Zehn Jahre lang spielte Raphael Thelen für "Zeit" und "Spiegel" einen unabhängigen Journalisten. Jetzt macht der Aktivist sich ehrlich und wechselt direkt zur Klimakleberbewegung "Letzte Generation". |
Viele von ihnen stehen seit Jahren unter Verdacht, immer wieder wurden Indizien öffentlich, die zu belegen schienen, dass hauptberufliche Aktivisten, professionelle Protestbewegungen und Mediendarsteller Hand in Hand zusammenarbeiteten: Die einen sorgten für möglichst aufsehenerregende Anlässe zur Berichterstattung. Die anderen stellten sich aufopferungsvoll in den Dienst der Sache, indem sie das Anliegen von winzigen Organisationen wie Pro Asyl, Greenpeace, Fridays for Future, Attac oder Last Generation darstellten, als verträten deren Mitglieder Anliegen, die gesellschaftliche mehrheitsfähig seien.
Mit der Feder als Waffe
Vorkämpfer einer besseren Welt wie Georg Restle, Anne, Will, Dunja Hayali, Claas Relotius oder Mario Sixtus ließen für die gute Sache, der sie dienen, alle journalistischen Grundtugenden hinter sich. Auch auf die Gefahr hin, selbst nicht mehr ernstgenommen zu werden und zudem die Reputation der Medienhäuser, für die sie arbeiten, weiter zu beschädigen, setzen diese Männer und Frauen alles ein, was sie haben. Sie lügen, betrügen, wechseln ihre "Haltung" (Hayali) mit den Gezeiten und sind jederzeit bereit, sich für einen Hauch von Glanz, der von einem Mächtigen auf sie abstrahlt, bedingungslos in den Staub zu werfen. Medienfiguren wie Sebastian Pertsch, Stephan Analpagan und Georg Diez sehen sich als Volkserzieher, sie wollen nicht nur Fakten nennen und Zusammenhänge beschreiben, sondern eine Zukunft herbeischreiben, wie sie sie sich wünschen. Selbst gegen den Widerstand derer, für die sie das zu tun zu behaupten.
Nur vor der letzten Konsequenz, dem Schritt hinaus der Doppelrolle als vermeintlich unabhängige Journalisten und begeisterte Aktivisten, den schreckten sie bisher alle. Hunderte, ja, Umfragen zufolge Tausende Reporter-, Moderatoren-, Kommentatoren- und Ansagerdarsteller wählten bisher den traditionellen Marsch durch die Medieninstitutionen, um für das Klima, die Gleichheit, den Geschlechterkampf und den künftigen gemeinsamen EU-Staat zu trommeln. Stets umschwebte sie der Geruch von Lobbyarbeit. Ihre Versuche, die Politik der jeweiligen Bundesregierung nur immer noch besser als sehr hervorragend zu beschrieben, wurde vor allem in den abgelegeneren Städten, Dörfern und nahezu aufgebenen Weihern als Versuch empfunden, Bürgerinnen und Bürger nun auch noch für die direkte Propagandaarbeit der ministeriellen Pressestellen und der Parteizentralen bezahlen zu lassen.
Aktivisten in Regierungsverantwortung
Doch weil das System trotz aller Widerstände funktionierte, blieben Seitenwechsel die Ausnahme. Ja, nach der Amtseinführung der Ampel-Ministerien wechselte ein Dutzend schreibender Aktivisten aus den großen regierungsnahen Medien direkt in Regierungsverantwortung, um mit längeren Hebeln noch wirksamer für die eigenen Ziele streiten zu können. Der Großteil des aktivistischen Blocks aber blieb versteckt im Ideologiebunker, bereit, den Kampf weiter auf Partisanenart zu führen: Getarnt durch die Alltagsuniform des unabhängigen Berichterstatters allmächtig bei der Verbreitung von Botschaften je nach Nützlichkeit für die eigene Agenda.
