Höchste Anerkennung für die Mutter der deutschen Ostpolitik: Angela Merkel bekommt das größte Großkreuz.. |
Sie musste lange warten, sehr lange. Beinahe kamen schon Zweifel auf, ob die Verdienste, die sich Angela Merkel neuerdings nicht mehr um "Volk und Staat", sondern "um die Bundesrepublik Deutschland" erworben hat, nach nunmehr 15 Monaten Zeitenwende und Klimakatastrophe noch zählen. Aber dann kam die Entwarnung. Ja, nach Konrad Adenauer, der sich dereinst noch mitten in seiner Kanzlerschaft selbst mit dem Großkreuz in besonderer Ausführung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland beschenkte, und Helmut Kohl, der die bis dato nur an Adenauer vergebene Auszeichnung am Tag seines Abschieds anstelle der in der Privatwirtschaft üblichen goldenen Uhr mit nach Hause bekam, erhält auch die beliebteste Kanzlerin, die Deutschland jemals hatte, den goldenen sechsspitzigen Bruststern mit dem Lorbeerkranz um das Medaillon ("Adler maschinengestickt").
Persönliche Genugtuung
Für die 68-jährige Ostdeutsche aus Hamburg ist die Ankündigung des Bundespräsidenten, dessen zweite Amtszeit sie selbst noch mitbewirkt hatte, nicht nur ein Akt persönlicher Genugtuung, sondern auch eine späte Bestätigung. Es war nicht alles schlecht! Dass ihr ehemaliger Außenminister ihr aus dem Schloss Bellevue demonstrativ die Hand reicht, um der wachsenden Schar der Zweifler und Beckmessern draußen im Land und vor allem in den Medien klarzumachen, dass es alternativlos richtig war, die Kernkraftwerke abzuschalten, sich von russischem Erdgas abhängig zu machen, den Staat mit hohen Steuern und Abgaben stark zu machen und die Infrastruktur dafür verrotten zu lassen.
Sie hat es verdient. Sie hat es tatsächlich geschafft. Wenn Angela Merkel am 17. April, dem Tag, an dem Ägypten, Irak und Syrien 60 Jahre zuvor die Arabische Union gegründet hatten, die nur drei Monate lang bestand, ihr Großkreuz in besonderer Ausfertigung verliehen bekommt, heilt das viele Wunden, die der Ex-Kanzlerin in den vergangenen Monaten geschlagen wurden. Hätte sie, die alles vom Ende her dachte, wissen können, wie es zugeht in der Welt? Konnte sie vorhersehen, dass es anders kommen könnte als sie dachte? Und müsste ihr Stab nach all den Monaten nicht langsam in der Lage sein, die geplante Homepage angela-merkel.de wenigstens mit ein, zwei Bildern zu füllen? Damit sie nicht noch weniger Inhalt hat als die von Vorgänger Gerhard Schröder? Von Helmut Kohl, der wenig internetaffin war, ganz zu schweigen?
Höchstmögliche Auszeichnung
Oft kommt es anders, manchmal gar nicht und dann wieder doch, wenn es niemand erwartet. Die Verleihung der "höchstmöglichen Auszeichnung des Landes" (SZ) an Angela Merkel füllt Leerräume: Es ist das erste Mal, dass die höchste Stufe der höchsten Auszeichnung nicht an einen Rheinländer geht, das erste Mal, dass kein Mann sich das Schulterband umschlingen wird. Angela Merkel wird die erste Frau sein, die den Bruststern links tragen kann, die erste Hamburgerin, die erste Ostdeutsche, die erste FDJ-lerin und die erste Sozialdemokratin. Zudem wird Angela Merkel die erste Frau sein, das Großkreuz in Männergröße erhält. Diese sechsfache Ehre war bisher noch niemandem vergönnt.
Deutschland schneidet damit alte Zöpfe ab und bekennt sich zu seiner gesamten Geschichte. Im Rückblick mag manches, was Merkel wollte und noch viel mehr von dem, was sie tat, Zweifel an einem Volk nähren, dass sie dreimal ins Kanzleramt wählte. Doch mit der Verleihung versöhnt Walter Steinmeier die Gegenwart mit der Vergangenheit: So falsch war die deutsche Russlandpolitik nicht. So schlimm steht es nicht um Straßen, Brücken, die Bahn, Internetanschlüsse, Bürokratie, Bundeswehr, Mittelstand und Armut, dass nicht jene höchste Stufe des Bundesverdienstkreuzes angemessen wäre, die zu ehren, die mit ihren "klaren Leitlinien" nicht nur einmal den Euro, Europa und damit auch die Welt rettete.
