Donnerstag, 25. Mai 2023

Kalter Krieg: Wie Russland uns die Heizpumpe madig macht

Bei ungedämmten alten Häusern hilft es oft, die Wärmepumpe leistungsmäßig einfach kräftig überzudimensionieren.

Die Bundesregierung hat es bereits beschlossen, die Zustimmung des Bundestages und des Bundesrates gilt als Formsache und als gesetzlich vorgeschriebene Heizlösung wäre die Wärmepumpe dann auch in der Lage, wirklich alle Öl- und Gasheizungen im Land binnen kurzer Zeit zu ersetzen. Doch zu der gar nicht so neuen Technik werden fake news gestreut, es kursieren Mythen und Märchen, die der gesamten Technologie oft zu Unrecht Nachteile andichten.  

So heißt es unter anderem, dass Bundestag und Bundesregierung bis heute auf die Nutzung von Wärmepumpen verzichten, dass auch die EU-Kommission in ihrem Gebäudebestand weiterhin traditionelle Heizungen bevorzuge und dass die hohen deutschen Strompreise - beinahe immer noch Weltrekord - eine Nutzung von Elektroenergie zum Heizen eher teuer machten. Der Ursprung vieler solcher Behauptungen liegt natürlich nicht in der Realität, sondern in Moskau, wo bereits seit Monaten versucht wird, mit gezielt gestreuten Gerüchten über die Nord Stream-Sprengungen, die Effizienz der neuen Öko-Heizungen, den angeblich hohen Anteil an Kohlestrom im deutschen Netz und vermeintlichen Streit in der Ampel Unsicherheit bei Bürgerinnen und Bürgern zu sorgen. 

Ziel ist es, Kräften um die Linkspartei und die rechte AfD in den Sattel zu helfen, mit denen es dann zum Friedensschluss und zum Verrat an der Ukraine kommen soll. Hintergründe, die bislang kaum bekannt sind.

Noch vor der Sommerpause wird der Klimaschutz einen Riesenschritt machen, wenn die Bundesregierung das Gesetz zum Abschied von Gas- und Ölheizungen (GzAGÖ) ins Parlament einbringt. Künftig sollen Wärmepumpen für warme Wohnungen und Häuser sorgen, dabei aber Natur und Umwelt und damit das Klima schonen. Gezielt geschürt wird von interessierten Kreisen die Skepsis gegenüber einer Technik, die in Kühlschränken bereits seit Jahrzehnten verbaut wird. Ein PPQ-Faktencheck beleuchtet die verschiedenen Behauptungen - etwa, dass eine Wärmepumpe sich oft nicht rechne, wegen des hohen Braunkohlestromanteils in Deutschland in höchstem Maße klimaschädlich sei und in alten Gebäuden für kalte Wintertage ein traditionelles Backup in Gestalt einer Gas- oder Ölheizung brauche. Was davon nicht stimmt und was nicht, klärt dieser Faktencheck. 

Behauptung: Bei einer Wärmepumpe werden die Heizkörper nicht allzu warm. 

Bewertung: Richtig. 

Fakten: Auch bei einer Wärmepumpe werden Heizkörper warm, aber eben nicht so warm, dass die bisher benutzten kleinen Heizkörper ausreichen, genug Wärme abzustrahlen, um ganze Räume zu heizen. Wärmepumpen sind Niedrigtemperaturheizungen, die Wärme aus der Umwelt sammeln und sie mit Hilfe von Strom quasi anreichern, bis eine Temperatur von meist zwischen 35 und 55 Grad Celcius erreicht ist. So warm werden dann auch die Heizkörper. Nach den Ergebnissen eines Forschungsprojekts des staatlichen Fraunhofer-Instituts reicht das durchaus, auch in alten und älteren Gebäuden, die nicht zusätzlich gedämmt sind. Der Nutzer hat dabei immer die Wahl: Mit den niedrigen Vorlauftemperaturen dauert es sehr lange, Räume mit Hilfe kleiner Heizkörper auf normale Wohntemperaturen zu heizen, das Auskühlen geschieht allerdings genauso schnell wie bisher. Daher sollte eine Wärmepumpe am besten durchweg laufen, auch wenn das ständig Strom verbraucht.

Behauptung: Hauseigentümer müssen bis zu 300.000 Euro für einen Umbau zahlen.

Bewertung: Richtig. 

Fakten: Ist ein Haus alt, viel zu groß und ungeeignet für den Einsatz einer Wärmepumpe, sind die genannten 300.000 Euro durchaus korrekt. Russische Einflussagenten nutzen diese für viele erschreckende Summe deshalb, um glaubwürdig zu erscheinen: Muss ein altes Haus komplett energetisch saniert werden, inklusive Dämmung, Fußbodenheizung, Wärmepumpe, Solardach, neuer Fenster und Türen, wären Kosten in dieser Höhe erwartbar. Es geht aber durchaus in den meisten Fällen viel billiger. Wer nur eine  Wärmepumpe einbaue, komme bei einem ungedämmten Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche oft mit 25.000 bis 65.000 Euro aus. 