Raphael Thelen aber macht jetzt den Anfang. Zehn Jahre war der gelernte Politikwissenschaftler und Philosoph als "Reporter" und "Journalist" getarnt für große Medienhäuser unterwegs. Nun hat sich Thelen aber als Aktivist geoutet. Der "freie Autor und Reporter" (Thelen über Thelen), der schon immer fest an seine Mission geglaubt hatte und deswegen kaum jemals über etwas anders schrieb als über die Klimakatastrophe, den kommenden Klimakrieg, die Verbrecher die heute noch reisen, und die toxische Männlichkeit, die das alles bewirkt, hat jetzt beim Medienportal "Übermedien" seinen offiziellen Wechsel vom aktivistischen Journalismus zur Klebekinderbewegung "Letzten Generation" verkündet.
Ein besseres Geschäftsmodell
Der 38-Jährige, der zehn Jahre lang "Zeit" und "Spiegel" mit Hiobsbotschaften über die Klimakrise versorgte, im Dienst der guten Sache selbst Holocaustleugner zu Wort kommen ließ und das "Netzwerk Klimajournalismus" gründete, damit der Alarm noch lauter schallt, sieht angesichts der Medienkrise bessere Perspektiven bei den privat finanzierten Protestler.
All sein Kampf, Menschen massenhaft in Klimaangst zu versetzen, habe bisher viel zu wenig genützt. Zuletzt kamen keine Aufträge mehr vom "Spiegel". Auch die "Zeit" wollte nichts mehr drucken. Viele Leute wüssten immer noch nicht, was ein Kipppunkt sei und was ein Feedback Loop, klagt er. Und "die wissen nicht, dass drei Grad Erwärmung, die wir ja Ende des Jahrhunderts ungefähr haben werden, sechs Grad in Deutschland bedeuten. Das heißt, Berlin hat so ein Klima wie Toulouse."
Das mahnende Schicksal von Toulouse
Eine heute schon unbewohnbare Stadt in Frankreich, deren Schicksal Thelen, der seine ersten Schritte in den Aktivismus mit Hilfe ostdeutscher Nazi-Truppen ging, seiner Wahlheimatstadt Berlin ersparen möchte. Die Medienbranche sei aus seiner Sicht "eher des Problems, als Teil der Lösung", denn es werde noch lange nicht genug über die Klimakrise berichtet. So sei es Bürgerinnen und Bürgern nicht möglich, informierte Entscheidungen zu treffen und sich den hauptberuflichen Aktivisten und aufgeklärten Mitgliedern des Bionadeadels anzuschließen, um von der Bundesregierung radikale Klimaschutzmaßnahmen zum Schutz des Planeten zu fordern.
Zur sogenannten "Klimabewegung" zu wechseln, sei logisch, denn sie allein halte "das Thema in der Öffentlichkeit". Wenn schon Aktivismus, dann nicht mehr länger unter der falschen Flagge vermeintlicher Unvoreingenommenheit. Raphael Thelen hat sich mutig ehrlich gemacht, auch in der Erwartung, dass ihm bald möglichst viele der anderen Aktivisten bei ARD, ZDF, Taz, SZ, FR und bei all den anderen Medienhäusern folgen werden. Ob sich seine Hoffnung erfüllt, die auch eine Hoffnung großer Teile der Bevölkerung ist, bleibt jedoch abzuwarten. Bisher hat sich seiner Initiative kein weiterer Medienaktivist angeschlossen.
4 Kommentare:
Ich kenne den Thelen nicht. Aber wenn ich den Artikel richtig interpretiere, dann empfindet sich der Thelen jetzt als eine Art Prinz Harry aus dem Adelsgeschlecht der Edelfedern,
Wenn man früher vom Hexenwahn, der Oktoberrevolution, dem Holodomor, dem großen Sprung nach vorn, der Kulturrevolution, und vor allem den kleinen Schelmereien der Roten Khmer las, war das Gruseln noch angenehm, wie in einem gut gemachten Horrorfilm.
Aber jetzt kann einem nun ja, sehr sonderbar werden.
Schätze als DPA-Kopist in der vierten Reihe war es mit dem Umsatz etwas mau. Wenn der da jetzt weniger schreibt, wäre das ein Plus.
mit dem Umsatz etwas mau ...
Das Üble ist, dass die Käs'blättlein auf die Zahl der Leser, wie die sogenannten Parteien auf die Zahl der Wähler, seit mindestens zwanzig Jahren schlicht scheixxen. Brauchen sie gar nicht.
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