Samstag, 25. Februar 2023

Jubiläum: Ein Jahr nach Essenretten

 

Das Timing hätte kaum besser sein können. Als vor einem Jahr die ersten russischen Invasionstruppen völkerrechtswidrig die Grenze zur Ukraine überschritten, packten mutige Mitglieder der radikalen Umweltgruppe "Die letzte Generation" ihre Säckchen mit Gemüse und Farbbeuteln, um Feinde im Inland anzugreifen. Die Menschheit müsse errettet werden, indem die Bundesregierung schleunigst ein Gesetz erlasse, das zur Beendigung aller Lebensmittelverschwendung führe. Altes Brot, Gammelfleisch, abgelaufener Joghurt - überall solle gelten, dass Wegwerfen verboten ist.Das erlaube es der Landwirtschaft, weniger herzustellen. Dadurch werde der Hunger in der Welt bekämpft, es gehe dem Klima besser und die mehr als acht Milliarden Menschen, die nach Überzeugung von Wissenschaftlern in den kommenden Jahren werden sterben müssen, könnten auf ein Überleben hoffen.

Ermutigt vom Bundeskanzler

Die vielbeachtete Aktion aus jenem ersten Kriegstag im Februar vor einem Jahr markierte eine Deeskalierung. Die "Letzte Generation", eine Art extremistischer Absplitterung der radikalen Fridays for Future-Absplitterung "Extinction Rebellion", war wenige Monate zuvor erfolgreich in die Öffentlichkeitsarbeit gestartet, als es einigen Mitgliedern mit einem angedrohten Hungerstreik bis zum Tode gelungen war, den Bundeskanzler zu nötigen, ihnen einen Termin für eine Audienz anzubieten. Ein kleiner Finger, der den Aktivisten Mut machte, nun das ganze Land zu nehmen. In Hannover befindet sich die Bewegung heute schon in Friedensverhandlungen mit der Macht. Räumt diese der Erpressung Vorrang ein, soll künftig von sogenannten "Aktionen" und Anschlägen auf die kritische Infrastruktur abgesehen werden.

Wer nur laut genug quengelt, nervt und seinem Umfeld auf die Ketten geht, der bekommt, was er will, anders kennen es die Wohlstandskinder nicht, die zumeist aus dem gutbürgerlich.grünen Milieu des westdeutschen Bionadeadels stammen. Selbst ein Krieg vor der Haustür vermochte sie keinen Augenblick zu irritieren: Wie es sich für echte Glaubenskrieger gehört, hielten die Ökokinder fest am Plan, das Weltklima durch eine Hintertür in Deutschland zu retten: Sobald die Bundesregierung die  Specki-Tonne aus DDR-Zeiten wiedereingeführt und die örtliche Nahversorgung aus Supermarkt-Mülltonnen genehmigt habe, müsse nur noch ein Neun-Euro-Ticket eingeführt werden, um das Schicksal der Menschheit zum Guten zu wenden.

Ultimatum an alle

Ein großzügiges Angebot an die uneinsichtige Mehrheitsgesellschaft. Man werde Flughafenblockaden, Anschläge auf die kritische Infrastruktur und gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr unterlassen, sobald sich der Kanzler und seine Koalitionsparteien dem eigenen Wunsch nach straffen Klimagesetzen, der Einführung eines Gegenparlaments nach dem Vorbild der russischen Sowjets und einem Ende der Abbaggerung von Lützerath gebeugt hatten. Ein unwiderstehliches Angebot, kommt es doch direkt von jungen Leuten, die nach einer Kindheit im größten Wohlstand aller Zeiten und ausgebildet an den besten Schulen des "reichsten Landes der Welt" (ZDF) vor ihrem Wechsel in die warmen, weichen Staatsamtssessel einer Klimademokratur noch recht viel Gutes für die künftigen Untertanen auf den billigen Plätzen tun wollen.

Über das gesamte erste Kriegsjahr blieben die engagierten jungen Leute ungebeugt und nicht einen Millimeter irritiert darüber, dass der Rest der europäischen Menschheit angesichts des im Osten tobenden Krieges eine mentale Pause im Kampf gegen den klimatischen Untergang der Welt einzuschieben beschlossen hatte. Über all die Diskussionen zum Wiederanfahren der Braunkohlekraftwerke, die Panzerdebatten, die Angst vor Atombombenabwürfen und - in Deutschland - einem Weiterbetrieb der Kernkraftwerke schien vielen die Rettung ranziger Butter, schimmliger Wurst und knochenhart getrockneten Brotes nicht mehr gar so dringlich. 

Vergessener Aufstand

Dass "wir auf eine Welt zurasen, in der Hungerkatastrophen immer häufiger werden", wie die verzweifelten jungen Leute vor einem Jahr vor der Berliner FDP-Zentrale mitgeteilt hatten, ehe sie frisches Obst und frisches Gemüse gegen die Fassade schmetterten, ist heute schon weitgehend vergessen. Das Jubiläum des Aufstandes in der Mitte Berlins, es wird kaum irgendwo gefeiert, es gibt keine Gedenkstunde in der Garnisonskirche, nicht einmal eine Erinnerungstafel  ist bisher am Hauptquartier der Liberalen angebracht worden. 

Erst spätere Generationen von Historikern, die auf die Suche gehen werden nach dem Kipppunkt, hinter dem die Menschheit besonders in Deutschland nicht mehr hinnehmen wollte, dass eine laute Minderheit mit kriminellen Methoden über ihr Leben bestimmt, wird den Augenblick wiederentdecken. Und das Ultimatum der "Letzten Generation" an die Zeitgenossen lesen: "Wir können es nicht akzeptieren, dass Stürme und Fluten normal werden, wir wollen nicht immer wieder in den Trümmer aufwachen und sagen, oh, jetzt müssen wir hier was aufbauen".


3 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Zum klimatischen Untergang der Welt hat uns fefe in einer monetären Betrchtung der Greifswalder Kernfusionstestungsmachinenprüfanlage wieder einen süßen Bonmot abgeliefert wie bestellt.
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Das Kostenargument würde ich aber nicht gelten lassen. Es wird auf jeden Fall billiger als wenn wir den Planeten evakuieren müssen, weil der Klimawandel ein Überleben unserer Spezies nicht zulässt.
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Kernfusion zum Segen der Menschheit ist, koste es, was es wolle, ist dem Abstörben unserer Spezies vorzuziehen, denn ansonsten überleben nur die Käfer. Doch wer soll die lecker Käferdöner essen, enn niemand mehr da ist?

Anonym hat gesagt…

Die Klimalogen haben offensichtlich Fefes Firmware gehackt. Jemand sollte ihn mal resetten und updaten.

Carl Gustaf hat gesagt…

Ich dachte immer, die ganze Letzte Generation seien Influenzier oder wie das heißt. Naja, ich mag deren Instagram-Stories und den dort gezeigten Hedonismus, so im Stil einer Bravo-Lovestory auf ökologisch. In zwei Jahren sitzt die Crème de la Crème der Letzten Generation entweder im Knast oder in Thailand oder auf Bali.