Treffen mit der alten Gang
Zum Festakt soll die alte Gang noch einmal zusammenkommen, Walter Steinmeier hat zum Festakt neben Merkels Ehemann auch ihre früheren Wegbegleiter Thomas de Maiziere, Peter Altmaier, Helge Braun und Annette Schavan geladen - Vertraute, die inzwischen nicht nur Ämter, die Möglichkeit, sich öffentlich zu äußern, trotz ihrer Jugend die politische Zukunft oder die Lust am öffentlichen Radfahren verloren haben. Gemeinsam wird man anstoßen auf das, was war und gar nicht übel. Auf Dinge, die schiefgegangen sind oder sogar ganz in die Binsen. Und darauf, dass man selbst trotzdem recht gut durchgekommen ist.
5 Kommentare:
Von mir aus. Hoffentlich hält sie keine Rede. Wir dachten doch, es wäre vorbei.
Immer wenn man denkt, dieser Haufen in Berlin hätte die größtmögliche Stufe der Verachtung erreicht, hauen die eine Aktion raus, die noch eine Schippe drauflegt. Das muss man einfach können, das kann man nicht lernen.
Während sich gerade jede, aber wirklich jede, von Frau Merkel getroffene Entscheidung als Katastrophe für unser Land herauskristallisiert und wir täglich mehr unter den Folgen leiden, hängen die dieser Frau den größten Orden um, den Keinschönerland zu vergeben hat.
Es reicht auch nicht ein handelsübliches Bundesverdienstkreuz, dass derzeit auch schon an verdiente Abteilungsleiter mit richtigem Parteibuch im Finanzamt überreicht wird. Nein, es muss das Supi-Dupi-größtes-aller-großen-Kreuze sein. Kann man seinen Untertanen noch deutlicher signalisieren, dass man sie zutiefst verachtet?
Nur am Zeitpunkt und Ort der Verleihung hätte man noch feilen können. Am 15. April, im Kernkraftwerk Isar 2, dass wäre etwas mit Symbolkraft gewesen. Da hätte man die Entscheiderin doch einmal ganz toll mit einer ihrer vom Ende her gedachten Entscheidungen zusammenbringen können. Überreichen sollte den Orden auch nicht unser Bundesvortänzer. Ich hätte mich für das eine millionste Goldstück unserer hereingeschneiten Bereicherer entschieden.
Der allerbeste Termin wäre natürlich der erste Tag es von allen Politikern und Medienschaffenden in diesem Lande herbeigesehnten Blackouts. Das wäre die Krönung der unermüdlichen Arbeit von Frau Merkel. Leider erfordert dies wohl eine zu hohe Terminflexibilität. Schade drum, aber man kann nicht alles haben.
Hoffentlich macht Kümram wenigstens ein schönes Bild davon.
"..jede von Frau Merkel getroffenen Entscheidung als Katastrophe..."
Ja, genau dafür bekommt sie ja die Auszeichnung. Sie ist halt eine echte Funktionärin - gib mir eine Aufgabe, und ich verinnerliche sie und erfülle sie bestmöglich. Die dankbaren Auftraggeber kamen und fragten sie, was sie dafür haben möchte - Geld, eine Insel oder was. Und Merkel wäre nicht Merkel, die Funktionärin, wenn sie sich nicht erbeten hätte, was sich ein echter Funktionär erbittet - die größtmögliche öffentliche Belobigung ( nach all den anderen Belobigungen in Form von Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden, die sie schon gesammelt hat).
Kommt dieser Orden auch aus China wie das Bundesverdienstkreuz für 3,64 Euro?
Heil Dir im Siegerkranz,
Schlächter des Vaterlands,
Heil Mutti Dir!
Fühl Dich in Soros ganz
der Eurorettungs Glanz
Liebling der Linken sein
Heil Merkel Dir!
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