Je später der Abend, desto rustikaler wurden auch in Berlin die Getränke.
Noch einmal kamen sie alle zusammen, die Berichterstatter und die, über die Bericht erstattet wird, die Spaltenanweiser, Talkshow-Gastgeber, Strippenzieher und Visionäre der gesellschaftlichen Transformation. Der 70. Bundespresseball in Berlin vereinte die Berliner Republik unter dem aufrüttelnden Motto "Für die Pressefreiheit". Ein deutliches Zeichen als Signal an den zuletzt arg kritisierten Springer-Chef Mathias Döpfner, dem unzulässige Verkürzungen in privaten Kurzmitteilungen vorgeworfen werden.
Tanz für die Freiheitsrechte
Doch trotz der um die Stärkung der Freiheitsrechte bemühten Überschrift und der nicht nur klimatisch schwierigen Zeiten: Erste Berichte aus dem Innenleben Bundesparty beschreiben eine "rauschende Ballnacht", die weit mehr war als ein bloßes Schaulaufen von Politikern, kritischen Komunisten, mutigen Reporten, Talkshow-Masters und Showstars wie -sternchen. Im Hotel Adlon, schon zu früheren Zeiten Lieblingsort der streng abgeschotteten Feiern deutscher Eliten, schoben sich die 2.200 Mitgliederinnen und Mitglieder der politischen Klasse entspannt und bester Laune am Buffet vorbei.
Deutschland kann es noch, und mag auch draußen vor der Tür so mancher bang in eine ungewisse Zukunft mit unklarere Heizlage schauen, hier drin tut der prima Stimmung keinen Abbruch. Der Bundespresseball, einfache Karte für 390 Euro, Promi-Ticket 600 Euro für ein eigens kreiiertes Menü von Zwei-Sternekoch Reto Brändli, bietet für die crème de la crème Momente des Innehaltens, der Selbstvergewisserung und des Atemholens für die nächsten anstehenden Aufgaben, die schnell beschlossen werden müssen, damit niemand etwas merkt.
Die Elite wird eins
Leib und Seele, Politik und ihr verbeamteter Applaus, sie werden eins bei Austern, Käse und Kalbsrücken wurden mit viel Champagner heruntergespült. In Zeiten verstärkter Sparsamkeit gab es aber auf Wunsch auch bescheidene Bisque aus bretonischem Hummer, Wagyu Short-Rip mit Auberginenkompott und für die Süßmäuler unter Regierenden und Regierten zum Dessert eine Schokoladenvariation mit Himbeere, Zitronenmelisse und Joghurt. 17 Essensständen lockten mit Sushi aus regionalem Anbau, frischen Austern aus der Spree, veganem Biosenfei mit Trüffel, aber auch Erbseneintopf aus der schweren Gulaschkanone aus alten DDR-Beständen, Currywurst oder Döner
Kaum eine oder einer aus dem Kreis derer, die Tag für Tag versuchen, das Schicksal der Welt zum Besseren zu wenden, ließ diese Nacht aus. Grünen-Chefin Ricarda Lang kam im türkisfarbenen Rüschenkleid, ihr Verlobter Florian Wilsch mit Fliege. Außenministerin Annalena Baerbock trug eine beeindruckende Kreation aus Damast, ihr Ehemann Daniel Holefleisch trat zur Feier des Tages im traditonellen Männerkostüm auf: Schwarzer Einreiher, schwarze Schuhe, schwarze Brille - das sogenannte "Steinmeier-Kostüm". Als Farbtupfer kam FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die eine weite Hose in Orange mit einem gleichfarbigen Zweireiher kombinierte und damit sogar Claudia Roth überstrahlte, die am Arm ihre Parteikollegen Konstantin von Notz in mahnendem Schwarz auftrat.
Über den blauen Teppich
Bis auf Kanzler Olaf Scholz, der wegen dringender Staatsgeschäfte seinem Ruf als der große Unsichtbare und Geheimnisumwitterte alle Ehre machte, waren alle da, die wie Wayne Carpendale und Frau Annemarie, wie Hubertus Heil und Ehefrau Solveig Orlowsk, wie Friedrich Merz und Ehefrau Charlotte bekannt aus Funk und Fernsehen ist. Über einen blauen Teppich - eine subtile Ansage Richtung rechts, der diese Farbe nicht mehr länger überlassen werden soll - ging es hinein in den Trubel einer echten Nacht der Nächte.
Die Zeiten, als auch im "Adlon" gehungert werden musste, sind nach dem Auslaufen der Bundessparbeschlüsse vom letzten Herbst zumindest vorübergehend vorüber. Jeder Bissen ein Zeichen "Für die Pressefreiheit", jeder Schluck Entspannungsgetränk ein Hinweis darauf, dass das Deutschland der Elite sich von Putin und seiner Kriegstreiberei die Laune nicht verderben lassen wird. Gemeinsam bewiesen Hauptstadtjournalisten und Verleger, Chefredakteure, Wirtschaftsvertreter und prominente Politiker wie Innenministerin Nancy Faeser (SPD), Familienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, dass sie an einem Strang ziehen und sich nicht von Kräften spalten lassen, die an der langen Leine des Kreml geführt werden.
2 Kommentare:
https://www.tagesspiegel.de/images/70-bundespresseball-fur-die-pressefreiheit/alternates/FREE_620/70-bundespresseball-fuer-die-pressefreiheit.jpeg
Bernd versteht das ganze Theater nicht mehr .
da stellt sich Frau Dr. Bürgermeister hin . und wird fotografiert . Dann druckt man das Bild in der Zeitung . und die Leute denken : "boh ist die doof Mann" .
oder der fdp Mensch mit seiner Brutalfrau . wird auch abgebildet . Zierrat-Knarre hat ganz wichtige Dinge über die berliner Brüllpresse geschrieben . fol relevant und so .Sind so schlimme Leute beim Revolverblatt . Hätte ich nicht vermutet - oder Spießertypen die Frauen verbrauchen und sich dabei im Netz zeigen . vulgär ist ja ok . aber auch vulgär muss man können .wenn Lemmy von den motorhätts am Daddelautomaten sitzt und daddelt ist das prollig - ABER es passt .
wenn Beerbock ein goldenes Kleid trägt und die brd Elite auf Upperclass macht ist das - doof.
ruf doch da mal jemand an ."was soll das ? lass das nach . das ist blöde was ihr da veranstaltet - es geht den Leuten auf den Sack " .
dann dieser Wichtigmann mit seinen hässlichen Orden - und seiner Rede . schrecklich peinlich - der Bückmeister und ewige Spießer , der Mitläufer . als Hauptschuldirex würde ich ihn nicht einstellen .echt nicht
Wen ich mit der Saudeutschen Zeitverschwendung oder dem Tagesspeichel in der U-Bahn erwische, wird der territio verbalis unterzogen.
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