Dienstag, 2. Mai 2023

Kurse in der Krise: Und wo sind die Yachten der Erneuerbaren?

Romantische Windmühlen wie diese ersetzen in Deutschland nun auch die letzten Kernkraftwerke. Der junge Maler Kümram hat sie in Acryl gemalt. 

Das mit der Rechnung, die Sonne und Wind nicht schreiben, schien anfangs die beste Idee aller Zeiten zu sein. Nicht mehr als eine Kugel Eis, verursacht allein von notwendigen staatlichen Abgaben, Gebühren, Umlagen, Steuern und Kickback-Zahlungen für die Bürgerinnen und Bürger, würde die große Energiewende kosten. Zwar jede Familie und jedes ihrer Mitglieder.  

Der Gewinn ist virtuell

Aber selbst bei Jürgen Trittin, einem ganz frühen Visionär des erneuerbaren Energieausstieges, schlug weder das linke Gewissen noch das soziale Herz. Wer sich die Wärmewende und den ökologischen Umbau nicht leisten könne, der wolle nur nicht. Dann werde es Förderung und Forderung brauchen, sanften Druck und scharfe Verbote. Schließlich aber, das war immer so, werde der Bürger sich fügen und sich einrichten in einer neuen Normalität, in der die am meisten profitieren, die flink genug sind, die Zeichen der Zeit zu erkennen. 

Die Anleger des Solargiganten Q-Cells waren es, die von  Solarworld desgleichen. Der Staat spekulierte eifrig mit: Mit der einen Hand gab er Milliarden Fördermittel. Mit der anderes stieß es Teile seiner frühen Beteiligung ab, wenn die Kurse angesichts der goldenen Zukunftsaussichten euphorisch wurden. Einzigartig, dass es den im Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt tätigen externen Finanzfachleuten trotz einer Vervielfachung des Q-Cells-Kurses gelang, am Ende im Minus zu landen. Und sich das Ganze auch noch etwas kosten zu lassen.

Es riecht nur nach Geld

Zehn Jahre danach riecht es wieder nach Geld  auf dem Markt der Verteuerbaren. Mit den Bundesumbauplänen für die Energieversorgung, den Rückbau der Industriegesellschaft und der großen Transformation zum weltweiten Beispiel für regionale Wirtschaftskreisläufe, die eng um sich selbst rotieren, haben Bundespolitik und Medien eine Renaissance der Öko-Firmen ausgerufen. 

Wer immer Windanlagen herstelle, Wärmepumpen, Solarpanele oder grünen Wasserstoff, dem winkten gigantische Gewinne beim Entkoppeln der deutschen Lebensart von seinen traditionellen Lebensadern, heißt es. Der Bundesklimawirtschaftsminister selbst hat den Verkauf des Heizungsunternehmens Viessmann an einen Konkurrenten aus den USA ausdrücklich begrüßt. Die Übernahme durch die frühere Tochter des US-Rüstungskonzerns United Technologies Corporation zeige, wie attraktiv die Aussichten seien, in Bälde ganz Deutschland und Europa mit Wärmepumpen auszustatten. Durch die Lieferung aus einer Hand werde zudem alles noch schneller billiger.

Weg mit Schaden

Die Viessmann bislang nur nebenher produziert. Hauptsächlich bedeutet die rot-grün-gelbe Heizungswende für den Mittelständler aus Allendorf an der Eder das Ende der Herstellung der bisherigen Hauptprodukte Gasheizungen, Brennwertkessel und Holzverfeuerungsanlagen. Viessmann fängt neu an, mit Hilfe der Amerikaner, die die anstehenden Milliardeninvestitionen einfacher stemmen können als es der deutsche Mittelständler allein gekonnt hätte. 

Dafür fließt ein Großteil möglicher Gewinne künftig nicht mehr nach Berlin, sondern über den Atlantik zum Hauptsitz des Mutterkonzerns in Florida. Abzüglich natürlich der globalen Mindeststeuer, deren Verkündigung durch Olaf Scholz sich in Kürze zum zweiten Mal jährt.  So dass nun nur noch der Zeitpunkt zu klären wäre, zu dem sie eingeführt wird, weil der ursprüngliche Termin ja unterdessen auch schon wieder verstrichen ist. Time flies!

