Bescheiden und kleinteilig: Im Gebäude 1201 in San Francisco wird die nächste Weltrevolution geplant. |
Sie reisen aus aller Welt an, überwiegend in ihren Privatjets, als würden sie die brandaktuellen Panorama-Recherchen zum Klimakiller Cessna einfach ignorieren. Hunderte Reiche, Mächtige und Verantwortungsvolle eilen nach Davos, wo keine Hamburger Straßenblockaden und kein Baumhausprotest droht, um das Schicksal der Erde zu wenden. Die Elite der Welt (Greenpeace), sie wirft sich wie jedes Jahr selbstlos ins Gefecht gegen Klima, Krieg und Killerviren. Hinter verschlossenen Türen, aber mit offenem Visier: Børge Brende, ein vielseitig verwendbarer Norweger, der im Augenblick gerade als Präsident des World Economic Forum (WEF) dient, hat vor Beginn der diesjährigen Tagung in der Schweiz klargemacht, dass das Weltwirtschaftsforum seine enge Zusammenarbeit mit dem bald 85-jährigen WEF-Gründer Klaus Schwab noch für mindestens eine Dekade fortsetzen möchte.
Denkfabrik mit rauchfreiem Schlot
Wer aber sind diese Menschen, die mit 85 noch für Jahrzehnte planen? Wo wohnen sie, was tun sie, wenn sei gerade nicht dementieren, die Welt regieren zu wollen, nicht im Privatflieger unterwegs sind, um sich selbst ein Bild vom bedauernswerten Zustand eines Südseeatolls zu machen, und nicht beinhart darüber verhandeln, wie viel Tonnen CO2 der gewöhnliche freie Mensch da draußen, gleich an Würde und Rechten geboren, künftig noch ausblasen wird dürfen sollen? Wo stehen die Paläste, die kilometertiefen Bunker, die Denkfabriken mit den rauchfreien Schloten, in denen der greise Klaus Schwab in seiner sonderbaren Schutzanzügen umherwandert, um die Produktion an Weltvisionen zu überwachen?
Reinhold Herger, geboren in Ostdeutschland, durch eine rasante Karriere als smarter Gründer und Innovator aber heute in den USA ein Mann, der auf Augenhöhe mit vielen Fernsehfiguren und Politikdarstellern lebt, ist einer der wenigen Menschen in Deutschland, der Zugang hat zu den heiligen Hallen der Weltwirtschaftsplanung. Mehr noch: Seit Herger vor anderthalb Jahrzehnten mit der Fastfood-Kette Hot Bird seinen ersten nachhaltigen Geschäftserfolg landete, versorgt eine Tochterfirma des Sohnes einer DDR-Grenztruppenoffiziers die Kantine des WEF.
Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt
Herger weiß also, wie sie entstehen, die Vorstellungen über eine "Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt", wie das WEF seine diesjährige Medienkampagne getauft hat, er weiß,wie in den kommenden Tagen 2.700 Gäste aus 130 Ländern, darunter 52 Staats- und Regierungschef, darangehen werden, nicht nur die Energie- und Nahrungsmittelkrise zu lösen, den Klimawandel und den Naturschutz voranzubringen, die hohe Inflation, das tiefe Wirtschaftswachstum und die hohe Verschuldung zu begründen und digitale Umwälzungen wie etwa die wachsende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) zu planen, sondern auch deutliche Zeichen dafür auszusenden, dass die aktuellen geopolitischen Risiken wie der Krieg in der Ukraine durchaus weiter im Fokus sind und die Herren und - wenigen - Damen der Welt sich sogar Zeit nehmen werden, einen Blick in die Zukunft zu wagen und versuchen, zu erkennen, welche Krisen der Menschheit in den kommenden Jahren drohen könnten.