Behauptung: Eine Wärmepumpe rechnet sich finanziell nicht. 

Bewertung: Falsch.

Fakten: Natürlich kostet die Anschaffung einer Wärmepumpe selbst dann mehr, wenn auf alle notwendigen Begleitumbauten verzichtet wird - trotz staatlicher Förderung (maximal 40 Prozent, gedeckelt auf 60.000 Euro pro Wohneinheit). Doch entgegen den Behauptungen der Gegner der Wärmewende spielt das neue Heizsystem seine Kosten über die Jahre wieder ein. Bei Ausgaben von 50.000 Euro ist aktuell ein Kreditbetrag von 130.000 Euro abzuzahlen, das macht 6.500 Euro für Zinsen und Tilgung im Jahr. Dazu kommen etwa 1.500 Euro Stromkosten im Fall eines energetisch sanierten Einfamilienhauses oder 2.500 bis 3.500 Euro im unsanierten Originalzustand. Verglichen mit dem Nutzer einer Gasheizung spart der Wärmepumpenbesitzer bis zum zwischen 800 und 1.000 Euro im Jahr an reinen Heizkosten - auch ohne eine noch zu erwartende Senkung der Preise von Wärmepumpen rechnet sich die Anlage damit nach spätestens 100 bis 130 Jahren. 

Behauptung: In Deutschland sei der Strom zu teuer für die Nutzung als Wärmequelle.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Eine Wärmepumpe benötigt zwar Strom, der pro Kilowattstunde teurer ist als Erdgas, doch die Effizienz der Technologie gleicht das beinahe aus. Beispiel Gasheizung: Wenn ein Haus 20.000 kWh Wärme pro Jahr braucht, in 15 Jahren also 300.000 kWh, kommt der Besitzer bei einem Gaspreis von derzeit etwa 10 Cent pro kWh auf 30.000 Euro für den Betrieb. Dazu kommen etwa 10.000 Euro für die Heizungsanlage. Das macht insgesamt 40.000 Euro. Beispiel Wärmepumpe: Die benötigt über den gleichen Zeitraumwegen ihrer höheren Effektivität  nur 5.000 kWh Strom pro Jahr - bei 40 Cent pro kWh also 30.000 Euro in 15 Jahren. Wenn der Einbau der Wärmepumpe 30.000 Euro kostet und die Gemeinschaft der Steuerzahler davon ein Drittel übernehme, betrage die Gesamtsumme 50.000 Euro. Im Vergleich zur Gasheizung bedeutet das Mehrkosten von 10.000 Euro, im Fall einer Wärmepumpe, die unter nicht idealen Bedingungen arbeiten muss (Haus ungedämmt, alte Fenster, alte Heizkörper), sind es 10.000 kWh Strom für 20.000 kWh Wärme, also 60.000 Euro in 15 Jahren. Unwesentlich mehr als beim Gas, denn die Mehrkosten verteilen sich auf viele Jahre.

Behauptung: Die Wärmewende ist zu kompliziert in der Umsetzung, die Ampel hat zu viele von Ausgleichs- und Ausnahmebestimmungen verabredet.

Bewertung: Teilweise falsch

Es stimmt, dass die FDP vor allem reiche Vermieter schützen, die SPD erfolgreich darauf gedrungen hat, Arbeiter und Angestellte sowohl in abgezahlten als auch in noch nicht abgezahlten Einfamilienhäusern zu schonen, und die Grünen auf der Beibehaltung der grundsätzlichen 65-Prozent-Regel bestanden, die bis dahin noch niemand verstanden hatte. Danach muss jede deutsche Heizung zum Stichtag zu mindestens 65 Prozent mit sogenannten erneuerbaren Energien versorgt werden. Nach den Regeln der EU-Taxonomie zählen darunter allerdings auch Atom-, Gas- und Kohlestrom. Das erleichtert die Umstellung für viele ärmere Menschen nicht, erschwert aber das Verständnis. 

Das Gute-Heizung-Gesetz (GHG) kann damit nicht mehr wie anfangs gedacht nur das Weltklima schützen, es ist auch so gestaltet, dass die drei Parteien bei der Bundestagswahl in zwei Jahren nicht von einem Wutsturm sich enteignet fühlender Querbürger hinweggefegt werden. Um das wirksam zu verhindern, hat Robert Habeck nach der bereits beschlossenen Übernahme eines Teils der Stromkosten von reichen Wärmepumpenbesitzern durch die ärmeren Schichten einen zusätzlichen Klimabonus ins Umbaupaket verhandelt: Wer arm, armutsbedroht oder von Sozialleistungen abhängig ist, bekommt zu den 30 Prozent der direkten Umbaukosten, die ohnehin der Steuerzahler übernimmt, weitere 20 Prozent aus einem eigens mit Hilfe neuer Schulden geschaffenen Sondervermögen überwiesen. 

Behauptung: Finanziell lohnt sich das nur für Reiche. 

