Donnerstag, 30. März 2023

Klimakiller-Koalition: So unzufrieden ist Mediendeutschland

Um die 30 Verhandlungsstunden mussten es sein, um eine liebevoll austarierte, fein ziselierte Lösung für die Klimaprobleme der Welt zu finden. Die Ampel kam strahlend aus dem Dom, unter dem Arm ein 16-seitiges Papier mit dem Titel "Modernisierungspaket für Klimaschutz und Planungsbeschleunigung", das der Menschheit in die Hand verspricht, dass zumindest Deutschland  in Sachen Klimaneutralität, Nachhaltigkeit und grüner Transformation angesichts der fehlenden Anstrengungen selbst in eng verbündeten Nachbarstaaten verlässlich und streng zu sich selbst und den Bürgern bleiben wird.

Doch kaum war dieses Grundgesetz der Bewältigung der Klimakrise vorgelegt, kamen sie aus den Büschen, die Kritikaster, Quengler und Nörgler. Ja, die rot-grün-gelbe Fortschrittskoalition, sie war schon am Tag nach der letzten Bundestagswahl nur zweite Wahl bei den Medien gewesen. Danach aber hatten sich die staatsfernen Großsender wie die privaten Medienheuschrecken schnell angefreundet mit der neuen Macht. Vor allem Robert Habeck erbte alle Verehrung, die Angela Merkel übrig gelassen hatte. Auch Olaf Scholz genoss umfassende Schutzrechte. Wenn er behauptet, seine Regierung werde endlich die Fehler der Regierungen vergangenen Jahre korrigieren, spricht ihn niemand darauf an, dass er selbst Teil jener Regierungen der Vergangenheit war.

Und Christian Lindner? Der als Plumpsack besetzte Freidemokrat begeisterte die Magazine mit einer Show, die als Versuch gewertet wurde, die letzten verbliebenen FDP-Wähler möglichst schnell loszuwerden, ohne der umworbenen Klientel aus den liberalen Vorstädten und Handwerkervierteln ein Angebot zu machen, das deren grüne Sehnsucht zu stillen verspricht.

Paris rückt in die Ferne

Mit den Beschlüssen des Koalitionsausschusses hat die junge Liebe aber nun einen ernsthaften Knacks erlitten. Enttäuschung ringsum in den Schreibstuben. Es geht zu weit und nicht weit genug. Es ist ein fauler Kompromiss auf Kosten der Kinder, die verantwortungsvolle Menschen schon lange nicht mehr in die Welt setzen. Das Klimaschutzgesetz wird beschädigt, ja, zerstört. Die Rettung der Welt gerät aus dem Tritt. Die Pariser Klimaziele, der Green Deal, das Energiesparen. In Divisionen fallen sie vom Glauben ab bei Spiegel, SZ, Taz, Stern und den Gemeinsinnsendern. "Leider unzuverlässig" seien selbst die Grünen in Momenten, in denen es um Machterhalt heute geht, der bezahlt werden muss mit dem Klimatod von morgen. "Ungenügend grün",  sei das alles, hat die "Zeit" errechnet, denn "den Blumen hilft das Geld nicht". Auch die Süddeutsche Zeitung ist sich sicher: "Die Regierung höhlt den Klimaschutz aus".

Nein, das Land nach den Beschlüssen der Ampel-Koalition ist nicht mehr das Land, in dem progressive deutsche Medienarbeiter nachhaltig und glutenfrei leben möchten. Es herrscht Angst bei der ARD und selbst beim ZDF ist ein leichtes Bedrohungsgefühl zu spüren. Die Frankfurter Rundschau, deren Leserschaft noch älter ist als die Zuschauer des Zweiten, sinniert über die "Schlappe für das Klima" , die die Menschheit infolge der Koalitionsbeschlüsse erlitten hat. Die berühmten "Bertelsmanner Feldposthefte" fragen sich, ob Scholz die Einigung schönredet. Die Taz hingegen tut den Teufel: "Mit der Ampel geht es in die Klimakrise", denn mit dem Klimaschutzgesetz werde "das politische Rückgrat des Klimaschutzes in Deutschland" geschleift.