Reinhold Herger schüttelt den Kopf. Er weiß, dass es viele Vorurteile über das WEF gibt. So tage die Runde der Privat- und Regierungsfliegerreisenden zwar schon seit Jahrzehnten regelmäßig, sagen Kritiker, doch trotz aller Vorausschau sei es weder gelingen, die Pandemie vorherzusehen und im Voraus Maßnahmen zu treffen, noch habe das WEF den russischen Angriff auf die Ukraine auf dem Zettel gehabt und vorbeugend verhindert.
Ein deutscher Visionär
Klaus Schwab, der deutsche Visionär, dem Hetzer, Hasser und Zweifler vorwerfen, an einen Bösewicht aus einem James-Bond-Film zu erinnern, betreibe das Weltwirtschaftsforum ähnlich wie die Organisatoren des bis vor Jahren eher geheim ausgetragenen Bilderberger-Treffens überwiegend zur eigenen Befriedigung, heißt es dann oft.
Der gelernte Maschinenbauingenieur versuche so, sein weltweites Wirtschaftsplanungsprojekt mit dem Titel The Great Reset voranzutreiben, das vorsieht, die aktuelle Krisensituation zu nutzen, um die internationalen Beziehungen neu zu gestalten, die Prioritäten für die Weltgemeinschaft neu zu definieren und die bisher geltenden Menschenrechte durch einen neuen Gesellschaftsvertrag zu ersetzen, nach dem Unterzeichner nur noch bestimmte Rechte wahrnehmen dürfen, wenn sie auf andere bisher unbeschränkt geltende verzichten.
Hauptquartier in alter Kaserne
Das Hauptquartier des WEF, offiziell "Zentrum für die vierte industrielle Revolution" genannt, befindet sich an einem geheimen Ort in einer stillen Ecke einer recht belebten Gegend, eine frühere Kaserne, 500 Meter von einem Strand entfernt, aber beinahe in Rufweite zu den Räderwerken der großen Digitalfirmen, in denen die Stellschrauben zur Umdefinierung von Begriffen, zur Neuprägung der Sprache und natürlich auch die genauesten Überwachungsmechaniken stehen. In einem unauffälligen zweistöckigen Haus an der Ralston Avenue im kalifornischen San Francisco hat Klaus Schwab sich und seine Vordenker eingemietet. Sieben Stufen führen hinauf zu einem bescheidenen Eingang mit einer braunen Glastür, hinter der engagiert und voller Empathie über das Schicksal der Menschheit nachgedacht wird.
Auch innen, berichtet Stammgast Reinhold Herger, gehe es überaus bescheiden zu. An Schreibtischen säßen die jeweils für bestimmte weltweite Weichenstellungen zuständigen Strateg*innen, an modernen Rechnern, aber "ohne jeden Schnickschnack". Es gebe beim WEF ganz gewöhnliche Kaffeeautomaten, Trinkwassersprudler und Bürostühle, sogar eine Internetseite, die das segensreiche Wirken der Vereinigung transparent mache. Aber zum Beispiel weder Erdwärmepumpe noch Solaranlage. "Beheizt wird das von außen wie von innen bescheiden wirkende Gebäude der Weltregierung im Wartestand allein durch die Energie, die die Innovatoren, Technologie-Pioniere, Vordenker und globalen Lenker bei der Arbeit abstrahlen", lobt Reinhold Herger.
Vorladungen an die Weltelite
Dass der "The Great Reset", an dem das Weltwirtschaftsforum engagiert seit Jahren werkele, eine nachhaltigere Neugestaltung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie anstrebe, kann sich der Deutsche nicht vorstellen. Die internationale Organisation für Öffentlich-private Kooperation, bereits 1971 als Stiftung in der Schweiz gegründet, lade zwar immer wieder Spitzenpolitiker, führende Wirtschaftsexperten, Wissenschaftler und gesellschaftliche Akteure vor, um den sogenannten "Großen Umbruhc" (GU) voranzutreiben. "Das heißt aber nicht, dass das, was dort diskutiert wird, überhaupt in den Verschwörungserzählungen korrekt aufgegriffen wird, sondern es wird meist aufgeladen mit weiteren Verschwörungserzählungen, die man da gerne reinlesen würde."
