Schick und billig bauen wie hier in Hamburg neben der neuen günstig erstandenen Symphonie - das soll bundesweit Schule machen. |
Die Überraschung war doch groß im politischen Berlin, als sich jüngst herausstellte, dass ein Land mit rasant wachsenden Bevölkerung, in dem es die junge, klimabewegte Generation vom Land und aus den kleinen Städten in die künftigen Hochburgen der 49-Euro-Mobilität zieht, Wohnungsneubau in einem Maße braucht, das selbst die ehrgeizigen Pläne aller früheren Bauminister nicht vorgesehen hatten. Selbst die ständige Erhöhung der Zielvorgaben half nicht. Ebenso wenig wie Mietbremsen und die Androhung von Enteignungen.
Zahl der Wohnenwollenden nimmt zu
Zwei Millionen mehr Wohnenwollende seit 2015, das erfordert selbst bei günstigster Berechnung und einem Zusammenrückfaktor, wie ihn Nachhaltigkeitsforscher nach gründlichem Nachdenken in ihren Altbau-Arbeitszimmern in Altona empfehlen, dass Jahr für Jahr wenigstens 300.000 Wohnungen neu errichtet werden. Flächenabrisse vor allem im Osten mit seiner aussterbenden Urbevölkerung nicht berücksichtigt.
Irgendwas war aber immer. Erst lief es zu gut, dann lief es wegen der Pandemie gar nicht mehr. Die Lieferketten, der Fachkräftemangel. Nun wird alles noch schlimmer: Die Preise auf dem Bau explodieren, die Renditen selbst der großen Wohngiganten schrumpfen, die Zinsen steigen und Beton ist kein Gold mehr, sondern eine Last, von der niemand mehr haben möchte als er tragen kann.
Stopp aller Neubaupläne
Nachdem Vonovia, das Monster, dessen Wohnungsbestand das revolutionäre Berlin am liebsten schon längst entschädigungslos übernommen hätte, einen Stopp aller Neubaupläne verkündet hat, zieht Bauministerin Klara Geywitz nun andere Saiten auf. Schluss mit der Verhätschelung. Die Sozialdemokratin, von Beruf Politikwissenschaftlerin, macht sich daran, der Baubranche ihr Geschäft zu erklären.
Wenn Bauen zu teuer wird, dann müsse man sich eben anstrengen und die "Produktivität steigern" hat sie den Konzernen geraten. Dazu würden am besten "mehr vorgefertigte Teilen und Robotern" benutzt, die viel mehr schaffen als polnische und rumänische Bauarbeiter. Auch digital könne viel mehr gebaut werden - elektronische Bausimulationen bieten hier einen einfachen Ausweg aus der deutschen Wohungsbaumisere: Nicht jeder muss immer gleich richtig wohnen. Vielen wird es künftig auch reichen, irgendwo unterzukommen.
Reicht das nicht, wird es freilich notwendig werden, den Firmenbesitzern die Dividende zu streichen und alle vorhandenen Gewinne für den guten Zweck zu spenden: Mehr Neubau, mehr Flächenversieglung, mehr Verdichtung in den begehrten Bionadevierteln der deutschen Großstädte.
Enteignung vieler Kommunen
Das ist schließlich Sinn und Zweck von Wirtschaftstätigkeit, Gutes zu tun und nicht auf die Mark zu schauen. Harald Schaum, stellvertretender Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt und ausweislich seiner offiziellen Biografie ohne jede Ausbildung, findet das auch. Der beruflich viel mit "strategischem Controlling" befasste Spezialist für das "Entwickeln, Optimieren und Umsetzen von Projekten", hat dem Neubaustopp zahlreicher kommunaler Wohnungsgesellschaften schon entschieden widersprochen.
Es sei höchste Zeit, dass der Bund bei Wohnungsunternehmen einsteige, die sich nicht mehr in der Lage sehen, zu viel höheren Kosten so günstig zu bauen, dass jedermann und jede Frau die Miete zahlen kann. Bei Vonovia müsse die Bundesregierung im Zuge der Rückabwicklung der Marktwirtschaft "einen Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie erwerben", forderte Schaum.
Ein klares Signal: Wer nicht baut, der soll seine Firma auch nicht mehr behalten dürfen. Für viele Kommunen im Land, deren kommunale Gesellschaften bisher die größten Wohnungsbestände verwalten, wird es nun ebenso eng wie für Genossenschaften, die sich mit demonstrativen Baustopps dem Staatsziel verweigern, die Wohnungsfrage als soziales Problem bis Jahresende oder später zu lösen. Auch hier könnte der Staat einsteigen, denn wie der frühere Arbeiterführer Franz Müntefering einst feststellte: Was der Staat kann, kann nur der Staat. Und er investiert nicht. Er deckt einfach nur den Bedarf. Irgendwann.
6 Kommentare:
Zum Häuserbau sind Grundstücke vonnöten. Die werden aber in diesem kleinen Land zunehmend rar, denn der Häuser- und Windenergiebau konkurrieren um die noch nicht zubetonierten Flächen. Wer wird schneller sein? Ich tippe auf die Windenergiebranche, die hat den stärkeren politischen Rückenwind. Notfalls können die noch nicht in Wohnungen Seßhaften, unter den Rotoren der Windmühlen wohnen.
Das habe ich so verstanden, dass Klara Geywitz mächtige Roboter bauen wird, die den ungläubig zuschauenden Bürgerinnen und Bürgern Haus um Haus hinmauern, blühende Wohnlandschaften bis zum Horizont, und die Bürger stammeln denn 'Vielen Dank, mächtiger Roboter, Danke, Genossin Geywitz' und setzen sich im neuen Haus vor den Fernseher, wo schon die Tagesschau läuft und von den Fortschritten im sozialistischen Wohnungsbauprogramm berichtet.
Oder wird sie gar nichts tun und nur den Ingenieuren befehlen, gefälligst hinzumachen mit ihren scheiß Robotern, weil ihr auf ihrem schönen Posten allmählich die Ausreden und die Märchen ausgehen.
tatsächlich entstehen in der großen grauen Stadt potthässliche , teure und häufig undichte Spaßbauten aus Würfeln und Platte ( siehe Bild von Seite 1 ) .
ABER : moderne Hipstermenschen mit wellness-Job und guter Gesinnung mögen das .
Bernd wohnt lieber im Klinkerhaus .
interessanterweise leben in den modernen Würfel-Designwohnzimmerwohnungen keine behinderten Negerkinder oder Problemmessernde . Sondern nur Querflötenkinder die gerne Sesamstarße gucken und ein StPauliBild im Kinderzimmer haben . Und gegen rechts sind . Die wohnen dann da . und : man "entscheidet" sich eben immer für die private Achtsamkeitskita und die Privatschule und die private Hochschule . Und man fliegt weit weg , jedes Jahr .
und wenn jemand fragt : "wir waren im Harz"
ach nee
ach doch .
ist das jetzt wichtig ?
Marianne hat in der Kita aber was von bunten Menschen am Strand erzählt.
ja doch - bunter Harzerstrand im Sommer .
die gerne Sesamstraße gucken ...
Meine Sippe zog Anfang der Achtziger aus dem Tal der Ahnungslosen nach Ost-Berlin - ich hatte infolgedaher etwas nachzuholen: Also, die frühen Sesamstraßen, v.a. die ganz frühen, mit der JS-amerikanischen Rahmenhandlung, waren das schlechteste nicht.
im Osten darfst du gar kein rias oder sesamstraße gucken - ist verboten
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