Eisschnellläuferin. Darauf legt die Einheitspresse großen Wert, denn 'ehemalig' klingt wie wertlos und vergessen.
Was Höcke gesagt hat:
„Alles für unsere Heimat...was für ein toller Titel, dem ich mich voller lnbrunst stellen kann, im Brustton der Überzeugung sage ich: ja, alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland. Gehen wir gemeinsam in Sachsen-Anhalt einen großen Schritt in eine bessere Zukunft...für Sachsen-Anhalt, aber letztlich auch für Deutschland. Liebe Freunde, alles ist möglich, wenn Ihr die AfD am 6.6. zur stärksten Kraft macht!“
Und dann brannten die Synagogen.
dann brannten die ...
Ist Ingrid Weckert ein Begriff?
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