Dazu gehört die Behauptung, dass Klaus Schwab unsterblich sei und deshalb aus egoistischem Eigeninteresse an einer Neugestaltung der globalen Zusammenhänge arbeite. Herger hält das für erfunden. "Natürlich scheint es uns Normalsterblichen auf den ersten Blick verwunderlich, dass ein 85-Jähriger noch für mindestens ein Jahrzehnt als Strippenzieher für eine nachhaltige Zukunft eines Planeten mit acht Milliarden Bewohnern eingeplant wird", sagt der Mann mit den ostdeutschen Wurzeln.
Alter bringt Weisheit
Doch Karrieren wie die des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden oder dessen Vorgänger Donald Trump, der eine 80, der andere 76 Jahre alt, beide aber bereit, noch einmal ins Weiße Haus einzuziehen, zeigten wie der Lebensweg des 70-jährigen russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass die besten Jahre eines alten weißen Mannes oft erst weit jenseits des gesetzlichen deutschen Rentenalters begännen. Auch Uno-Chef António Manuel de Oliveira Guterres sei 73 und damit in der Blüte der Jahre, in denen Lebenserfahrung und der Verzicht auf persönliche Ambitionen erlaubten, auch harte und oft schmerzliche Entscheidungen zu treffen, wenn sie für das Schicksal der Nationen notwendig seien. "Alter bring schon auch immer Weisheit mit sich", lobt Reinhold Herger unumwunden.
Der ausgewiesene Kenner der globalen Verhältnisse wie der Innenausstattung des Zentrums der vierten Revolution plädiert für Mut und Augenmaß im Umgang mit den notwendigen Belastungen durch den Transportbetrieb zum und vom alljährlichen Weltschicksalstreffen in Davos. "Wenn wir sehen, welche Strecken junge Aktivisten wie Luisa Neubauer oder Ricarda Lang zurücklegen, um jederzeit am passenden Ereignisort präsent zu sein", warnt er vor einer pauschalen Verurteilung des Konferenztourismus, der notwendig ist, um die world leader auf die gemeinsame Mission einzuschwören, "dann müssen wir dankbar sein, dass sich Menschen finden, die das auf sich nehmen."
Reisende Aktivisten
Neubauer hatte erst am Wochenende in Lützerath bei Aachen gegen die Vernichtung des dortigen Kohleweilers protestiert, war wenig später aber bereits bei der grünen Vollversammlung im Studio von Anne Will aufgetaucht. Luisa Neubauer eilte sofort weiter nach Davos, um dort als "Climate Activist" des "Fridays for Future Movement" für einen schnelleren Energieausstieg zu plädieren. Lang dagegen stand nur wenige Stunden später bereits wieder in einem ARD-Studio, um den am Abend zuvor gelehrten Stoff zu vertiefen. "Zur Weltregierung würde ich beide deshalb aber nicht zählen", sagt Reinhold Herger, "sie sind eher Reisekader, die sich noch ihre Sporen verdienen wollen."
3 Kommentare:
The Great Klosett, da muss doch energetisch was zu machen sein. 2.700 SchlaubergerInnen + Privatköche, Fahrer, Leibwächter und Gespielinnen zur Nacht, müssen ja auch mindestens 1x pro Tag aufs Klo. So viel Elitescheiße, richtig kultiviert und aufbereitet, ergibt ne Menge Edelgase für die Weltenrettung.
Das WEF ist eigentlich nicht anderes als eine Hüpfburg für abgehobene Eliten, d.h. die Mächtigen, Schönen und Reichen bzw. die, die sich dafür halten oder dazu gehören wollen.
... so wie Lützerath eine Hüpfburg für "Klimaaktivist:innen" war und ist: https://www.nzz.ch/international/alles-gestellt-kurioses-video-von-greta-thunberg-mit-polizei-erhitzt-gemueter-im-netz-ld.1721816
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