Ein kurzer Moment der Spannung beim Länderspiel gegen Kolumbien: Wird auch der Angriff der Letzten Generation auf das deutsche Tor gelingen? |
Dem alten Mann war der Ärger anzusehen. Rudi Völler, weißes Haar, weißer Bart, weiße Haut, wusste nicht richtig, was er sagen sollte nach dieser dritten desaströsen Vorstellung der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen einen eigentlich unterklassigen Gegner. Der 63-Jährige, ehemals selbst Stürmer und Trainer im ehemals liebsten Team der Deutschen und nun irgendetwas mit Direktor beim Deutschen Fußballbund, schaute in die Kamera, als könne jeden Moment ein "alle rausschmeißen" aus ihm herausplatzen.
Völler beließ es dann bei nebulösen Andeutungen, dass es diesen oder jenen treffen werde, Spieler, "bei denen es vielleicht nicht reicht". Betonung auf Spieler. Der Trainer an der Seitenlinie, eigentlich bereits nach dem fürchterlichen Anschneiden bei der Regenbogen-WM in Katar kündigungsreif, soll bleiben dürfen, komme auch, was da wolle. Er ist der richtige Mann. Auch, weil kein anderer greifbar ist.
Immer wieder Besserung
Für das Spiel gegen Kolumbien, das dritte in einer Serie von Vorbereitungsbegegnungen auf die Heim-WM im kommenden Jahr, hatte Hansi Flick wie immer Besserung versprochen. Die Euphorie, die die als nach dem "bombigen" Weltmeistertitel von 2014 als "Mannschaft" zusehends in höhere Sphären abgedriftete DFB-Elf zusammen mit Funktionären und Politikern mit unsäglichen Auftritten langsam, aber gründlich zerstört hat, sie sollte durch engagierte Auftritte mit funkelnden Siegen wiederbelebt werden. Flick spricht dieses Gebet seit Monaten, ein gelehriger Schüler seines früheren Chefs Joachim Löw und ebenso wie der jederzeit in der Lage, ein ganzes Land in grenzenlose Langeweile zu schwatzen.
Auf dem Platz ist die Wahrheit dann allerdings immer noch langweiliger: Eine Elf, die wirkt, als könne keiner den anderen leiden, schleicht über den Rasen, als wolle sie eigentlich Golf spielen, habe aber ihre Schläger vergessen. Spielen könnten sie, sie wissen aber sichtlich nicht wie und warum. Und Kampf war gestern. Steinern das Gesicht des Cheftrainers, regungslos die Kompanien an Betreuern. Die Ränge schweigen meist auch fein still. Der deutsche Nationalmannschaftsfan hängt eine Fahne mit seinem Namen an den Zaun, um Stimmung zu machen.
Angriff der Letzten Generation
Vorm Expertenmikrophon sitzt Steffen Freund, mehr Haudegen als Intellektueller, und er hat Mühe, verbal mit den Frechheiten Schritt zu halten, die geboten werden: Gegen Kolumbien markiert ein überraschender Angriff der "Letzten Generation" auf das deutsche Tor den Höhepunkt der ersten Halbzeit. Trotz der guten Absichten der Aktivisten, die sich an die Pfosten kleben wollen, um die Klimakatastrophe zu verhindern, blendet das offizielle Signal das deutliche Zeichen für mehr Klimaschutz aus. Freund muss es erklären. Er klingt geradezu erleichtert. Endlich passiert etwas dort unten, das ein durchschnittlicher Verstand begreifen kann.
Der Rest der Vorstellung bleibt hinter einem Vorhang an Andeutungen verborgen. Die nach dem blamablen 0:2 vor die Kamera tretenden Spieler erscheinen fassungslos, der Bundestrainer glaubt an Wunder, der RTL-Reporter traut sich nicht, relevante Fragen zu stellen, und Lothar Matthäus weiß etwas, will es aber erst mal nur andeuten mit Hinweisen auf eine ausgestorbene Art Fußballer, die früher in Schwarz und Weiß zugange war: Rumpelnd, aber zu allem entschlossen. Untertalentiert, aber kampfbereit. Matthäus wiegt den Kopf. Fehlt der Wille? Fehlt das Können? Wo ist die Mannschaft? Reicht der Regenbogen etwa doch nicht, um Titel zu erobern? Und addieren sich 22 Zauberfüße mit 44 Wurzeln nicht automatisch zu einem Anwärter auf Fußballthrone?