Bewertung: Falsch

Das Argument, die Wärmewende rechne sich finanziell nur für die, die ohnehin schon wohlsituiert sind, wird immer wieder vorgebracht. den Einbau einer Strom- oder Wasserstoffheizung, aber nur in Bestandsgebäuden, in die der zuständige Versorger in den nächsten 62 Jahren keine Fernwärmeleitung legen will, könnten sich nur Reiche leisten. Auch Biomasse oder Biomethan wären denkbar, allerdings nur in Gebäuden mit ungeraden Baujahren, die nicht über einen Fahrstuhl oder einen EU-konformen Paternoster verfügen, mit dem sich das eigene E-Autos über nach durch zwischengespeicherten Solarstrom aus nachhaltigen Dachanbau laden lässt.Richtig ist aber, dass Hauseigentumsbesitzer:innen ab Inkrafttreten des Gesetzes bei der Heizbehörde nachweisen müssen, dass sie keinen Versorger kennen, der ihr Haus oder oder die vermietete Wohnung ab 1. Januar 2030 zu 50 Prozent mit klimafreundlichen E-Fuels versorgt und ab 2035 sogar 65 Prozent liefern kann. 

Diesen sogenannte Negativnachweis gilt als unbürokratische Lösung, die viele Fesseln lösen wird. Heizen mit Kohlestromheizung oder einer Solarthermieanlage bleibt erlaubt und ist sogar erwünscht. Dies gilt sowohl in Neubauten wie auch beim Ersatz defekter Heizungen im Altbau. Brennwertkessel, die im Zuge der ersten Phase der Umsetzung nicht kaputtgehen wollen, dürfen von Fachfirmen ausgebaut werden, müssen dann aber bei Bundesheizungssammelstellen zur Entsorgung abgegeben werden.

Behauptung: Eine Wärmepumpe ist nicht klimafreundlicher als eine Gasheizung. 

Bewertung: Richtig.

Fakten: Mit einer Gasheizung kann die Wärmepumpe wirklich nicht mithalten. Da eine Gastherme ihren Treibstoff direkt in Wärme umwandelt, und das mit einem Wirklungsgrad von bis zu 96 Prozent, fällt die elektrisch getriebene Wärmepumpe hier tatsächlich deutlich ab. Deutschland nutzt nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) derzeit zu etwa einem Drittel Strom aus klimaschädlicher Kohle, das heißt in einem Wärmepumpenhaushalt wird ein Drittel der Heizleistung äußerst klimaschädlich bereitgestellt: Gasverbrennung verursacht etwa 250 Gramm CO2 pro kWH, der Strommix in Deutschland liegt zeitweise bei mehr als 600. Dazu kommt die Ineffizienz der mehrfachen Umwandlung: Erst wird Kohle verbrannt, um Dampf zu erzeugen, der treibt eine Turbine, die einen Generator antreibt, der Strom erzeugt, der über aufwendige Fernleitungen und viele Umspannstationen bei hohen Leitungsverlusten zum Verbraucher transportiert werden muss. 

Behauptung: In Altbauten ist der Einbau einer Wärmepumpe auch wegen der fehlenden Fußbodenheizung unmöglich. 

Bewertung: Falsch. 

Fakten: Es ist nicht entscheidend, ob man eine Fußbodenheizung hat oder Heizkörper, die einzige Frage ist, ob man sich die höheren Kosten für eine klimaschädliche, teure Heizung leisten kann und will. Auch im wenig sanierten Altbau mit Heizkörpern, der nur gemietet ist, kann eine Wärmepumpe zuweilen ausreichen, um die gesetzlich vorgeschriebenen Zimmertemperaturen zumindest zeitweise zu gewährleisten. In Fällen, in denen die schon verbauten Heizkörper überdimensioniert seien, trifft das in jedem Fall zu. Dass Wärmepumpen nur mit einer Fußbodenheizung funktionieren und nur mit einer eigenen Solaranlage nebst Speicher wirklich lohnenswert seien, sei ein Mythos, der gezielt gestreut worden sei. Auch wenn zutreffe, dass Wärmepumpen ohne Eigenstromerzeugung, Speicher, Dämmung, energetische Sanierung und Fußbodenheizung teurer, schmutziger und ineffizienter seien als Erdgas-Brennwertkessel, sei unter Berücksichtigung der Ziele der Bundesregierung ein Umstieg möglich.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bernd wird sich einen glimmenden Castorbehälter in den Keller stellen .

Freiwillige Helfershelfer fächeln die warme Luft dann ins Wohnzimmer

Anonym hat gesagt…

Ich verstehe irgendwie das Problem nicht. Einfach den Strom für die Wärmepumpe mit einem Diesel vor Ort erzeugen und die Abwärme des Motors über den Wärmetauscher der Pumpe abführen. Schon hat man hervorragenden Wirkungsgrad und Unabhängigkeit vom Stromversorger, d.h. auch die Zählermiete entfällt. Der nächste Schritt wäre jetzt, den Elektroantrieb des Kompressors durch den Diesel zu ersetzen, damit das Gerät kompakter und günstiger wird. Wo kann ich das Patent einreichen?

Anonym hat gesagt…

Durchaus kein Grund zum Witzeln, mit Verlaub. Man befasse sich mit der Geschichte des DRITTEN Punischen Krieges ...