 Im kalten Wind of change

Wird aber überhaupt etwas zu holen sein im Land, wo der Wind unablässig weht und die Sonne immer scheint? Ein Blick auf die in den Börsenkursen enthaltenen Informationen über die Aussichten der Öko-Branche verstört jeden Betrachter: Die großen Fonds, die das Thema Erneuerbare Energie reiten, zeigen desaströse Kursmuster. In zwei Jahrzehnten, in denen der Dax sich verdreifacht hat, gelang es  dem Invesco Energy Transition-Fonds, nicht einen Cent zuzulegen. Der BGF Sustainable Energy Fund- Anlageziel ist ausdrücklich nicht nur die Rettung der Welt, sondern auch die "Maximierung der Erträge" schaffte zwar eine Verdopplung seit 2001. Seit 2007 aber kam kein Gewinn mehr dazu - dasselbe hätte haben können, wer vor 14 Tagen Bitcoin gekauft hätte.

Einzelaktien erzählen die gleiche trübe Geschichte von großen Erwartungen und den unendlichen Mühen der Ebene. Der Windturbinenhersteller Nordex, die Siemens Wind-Tochter Gamesa, der Grüngas-Hersteller Ballard Power, der Solarpark-Betreiber Encavis, selbst der dänische Wind-Gigant Vestas - überall herrscht Tristesse statt Euphorie, selbst beim Bio-Gas. Der von der EU ausgerufene Green Deal, dieser bisher umfassendste Eingriff der überstaatlichen Autorität in die Märkte, er wird von den Anlegern behandelt, als sei er längst tot und begraben. Die einzigen, die hier Gewinne machen, sind die chinesischen Lieferanten des zweiten deutschen Kätzchenzoos.

Dabei wurde der große Plan, bis 2050 als erster „Kontinent“ klimaneutral zu werden, bereits 2020 verkündet, so dass seit drei Jahren nur noch zu klären ist, wann es losgehen soll mit dem "Mechanismus für einen gerechten Übergang" ("Just Transition Mechanism"), der weltweit ersten "grüne Liste" für "nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten, die auf einem neuen gemeinsamen Klassifizierungssystem mit einheitlichen Begrifflichkeiten" für Gut und Böse beruht und der Green Recovery zur "Gestaltung eines Strukturwandels hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft". 

Wo bleibt der verdammte Boom

Doch nirgendwo Zeichen von Aufbruch, keinerlei Hinweise auf einen bevorstehenden Boom. Stattdessen mitten in der großen Transformation, die Windkrafthersteller, Solarparkanlegern, Produzenten nachhaltiger Heiztechnik und Anbietern von nachhaltigem Sprit den Himmel öffnen soll, unromantischer Überlebenskampf. es geht ihnen allen schlecht, vielen sogar richtig mies, selbsternannte "leader in the renewable energy industry" (Siemens Gamesa) betteln um mehr Hilfe, andere mussten sich sogar schon retten lassen.

Wo bleibt er nur, der "verdammte Boom", wie es die grüne Vordenkerin Ricarda Lang nennen würde, wüsste sie nicht sicher, dass er schon längst da ist oder doch da sein müsste. Dort, wo die Schaufeln gehandelt werden, mit denen die erfolgreichen Anleger den anderen, die nicht erfolgreich sind, das Wasser abgraben, gibt es eine Anekdote aus einer ganz anderen Zeit, die die Situation nichtsdestotrotz sehr schön beschreibt: "Dort unten am Yachthafen liegen all die Yachten der mächtigen und erfolgreichen Wall-Street-Broker", erklärt einer der Händler seinem Kunden. Der spontan fragt: "...und wo sind die Yachten der Anleger?"


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

>Dabei wurde der große Plan, bis 2050 als erster „Kontinent“

Anführungszeichen? Seit Putinrussland aus dem Kreis der Gerechten verbannt wurde, zählt die EU als Kontinent. Die Artikel auf Wiki werden demnächst angepasst.

ppq hat gesagt…

die geografie würfelt nicht

Anonym hat gesagt…

OT
Ein Kommentator bei EIKE: Im Vakuum kann es keinen Rückstoßantrieb geben.
Spackosphäre, wohin man schaut. Wehe! Und nicht nur wehe, sondern auch ach. Wir sind im Ursch.

Anonym hat gesagt…

>Ein Kommentator bei EIKE: Im Vakuum kann es keinen Rückstoßantrieb geben.

Mit solchen Vollidioten habe ich vor >10 Jahren auf Wikipedia diskutiert. Passiert mir seit langem nicht mehr.