Becketts Godot ist eine Frau, die allerdings auf sich warten lässt. |
Der Klassiker "Warten auf Godot" macht den Anfang: Absurdes Theater seit 1953, eben aber in den Niederlanden nun noch einmal auf eine ganz neues Niveau gehoben: Weil der Autor Samuel Beckett zu Lebzeiten verfügt hatte, dass seine beiden Landstreicher Wladimir und Estragon ausschließlich von männlichen Schauspielern verkörpert werden dürfen, hat das Kulturzentrum der Universität von Groningen die geplante Aufführung des Stücks untersagt. Exakt nach den Weisungen des 1989 verstorbenen Beckett hatte die Theatergesellschaft der Groninger Universität nur Männer zum Casting eingeladen, würde eine Frau besetzt werden, dürfte das Stück nicht gespielt werden. Fehlt eine Frau in der Besetzungsliste, nun auch nicht.
Strenge Kulturüberwachung gegen Maskulinismus
Besser hat Beckett seinen "Godot" nie inszeniert gesehen: Um "Gruppen von Menschen nicht auszuschließen", so die Begründung der Kulturüberwacher, werden nun alle Menschen aus der Aufführung ausgeschlossen, sogar die Darsteller. Auch der Universität sind die Hände gebunden, denn Becketts Anweisung, nur Männer zu besetzen, entspricht nicht den geltenden Subventionsregeln - wie so oft aber bei richtig guter Kultur: Ohne Fördermittel geht es nicht. Ohne Frau auch nicht. Mit Frauen aber erst recht nicht, denn verstieße man gegen des Dichters beurkundeten Willen, so fürchtet der verhinderte Godot-Regisseur Oisín Moyne (26) im "Dagblad van het Noorden", würden Becketts Erbwalter seine kleine Theatergruppe in Grund und Boden klagen.
Ein Schicksal, das im Zuge des von der EU vorangetriebenen Gerechtigkeitsausbaus ein Zeichen setzt. Beckett, ein aus Irland stammender weißer und am Ende seines Lebens mehr und mehr alter Mann, hatte zwar unter Verweis auf seine künstlerische Freiheit vollkommen zurecht darauf bestehen können, dass die als männlich gelesenen Rollen in seinem weitgehend ereignislos dahinplätschernden Stück ausschließlich von staatlich anerkannten Männerpersonen mit entsprechendem Geschlechtseintrag gespielt werden dürfen. Der krude Literaturnobelpreisträger, der stets stolz auf seine französischen Wurzeln verwiesen hatte, muss aber nun eben damit rechnen, aus dem Kanon der Weltliteratur aussortiert zu werden.
Es gibt weitaus bessere Stoffe
Ein sogenanntes "Canceln" wäre das nicht, denn Becketts Werk, abseits vom "Godot" den meisten Menschen weitgehend unbekannt, bleibt auch in der Europäischen Gemeinschaft vorerst weiterhin verfügbar. Ebenso wie Verlage, die vorhaben, weiterhin Werke aus dem Oeuvre des öffentlichkeitsscheuen Sonderlings zu publizieren, müssten sich jedoch auch Theatermacher die Frage stellen, ob es nicht bessere Stoffe von Autoren gibt, die fester in der gegenwärtigen Wirklichkeit stehen als dieser zeitlebens unglückliche Ire, der im "Warten auf Godot" auch seine eigener Lebenswirklichkeit schilderte: Die sinnlose Hoffnung auf die Ankunft eines Erlösers füllte sein Leben, ein auswegloser Dauerzustand, der bis heute ganze Gesellschaften prägt.
Immer ist gerade Wahlkampf oder Regierungsbildung, danach folgt in der Regel das aussichtslose Warten auf die Umsetzung der Wahlversprechen. Dazu laufen fortwährend Nonsense-Dialoge einer fest umrissenen Gruppe von Hauptdarsteller, die sich zuweilen nicht mehr an ihr Frühstück erinnern können, aber genau wissen, was sie am Mittwoch nach dem Krieg in zwölf Jahren zu Abend essen werden. Gegen den Willen von Beckett spielen in dieser Inszenierung Frauen bereits seit Jahren eine entscheidende Rolle - was allerdings die Bühnenarbeit betrifft, haben sie bisher stets auf sich warten lassen. Samuel Beckett hat das so gewollt, er formte seine Godot nach dem Vorbild seiner Frau Suzanne Deschevaux-Dumesnil, die ihm als Muster an weiblicher Intuition galt.
Frauenpersonen, weiblich gelesen, sind es, die bei Beckett weit über die Bühne hinaus die Sinnlosigkeit der Welt mit einer symbolischen Leere der Sprache auszudrücken vermögen. An ihnen ist es, der Selbstentfremdung des Menschen durch eine umfassende Kollektivierung seines Willens ein Ende zu machen. Mögen auch Wladimir und Estragon Männer sein, Godot ist zweifellos eine Frau.
5 Kommentare:
Ich bin heute Mann und werde dagegen klagen, dass ich die weibliche Hauptrolle der Godot nicht spielen darf.
Davon abgesehen hab ich eben das Stück 'Warten auf Warten auf Godot' fertig geschrieben. Die Handlung besteht darin, dass das Publikum 3 Stunden vor der leeren Bühne sitzt und auf Warten auf Godot wartet. Als Publikum sind nur weibliche POC erlaubt.
OT
Nur für ältere Ostgoten verständlich:
6 Tote durch Drachenkämpfe - bei Danisch
Des Drachenkämpfers höchste Wonne / ist nach dem Kampf die Regentonne.
re anon 1 : gute Idee : eine echt aussehende POC fake Veranstaltung ( zB : "emanzipatorisches Buntfernsehen als Energiequelle ; es referiert Dr. Stoll von der Ufo-Forschung " )
dann aber so : Godot .
also : so mit Plakaten und Zetteln an der Doofuni Göttingen Werbung machen .
oder ?
Bernd macht zur Zeit ein soziales Experiment :
" 98m² Altbau , Hochparterre , Friedrichshain , Südlage mit Balkon , co2 neutrales Warmpumpenheizstrahlgerät , Sauna , Clubterrasse , Bastelkeller , sm Raum und Abstellkammer ,Kamin, 440 oiro warm , bitte nur POC oder rot-grün People , bitte keine Studenten , Arbeiter oder Ossis , bitte nur Akademiker , email : reaktion.marschiert@protonmail.com
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Bernd sammelt dann die Nachrichten oder trifft diese merkwürdigen Leute .
Wer kennt noch "Warten auf Godot" von Walter Moers? - (Da stehen wir - und warten wie die Doofen ...) Da kommt er doch noch: Tschuldigung Jungs, hab mich bisschen verspätet - Macht doch nichts, Godot. - Und was machen wir jetzt? - Gehen wir einen trinken! - Na klar, einen trinken!
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