Deutlich zu sehen: Das am schlimmsten vom Klimawandel betroffene Gebiet ist Deutschland. |
Kaum noch Wasser, rationierter Schatten in den Städten, unzureichend viele Wärmeschutzkammern und fehlende Warnungen an Ältere und Alte, ausreichend zu trinken. Vier Jahre nach dem feierlichen Festakt, bei dem die Stadtverwaltung von Konstanz am Bodensee gemeinsam mit der damals noch aktiven Klimastreikbewegung Fridays for Future angesichts einer zunehmend verzweifelter werdenden Lage den Notstand ausgerufen hatte, ist Deutschland im Kampf gegen das Klima kaum vorangekommen.
Rettung für die am schlimmsten betroffene Region
Der CO2-Ausstoß ist zuletzt wieder gestiegen, trotz gesunkener Industrieleistung. Der Energieausstieg stockt, die Wärmewende hakt und die Ampelparteien sind untereinander zerstritten darüber, wie das Zwei-Grad-Ziel noch erreicht werden kann. Selbst der Hitzeplan der Bundesregierung nimmt nach einer großen und vielbeachteten Ankündigung bislang kaum Fahrt auf. Weder sind die Adressenlisten in Arbeit, die dazu dienen sollen, Senioren später zweistündlich anzurufen, um sie an ihre Trinkpflicht zu erinnern. Noch wird bereits am Schattenkataster gearbeitet, das eigentlich bereits in diesem Sommer Fluchtzonen ausweisen sollte, in die sich Hitzegeplagte retten können, wenn es zu heiß wird.
Dabei belegen die aktuellen Temperaturen eindrücklich, dass kaum mehr Zeit bleibt. Eine aktuelle Europa-Karte des Umweltbundesamtes zeigt Deutschland als Glutofen des Kontinents. Statistiken zufolge ist nur die Schweiz noch härter von der menschengemachten Verwandluhng der ehemals so lebenswerten Region in Mitteleutopa in eine Hitzehölle betroffen. Allein 2022 gab es nach Berechnungen des Umweltbundesamtes in Deutschland 17,3 sogenannte heiße Tage, an denen Temperaturen von 30 Grad oder mehr gemessen wurden. Zum Vergleich: das als besonders warm geltende Italien zählte nur elf, Spanien nur zehn und Frankreich gar nur acht.
Rache der Natur an den Schuldigen
Kein einsamer einzelner Ausreißer, sondern augenscheinlich die gezielte Rache der Natur an einem Land, das jahrzehntelange geglaubt hatte, sich ungestraft im Glanz des mit exorbitanten Emissionen erkauften Titels "Exportweltmeister" sonnen zu können. Nicht nur 2022, sondern auch schon in den Jahren 2003, 2015 und 2018 war die sogenannte "Belastung durch Hitze" (BdH) überaus überdurchschnittlich. In diesen Jahren gab es in Deutschland gemittelt zwischen 18 und 20 heiße Tage, weit mehr als irgendwo sonst nördlich des Mittelmeeres.
Zudem fällt auf, dass nach der Anzahl der heißen Tage gerechnet alle zehn wärmsten Jahre aller Zeiten nach dem Jahr 1994 registriert wurden, als nach langen Kämpfen endlich die Klimarahmenkonvention in Kraft getreten war, die den Klimawandel erstmals als eine ernsthafte Bedrohung einstufte und das Ziel der Staatengemeinschaft formuliert, eine gefährliche Störung des Klimas zu vermeiden.
Auch früher war es selten warm
Richtig ist, dass hohe Temperaturen an einzelnen Tagen bereits vor Jahrzehnten gemessen wurden. So waren es unter anderem in Bremen 36 Grad im August 1943, in Köln-Stammheim 37,9 Grad im Juni 1947 und in Potsdam 38,4 Grad im Juli 1959. Den Spitzenplatz unter den heißen Sommern belegt der des Jahres 2003 mit einer Durchschnittstemperatur von 19,7 Grad - auch schon wieder 20 Jahre her. Alles diese Messungen und Statistiken, die starken Schwankungen der Jahreswerte und der Umstand, dass es in diesem Juni deutlich kühler ist als im vergangenen, widerlegen jedoch nicht die Warnungen vor einer Erderwärmung, die in den am heftigsten betroffenen Regionen zu "Schwindel, Verwirrtheit, Erschöpfung, Hitzschlag" (Bundesgesundheitsministerium) führen wird.
Denn "insgesamt ist der Trend seit Beginn der Aufzeichnungen deutlich steigend", warnt das Umweltbundesamt, dessen Klimamodellierungen zeigen, dass in Deutschland auch in der absehbaren Zukunft mit "länger anhaltenden Hitzeperioden" und "somit einer steigenden Anzahl Heißer Tage zu rechnen ist" (Originalschreibweise Umweltbundesamt).
Gedenken an die ersten Klimaopfer
Im Gedenken an die Toten der legendären "Mega-Hitzewellen" von 2003 und 2010 haben führende Klimatologen bei Twitter bereits den Notstand ausgerufen. Auf der Grundlage von Schätzungen der sogenannten Übersterblichkeit hatte der extreme Hitzesommer 2003
in Deutschland zu etwa 7.600 zusätzlichen Todesfällen geführt, auch in den Jahren 2006 und
2015 waren jeweils über 6.000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland zu
beklagen. Das Sterben ließ erst im Jahr 2010 nach, das den "Hitzerekord von 2003 geknackt" (Spiegel) hatte, allerdings verglichen mit 1994, als das Land fünf Wochen lang unter tropischer Hitze stöhnte, weil der Juli
Jahrhundertrekorde brach, vergleichsweise wenige Opfer forderte.
Das war damals ein Vorgeschmack auf die Treibhauszukunft, so prophezeien es die Rechnungen der Klimaforscher im "Spiegel", der eine "Vorahnung der Treibhaushölle" schnuppern konnte. Hähnchen verdursteten in den überhitzten Mastställen. Veterinäre in Niedersachsen beklagten Sonnenbrand bei Kühen. In Schleswig-Holstein verdorrte das Futtergras und in Mecklenburg verschrumpelten die Pflaumen am Baum. Mittlerweile hat sich der Blick auf diese katastrophalen Vorzeichen zum Teil gewandelt, der Sonnenbrand ist nun ein Parasitenfbefall, die letzten Masthähnchen starben im vergleichsweise kühlen Sommer 2015 an brütender Hitze und schon fünf Jahren verdorrt auch kein Futtergras mehr.
2 Kommentare:
Wenn mich der Lauterbach wegen so einem Scheiß ungebeten anruft, erwürge ich ihn durch das Telefon.
Jetzt ist es bei uns noch heiß, aber wenn wir erst die Wärmepumpen haben, wird uns der Rest der Welt um unser erreichtes 2-Grad-Ziel beneiden. Die können verschmoren in ihren fossilen Abgasen.
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