"Ist das noch mein Land?"

Guter Rat ist teuer. Der "Spiegel" fragt auf seinem Titel "Ist das noch mein Land?" Die ehemals bürgerliche FAZ sorgt sich, ob die Wirtschaft nun für das Klima schrumpfen muss.  Und ob Verzicht, der weh tut, wirklich ausreichen wird? Das SPD-Portal RND versucht es konstruktiv, denn jeder kann und jeder muss helfen. Die akutesten Gefahren für die globalen Kipppunkte liegen so nah:  Schottergärten etwa richten bislang meist gar nicht bekannte Schäden an Mikroklima und Artenvielfalt an. Klar ist auch, dass "wir neue Ziele fürs Stromtanken" brauchen, jetzt, wo die sektorenbezogenen CO2-Grenzwerte auslaufen, die einzelne Sparten wie Wohnen, Verkehr, Leben, Lieben, Landwirtschaften und Wirtschaften eigentlich eines Tages jeweils getrennt hätten einhalten müssen, um zu verhindern, dass das für sie zuständige Ministerium per Sofortprogramm eine Schließung nach dem Vorbild der Corona-Lockdowns anweist.

Das hätte so schön werden können. Zuverlässig zwei- oder gar dreimal im Jahr Meldungen, welcher Bereich seine Ziele verfehlt hat. Zwischendurch immer die Debatte um noch mehr und noch viel ehrgeizigere neue Ziele, die mit noch viel mehr und viel strengeren Regeln durchgesetzt werden. Ein süßer Brei für Berichterstatter, der hilft, in Zeiten zu wirtschaften, in denen es sich aus gutem Grund verbietet, Themen breitzutreten, die nur den Falschen nutzen würden. 

Diskussion zwischen Elfenbeintürmen

Klima dagegen ist wie Fußball-Bundesliga, ein Topos voller Abseits- und Schiedsrichterdiskussionen, war es Hand oder außerhalb, wer wird Deutscher Meister, wer wird nächster Trainer und was sagt der Video-Referee dazu? Die von Elfenbeinturm zu Elfenbeinturm geführte Debatte um Neuregelungen, warnende Studien, heiß ersehnte Verbote und Minderungsmengen, für die ein "jährliches Monitoring der Emissionsentwicklung" geplant ist, ersetzt nicht nur Politik. Sondern in den Medienhäusern die Beschäftigung mit einer Realität, die mit den Träumen von der "ökologischen Wärmewende", dem Energieausstieg und einer großen Transformation im Handumdrehen so viel zu tun hat wie Solarenergie mit Naturschutz.

Die Auflagen, Klickzahlen und Einschaltquoten sollen nicht schrumpfen, alles andere aber schon. Wenn es dazu nötig ist, inmitten einer galoppierenden Inflation auch bei den Preisen von Lebensmitteln die Maut für die Lastkraftwagen zu erhöhen, die Brot, Butter und veganen Wurstersatz in die Läden bringen müssen, so lange Edeka-, Rewe- und Lidl-Filialen der direkte Bahnanschluss gefehlt, dann muss das eben so. Das Geld wird gebraucht, um "neben Autobahnen und Bahnstrecken Solaranlagen" zu bauen. Ohne die Klimaklimmzug hätten die Grünen niemals zugestimmt, auch 144 Autobahnen als Anlagen "von überragendem öffentlichen Interesse" einzuordnen, so dass sie nun doch nicht wie ursprünglich geplant dem Verfall preisgegeben werden.

Sie bleiben dran

Anderes wartet nun noch auf die Finanzierung. Jede Menge neuer Mittel müssen noch "freigesetzt" (Taz) werden, um einen Boom bei den nun bald einfacher möglichen "Eingriffen in die Natur" (Taz) zum Wohle des Klimas auszulösen. Die Enttäuschung über die zaghaften, viel zu sehr an den Sorgen und Nöten der Jammerer und Leugner orientierten Beschlüsse der Klimaampel in Mediendeutschland sitzt tief. Und doch wird als direkte Reaktion kein stromverschlingender Sender den Betrieb einstellen, keine CO2-speiende Newsplattform vom Netz gehen und keine progressives Druckwerk auf Papier verzichten, um Bäume zu retten. So schwer es auch fällt, man wird dranbleiben. Kritisch wie die Kollegen vom Sport, die Veranstaltungen kommentieren, die nur stattfinden, weil der Sender die Rechte eingekauft hat.