Eine deutsche Problemlage
Eine sehr deutsche Problemlage, erinnert sie doch fatal an die gesamtgesellschaftliche Lage. Nichts geht mehr, an der Bildung hakt es, der Strom ist zu teuer, die Regierung zerstritten, die Nazis auf dem Vormarsch, Europa gespalten, der Osten verloren, die Leute sprechen nicht mal Englisch, wollen aber keine neuen Heizungen, sondern AfD wählen. Vom Wumms und vom Doppel-Wumms keine Rede mehr, die Zeitenwende verschlafen wie damals den "Ruck" von Roman Herzog. Es fehlt an allen Ecken und Enden, trotz Pride-Monat, der überraschend raschen Einigung auf ein neues Einwanderungsrecht und der eigenen Vorreiterrolle bei der Rückkehr zur Kohleenergie.
Ein Land spielt gegen den Abstieg, wahrscheinlich sogar schon um das eigene Überleben. Die Bahn ist nicht pünktlich, der Bundeshitzeplan mit den rettenden Telefonketten für die Älteren noch ein Entwurf. Die Krankenhäuser stehen reihenweise vor der Pleite, die Industrie wandert ab, den Sparstrompreis bekommt nur Intel und alle Ministerien müssen sparen, weil die Munition sonst nicht einmal für die Bundeswehr reicht, die sowieso Nachwuchsprobleme hat.
Natürlich wird die DFB-Elf nicht aufhören, Fußball zu spielen, auch wenn sie wie seit Monaten und Jahren gar keinen Fußball mehr spielt. Gerade erst ist der neue DFB-Campus fertiggeworden, eine Art Zukunftszentrum für Schönspieler, die hier über einen Leisten geschlagen werden sollen, auf dass sie alle kicken können wie Sanè und Musiala. es braucht noch Zeit bis dahin. Aber nach der Bäckerlehre von Robert Habeck ist eine längere Pause ohne Betrieb kein Offenbarungseid und keine Insolvenz. Die träte erst ein, wenn die Nationalmannschaft immer weiter spielt und mit jeder Minute ihres fruchtlosen Kickens einen immer größeren Schaden anrichtet. Spielen sie nicht, gibt es auch kein Minus, so die einfache Rechnung des Klimawirtschaftsministers, die der DFB nun zumindest bis in den späten Sommer hinein befolgen wird.
6 Kommentare:
Haben es-gibt-nur-ein und Flick die after play partys gestrichen, weil die Angestellten auf offene Arbeitsverweigerung machen?
Früher wurden solche Partys im ÖRR Staatsfunkt noch begeistert kommentiert.
https://twitter.com/VenusYvi/status/1670798381956907009
🍑Doppelmoral: Tokio Hotel vs. Rammstein
Doppelmoral bei Inas Nacht im NDR.
Fand Ina es noch "gut", dass der Manager der Band Tokio Hotel, die Groupies vorher ausziehen ließ bevor sie zur Band durften, verweigert sie dem Keyboarder Rammsteins ein geplantes Interview
https://video.twimg.com/ext_tw_video/1670798147197575169/pu/vid/886x622/MWHmjqGVj5ff7B7y.mp4
STOPPT DEN FOSSILEN WAHNSINN
Kurz & doof, passt zum Sport. Die Geldgeber dürften zufrieden mit der Aktion sein, aber Fans haben sie wohl nicht dazugewonnen.
OT Klonovsky liefert den Clown des Tages
https://www.swr.de/swr2/literatur/antikanon-oswald-spengler-der-untergang-des-abendlandes-100.html
Obwohl weiß, weiß, alles weiß, spielt er nicht die Rolle des Weißclowns, sondern die andere.
Chapeau an den Weltgeist oder Gott oder Satan oder wer auch immer für diese Gestalt verantwortlich zeichnet.
Etliche von (((denen))) rechnen sich merkelwürdigerweise n i c h t dazu.
Ein bißchen sieht er ja aus wie von Fips (1900 - 1975) gezeichnet.
>Die Rasse des Denis S. ist ersichtlich, man mag es bedauerlich finden, die weiße.<
(Das sollte voranstehen, war merkelwürdigerweise wech.)
Nun gut, nochmal gekürzt: Markus Wiener sieht auch so aus, wie er heißt.
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