Samstag, 14. Januar 2023

Zitate zur Zeit: Die Fährnis der gespaltenen Zunge

Mit jeder neuen apokalyptischen Welle wird eine neue Syntax geschaffen, und der Sinnbruch in der Sprache lässt den alten und neuen Menschen einander wahnsinnig erscheinen. 

Der Religionsphilosoph Jacob Taubes erkundete früh die Fährnisse einer Sprache, die etwas völlig anderes meint


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Später, als er Professor in Berlin war, bekam er dort den Spitznamen „Jakob der Lügner“..

Es scheint, als sei Taubes der Archetyp des modernen Akademikers.

Anonym hat gesagt…

Wenn man den Tauber als Geisterwissenschaftler bezeichnet, liegt man richtig. Seine Mission war die Beschwörung von Geistern in gequirlter Sprache, gerade gut genug für Geschwätzwissenschaftler und assoziierte Journalisten.

Volker hat gesagt…

Siehst du denn nicht, daß die Neusprache kein anderes Ziel hat, als die Reichweite des Gedankens zu verkürzen? Zum Schluß werden Gedankenverbrechen buchstäblich unmöglich gemacht haben, da es keine Worte mehr gibt, in denen man sie ausdrücken könnte. Jeder Begriff, der jemals benötigt werden könnte, wir in einem einzigen Wort ausdrückbar sein, wobei seine Bedeutung streng festgelegt ist und alle seine Nebenbedeutungen ausgetilgt und vergessen sind. ...

Mit jedem Jahr wird es weniger und immer weniger Worte geben, wird die Reichweite des Bewußtseins immer kleiner und kleiner werden. ... Die Revolution ist vollzogen, wenn die Sprache geschaffen ist. ...
Hast du schon einmal bedacht, Winston, daß um das Jahr 2050 kein Mensch mehr am Leben sein wird, der ein solches Gespräch, wie wir es eben führen, überhaupt verstehen könnte?

George Orwell, 1984

Volker hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
ppq hat gesagt…

@volker: manchmal scheint es, als müsse man nur das allerundenkbarste ausformulieren und dann warten, dass es eintrifft