Neue Ölbohrungen galten unter Donald Trump als Angriff auf die Menschheit. Unter Joe Biden sind sie wichtig, nützlich und gut. |
Es war eines jener Vernichtungsmanöver, für die Donald Trump bekannt und berüchtigt war. Ungeachtet der großen Bedenken, die nicht nur in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main in langen Kommentaren formuliert wurden, tat der Freund alles Fossilen und Vergangenen, was er vor seiner Wahl angekündigt hatte. Den Bau von Pipelines, die sein weitsichtiger und in Deutschland ungeachtet seiner Hautfarbe so beliebter Vorgänger Barack Obama wegen wegen großer Umweltgefahren gestoppt hatte, erlaubte Trump sofort. Er vergab Lizenzen für neue Ölbohrungen und behauptete dreist, sie lägen im nationalen Interesse. Wirtschaftswachstum auf der Basis einer sicheren und günstigen Energieversorgung sei wichtiger als Klimaschutz, so die zynische Begründung des Republikaners.
Vernichtende Bohrpläne
Kurzsichtiges und selbstsüchtiges Ziel der Trump-Administration war es, die gesamte USA aus nordamerikanischen Quellen mit Öl zu versorgen. Dazu plante Trump neben dem Bau neuer Leitungsnetze nach Kanada eine Ausweitung der Förderung durch das in Deutschland längst verbotene Fracking-Verfahren, aber auch neue Offshore-Bohrungen in den eigenen Küstengewässern, die aus europäischer Sicht als besonders gefährdet gelten.
Während Trump die Umwelt auflaufen ließ und dem Klima die kalte Schulter zeigte, warnten Kenner der Gefahren nachdrücklich vor den Auswirkungen auf die Umwelt. Energieversorgung, schön und gut. Aber selbst republikanische Gouverneure fürchteten doch um Naturschutzgebiete, um das Wohl der umweltschädlichen Fischfang-Branche und möglicherweise katastrophale Auswirkungen von möglichen Unfällen auf die Strände, zu denen alljährlich Millionen Übertouristen strömen.
Demokratische Abstimmungen über Trumps Vernichtungsfeldzug gegen die Natur hätten in jenen wilden Jahren, als das frühere Nachrichtenmagazin "Spiegel" ein ganzes Supplement namens "Trump Daily" allein dem Kampf gegen Trump widmete, nicht nur in deutschen Leitmedienredaktionen, sondern auch überall draußen im Land eine breite Mehrheit für ein generelles Bohr- und Frackingverbot ergeben, wie es in Deutschland schon lange gilt. Mit einiger Verspätung wachte zum Glück auch das andere Amerika auf: Joe Biden zog triumphal ins Weiße Haus ein. Und als eine seiner ersten Amtshandlungen machte er Trumps Entscheidungen zur Rücknahme von Obamas Bohrverboten rückgängig.
Unser Mann im Weißen Haus
Ja, das ist er, unser Mann im Weißen Haus. Die Federführer so vieler Schlachten gegen Donald Trump waren stolz und glücklich. Dass der grausame Herrscher in einer Nacht-und-Nebel-Aktion noch ganz zum Schluss seiner verheerenden Amtszeit "noch die Auktion der Öl- und Gaslizenzen in
einem arktischen Naturparadies durchgepeitscht" (Karl Doemens) hatte, war perfide. Doch Joe Biden, der hellwache und unbestechliche Nachfolger, hatte es natürlich bemerkt und die Last-Minute-Lizenzvergabe in einem arktischem Naturschutzgebiet prompt gestoppt. All die aussterbenden Eisbären, sie sollten weiterleben dürfen. Auch die elf Milliarden Barrel Rohöl wiegen den Verlust eines Gebietes von der Größe Bayerns mit Tundra, Salzwiesen und Lagunen
nicht auf, in dem "unzählige Wildvögel, Karibuherden, Wölfe und Moschusochsen" (RND) leben.
Ein Sieg nicht nur für die Tier- und Pflanzen-, sondern für die ganze Welt. Zumindest bis zu dem Tag, an dem Joe Biden das "umstrittene Projekt" in Alaska schließlich doch noch genehmigte - entgegen seinen Wahlversprechen, entgegen allem, was mit der Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen als ausgemacht galt, entgegen allem, worauf sich glühende Fans und langjährige Freunde des Mannes verlassen hatten, der Deutschland und Europa wie ein gütiger Vater durch die Fährnisse der Gegenwart leitet.
Demonstrative Geschlossenheit
Mit Händen zu greifen ist die Verstörung angesichts einer Politik, die sich immer mehr als Fortsetzung von Trumps nationalistischem Kurs herausstellt: Biden setzt auf energetische Selbstversorgung und propagiert das "drill, Baby, drill" der Bush-Republikaner. Biden predigt America First, Biden setzt mit dem Inflation Reduction Act auf die Abwerbung europäischer Unternehmen durch einen Subventionswettlauf, den die gespaltene und behäbige EU mit ihrem eigensüchtigen Führungspersonal niemals gewinnen kann.
Bidens gebrochenes Versprechen wird nicht kritisiert, denn gerade in Zeiten der Krise gilt es, Geschlossenheit zu demonstrieren und Zweifeln keinen Raum zu geben. Es seien die "anstehende Wiederwahl, die anhaltende Inflation und das aggressive Russland", dass den Präsidenten "zu Kompromissen im Kampf gegen den Klimawandel" (RND) zwängen, heißt es entschuldigend. Dass, wofür Trump zum Teufel gewünscht wurde, ist bei Biden eine lässliche Sünde, mit der der freie Westen leben könne, weil Biden zwar neue Bohrungen erlaube, um den Klimawandel voranzubringen. Zugleich aber Gebiete, in denen derzeit noch nicht gebohrt werde, unter Schutz stelle. Dabei gehe es um "fünf Millionen Hektar Land", die "für Bohrungen komplett gesperrt werden", loben die deutschen Korrespondenten im Chor. Diese Fläche, ein Siebtel so groß wie Deutschland, sei eine „Firewall“ gegen die Erschließung weiterer fossiler Quellen in einer "unberührten Gegend".
Die alles in allem freilich 172 Millionen Hektar groß ist.
3 Kommentare:
OT
Wie ukrainische Lehrer und Köche in deutschen Panzern für den Krieg trainieren ...
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Es gibt immer noch einfach Strukturierte, welche die NZZ für "seriös" halten.
Auch OT
Kommentar bei Röpi:
Charlieak5000 sagt:
17. März 2023 um 22:22 Uhr
Klingt fast so, als wolle der Westen die toten Kinder der Adrenochrome-Farmen und Biolabore nun den Russen in die Schuhe schieben.
Wieviel tote Kinder hat es denn da gegegeben ...
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Klingt fast so, als täte der diesen Schmonzes glauben. Sehr frei nach Adenauer: Die Welt-Spackosphäre is eene jroße Macht ...
Komisch, 2020 unter Trump hatten alle noch Angst vorm Dritten Weltktrieg.
https://www.foreignaffairs.com/articles/united-states/2020-10-19/sleepwalking-world-war-iii
Das hat sich recht grundlegend geändert. Es kann jetzt nicht schnell genug gehen.
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