Freitag, 10. März 2023

Aussterbene Rebellen: Letzte Generationen

Zehnjähriges Jubiläum ohne Partygäste: Occupy Wall Street sorgte vor Jahren für begeisterte Schlagzeilen. Anschließend entschlief die Bewegung in aller Stille.


Extinction Rebellion bereits ausgestorben, von Fridays for Future nicht zu reden. Anstelle der früheren Klimarebellen, die ihre Meinung durch bunter Kostüme und Schulstreik kundtaten, trat die Letzte Generation, einer etwas gewalttätigerer Arm der Klimabewegung, der sich zu Fridays for Future verhält wie einst Occupy Wall Street zu Attac oder noch früher Sea Sheperd zu Greenpeace. Der Weg ist stets der gleiche: Es beginnt gemächlich, ein Aufstand weniger Gewissen. Es nimmt Fahrt auf und institutionalisiert sich. Und aus der vergleichsweise großen Bewegung - Fridays fot Future versammelte zu besten Zeiten der adoleszenten Klimaangst zumindest in ihren deutschen Hochburgen einstellige Prozentanteile der Schülerschaft unter der Flagge der Klimarettung - wird eine winzige Sekte, die mangelnde Mitgliederzahl und demokratische Legitimierung durch umso renitentere Aktionen auszugleichen versucht.

Die kurze Karriere von "Extinction Rebellion"

Dass das gelingen kann, zumindest eine begrenzte Zeit lang, belegte die kurze, aber erfolgreiche Medienkarriere von "Extinction Rebellion", einer "weltweiten" Bewegung, die von Gail Bradbrook und George Barda als Kapitalgesellschaft Compassionate Revolution Ltd. in Großbritannien gegründet wurde und sich später Dependancen vor allem in Deutschland und Frankreich schuf. Mit einer klaren Markensprache, gebündelt im XR-Logo, predigten die Anführer zivilen Ungehorsams nach den Vorgaben der sogenannten "Declaration of Rebellion", einer Art Widerstandsbibel, die es für selbstverständlich erklärte, in der Tradition Mahatma Gandhis für die Teilnahme an rechtswidrigen Protestaktionen inhaftiert zu werden. 

Das spricht junge Menschen immer an, Jugend ist opferbereit , Jugend will sich opfern, das lehrt die Geschichte von der Hitlerjugend im Führerwahn über die radikalisierte Studentenbewegung in Westdeutschland bis zur frühen FDJ, die den Sozialismus "schon im Heute" (Gerulf Pannach) aufbauen wollte. Der Chic des Aufbegehrens, er erleuchtete den britischen Rebellion Day im Jahr 2018, er strahlte bis ins immer besonders empfängliche Deutschland, er inspirierte junge Heranwachsende zu wilder Kostümierung und zu Totstellübungen im öffentlichen Raum, die medial begeistert aufgenommen wurden.

Ende statt Erfolg

Doch Kostüme verschleißen, schneller noch als die Protestcamps sich leerten, mit denen "Occupy Wall Street" das Aufbegehren gegen den verhassten Kapitalismus aus den Attac-Studierstuben auf die Straße gebracht hatte. Aus dem "Act Now", das für einige verrückte Monate kurz vor Corona und im ersten Seuchensommer zum Massenphänomen zu werden versprach, zumindest, wenn man den großen Interviews mit den Gründern und Vordenkern der "globalen Bewegung" glauben wollte, wurde dann aber doch kein "Handelt jetzt" (Gruppenmotto) und erst recht kein "Handelt später", Sondern derselbe stille Tod nach nach unbeachtetem Siechtum, der einige Monate zuvor schon die "99 Prozent" von Occupy Wall Street ereilt hatte.

Ein Wetterleuchten am Klimahimmel, das auf die Newsletter strahlt, die XR noch immer unverdrossen schreibt - eine Kapitalgesellschaft muss produzieren, auch wenn die Profite dahinschmelzen.  Auch "We don't have time", das soziale Klimanetzwerk, an dessen Wiege Greta Thunberg stand, macht ja irgendwie weiter, unter Ausschluss jeglicher öffentlicher Anteilnahme. Besser noch so enden als wie  Fridays for Future, das 2019 beim ersten weltweiten Klimastreik noch fantastrillionische 1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler auf die Straße gebracht haben soll.  Und heute nicht einmal mehr zu Aktionen aufrufen kann, weil die Größe einstiger angeblicher Erfolge eben auch über das Ausmaß folgender Niederlagen entscheidet.

Niemals zur Wahl

Natürlich, wäre die zweifellos bedeutendste deutsche Umweltbewegung seit der Gründung der Grünen jemals zu einer Wahl angetreten, wäre sie kaum auf eine Prozentzahl vor dem Komma gekommen. Deshalb ja eben stellten sich die Außerparlamentarier nie irgendeiner Abstimmung, nicht einmal in den eigenen reihen fanden jemals öffentlich wahrnehmbare Abstimmungen über Strategie, Taktik, Ziele oder Führungsfiguren statt. Auch das eint alle "Bewegungen" von Attac über XR bis zur "Last Generation": Sie sind undemokratisch bis ins Mark, führen die Demokratie aber geschickt als Schlagwaffe. Würden sie bei Wahlen antreten, würden sie zweifellos abgewählt. Darum treten sie gar nicht erst an, so dass sie stets behaupten können, sie würden für eine Mehrheit sprechen. Die Grünen tun das mit zehn Prozent aller Wählerstimmen schließlich auch. Und zwischen 90 Prozent, die nicht dafür sind, und 99 Prozent, die nicht dafür sind, liegen keine Welten.

Fakt aber ist, es geht immer vorbei. Wie die meisten ehemaligen Wall Street-Okkupanten nicht wussten, dass Greenpeace zwar in Kanada gegründet wurde, heute aber eine Stiftung nach niederländischen recht ist, die überwiegend von der deutschen Niederlassung mit Sitz in der schicken Hamburger HafenCity finanziert wird, wussten die Fridays-for-Future-Streikenden nichts von Heiner Geißler, der Attac kurz vor dem Absterben beitrat. Die Letzte Generation weiß nichts vom Schicksal der "globalisierungskritischen Bewegung" (Attac über Attac), die seinerzeit auch mal die Schweiz schließen wollte, nächstes Jahr aber fünfjähriges Jubiläum der letzten großen Kampagne feiern wird. Wenn dann noch jemand zum Anstoßen kommt.

Die nächste Generation nach der letzten weiß dann nichts mehr von der letzten. Und so schließt sich der Kreis.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Susan George, member and president of the Transnational Institute Board (funded by, among others, the George Soros’s Open Society Institute), is ATTAC’s honorary president.

https://www.geopolitika.ru/en/article/attac-and-its-relations-globalist-powers (2016)

Statt die Aktivisten zu bekämpfen kann man sie einfach kaufen. Ist auch beim Klima sehr rentabel, da sind hunderte Milliarden abzuräumen.

Anonym hat gesagt…

Sea Sheperd --- Wenn da die Ökobettnässer wüßten - das Herz tät ihnen im Leib zerspringen - so vor etwa fuffzehn Jahren - auf den Schafsinseln Grindwal gefressen. Schon ins Schwärzliche gehendes Purpur (vons Myoglobin) - Carpaccio mit Fischgeschmack, Proteinbombe ...