9 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Klima dagegen ist wie Fußball-Bundesliga

Nicht mehr so ganz. Frauenfußball interessiert keine Sau.
-----
Noch kein TV-Sender für Übertragung der Frauen-WM gefunden – FIFA will wohl mehr Geld

https://www.sportbuzzer.de/artikel/frauen-wm-kein-tv-sender-gefunden-ubertragung-dfb-fifa/
-----
Ich dächte Führer Olaf der Frauenfußballfan stritte für mehr Geld in den Geldbörsen der feinen Damen. Dabei soll das in den Taschen der FIFA-Funktionäre versickern. Schönen Gruß auch an den vergeßlichen Kaiser.

Anonym hat gesagt…

Schottergärten? Was ist denn das für eine Wessischeiße?
Das schlimme ist, dass ich mit dem Nabu da einer Meinung bin.

Carl Gustaf hat gesagt…

Die Berichterstattung zu den Ergebnissen der Koalitionsrunde ist eine einzige Nebelkerze, sozusagen eine Verschleierungsaktion bzw. PR-Show, die dem Volk politisches Handeln vorgaukeln sollte.
DIe Ampel-Koalitionär*/-_innen haben sich in den 30h mehr oder weniger Gedanken gemacht, wie sie dem Volk vorgaukeln können, dass die bösen Klimapläne von Habeck gekippt und Autobahnbau und Bahnsanierung beschleunigt worden sind. Nichts wird passieren, weil die Koalitionsrunde 30h reinste Showveranstaltung, Augenwischerei fürs Volk, reine Politiksimulation waren.
Spätestens beim Festbankett für den Briten-Monarchen waren Habeck und Lindner wieder die allerbesten Freunde.

Anonym hat gesagt…

Ich habe heute früh Campino im Frack gesehen. Jetzt bin ich eine Woche blind.

Anonym hat gesagt…

OT i: Achse
/artikel/steht_nigeria_vor_buergerkrieg_und_voelkermord

Von Sebastian Sigler

Das Kürzel APC steht für All Progressives Congress. Das hat indes mit „Sozialdemokratie“ nichts zu tun, sondern es bedeutet „Islamisierung“.

Ach wissen'se, Herr Sigler also... wie soll ich sagen lol. Mal sehen:

Sebastian Sigler ist Journalist und Historiker. Er schrieb Reportagen und Meinungsartikel u.a. für Welt, Cicero und Focus und produzierte Fernsehbeiträge für ARD, ZDF, BR und Sat.1.

Das erklärt einiges bzw. alles.

OT ii:

campino-trifft-koenig-charles-saenger-kassiert-spott-und-haeme

Neben Geld kassieren ist doch sein üblicher modus operandi.

Anonym hat gesagt…

Kamp_Inoh der Frackfreimaurer

Anonym hat gesagt…

Camp E-NO war schon immer ein Mitläufer und Spießer . schon sein theatralisch-auswendig gelernter Polittext im west TV der 80er und 90er war ärgerlich weil so dumm .

Der herr multi - Millionär der den blöden Bravo-Kindern das Taschengeld wegnimmt und sein Politsprech beim wdr verbreitet . so ein dummer August

Anonym hat gesagt…

Schade, dass meine Beschreibung der knisternd erotischen Begegnung zwischen dem Punk und dem Monarchen entfernt wurde.
Aber bei aller Kritik: Kann man über Campino was Gutes sagen?
Ja: Er macht keine Bosch-Werbung.

Anonym hat gesagt…

Schade, dass meine Beschreibung ...

Mein Versuch einer ethnischen Zuordnung des Namens Sigler auch.
Eingeräumt, bei der mehr als bizarren Rechtslage heutigentags kann ich damit leben.