Im Schlamm des Schaufelbaggererwartungsgebietes inszenierten Kunstschaffende aus Branderbisdorf eine ungewöhnliche Modenschau. |
Es ist eine schöne und langjährige Tradition, zu der sich die deutsche Klimabewegung allerdings nur widerwillig bekennt. Adidas, der Großkonzern mit Fabriken bis ins unterbezahlte Asien, der über Jahrzehnte deutsche Nationalmannschaften ausstattete, gilt auch in Kreisen des zivilgesellschaftlichen Widerstandes als erste Wahl bei der Uniformmarke. Wo immer Revolution oder Transmission ausgerufen werden, sind Adidas-Produkte Pflicht: Der große Antikapitalist Fidel Castro trug ebenso Herzogenaurach wie das knackige Mädchen in der Lycra-Hose, das 2017 in Hamburg zum Symbol für den Kampf gegen Olaf Scholz und den Raubtierimperialismus wurde - an den Füßen Adidas-Sneaker.
Der dreieckige Fleck
Bei den Protesten in Lützerath knüpfte das Branderbisdorfer Künstler*innenkollektiv Nomen jetzt an diesen schönen Brauch an: Überall auf den weiten Felder, in der Schaufelbaggererwartungslandschaft und zwischen den ruinösen letzten Häusern präsentierten die Kunstschaffenden Teile einer vermeintlichen Adidas-Kollektion. Eine zynische, aber letztlich rundum gelungene Parodie auf die Versuche des Idsteiner Konkurrenten Jack Wolfskin, sich als neue erste Wahl bei der Protestausstattung zu etablieren.
Die Künstlerinnen und Künstler (er/es/sie/ihr) von Nomen gingen dabei strategisch äußerst geschickt vor. Es begann bereits am Montagmorgen, dem ersten Protesttag. Aktivisten in Jacken mit dem auffälligen Adidas-Logo - erkennbar sogar aus der Ferne als dreieckiger Fleck - verteilten sich an den zahlreichen Brennpunkten, die von Medienarbeitern besonders umkämpft sein würden. Zugleich verkündeten die Künstlernden, dass Adidas unter seinem neuen Geschäftsführer Björn Gulden eine neue Initiative namens "Own the Irreality" ankündigen werde, um mit einem ehrgeizigen Exit-Plan noch weit vor der Bundesregierung komplett aus der Energieversorgung auszusteigen.
Lützerath Revolution Fashion Style
Das, was die Branderbisdorfer als ihren "Lützerath Revolution Fashion Style" bezeichnen, eine Mischung von sportlicher, aber regenfester Outdoormode, die im Atelier zusätzlich mit Schlammspritzern aufgehübscht wurde, sollte die Botschaft ins Land tragen. Als physischen Blickfang für die Kameras hatten sich die Nomen-Aktivisten dazu durchweg für junge, weibliche Models entschieden, allesamt Profis, die im richtigen Moment das passende Gesicht aufsetzen können, ohne dabei zu vergessen, dass es vor allem gilt, das Logo deutlich sichtbar zu präsentieren.
Das im Schlamm der künftigen Kohlegrube auch logistisch aufwendige Unterfangen gelang. Einmal mehr spielte das Künstlerkollektiv virtuos mit einer selbstinszenierten Realität, um das Logo des seit Jahrzehnten erfolgreichsten Protestbekleiders prominent in den Medien zu platzieren und den doppelmoralischen Charakter eines Unternehmens anzuprangern, das von der Globalisierung profitiert, zugleich aber Organisationen wie Fridays for Future, Last Generation und Extinction Rebellion einkleidet.
Prangern in kohlschwarz
Die sogenannte "Realitywear"-Kollektion, die in Lützerath vorgestellt wurde, verzichtet auf die aufdringliche Buntheit normaler Sportwäsche und setzt stattdessen auf ein konsequentes Kohlschwarz. Damit wollten die Kunstschaffenden nicht nur die ausbeuterischen Mechanismen und greenwashing Marketing der Modeindustrie anprangerten, sondern auch den Umstand, dass Adidas für Einsatzgebiete in aufgeweichten Schlachtfeldern kaum passende Schuhmodelle im Angebot hat.
12 Kommentare:
Ist doch schön zu sehen, dass unsere Aktivistenden auch beim Kampf gegen "Kinderarbeitslosigkeit in Bangladesch" (Harald Schmidt) an vorderster Front stehen. Und das Problem mit schlammigen Böden lässt sich lösen.
Wahrscheinlich sind die Klamotten aus recycelten Braunkohlebriketts hergestellt worden. Technisch bzw. chemisch wäre das machbar.
Apropos, was mir noch einfällt: Früher (also zu DDR-Zeiten) war man Aktivist, wenn man ganz viel Braunkohle (also mehr als der Plan verlangt hat) aus dem Tagebau geholt hat. Heute ist man Aktivist, wenn man keine Braunkohle mehr aus dem Tagebau holen lassen will. So ändern sich die Zeiten und Vorzeichen. Gemeinsam ist beidem lediglich die Verbundenheit zum Sozialismus.
@carl gustaf: die entsprechende analyse folgt. diese geschichte, sie hat wirklich humor
Da bin ich aber wirklich gespannt und grinse jetzt schon. Bitte den Adolf Hennecke- Besen nicht vergessen.
Schlamm aus der Tube ist der PPQ Werbepartner ?
jo.passt an sich
Der erste Aktivist Adolf Hennecke holte noch Steinkohle raus. Ob man mit dem Schaufelradbagger Hochleistungsschichten in der Braunkohle gefahren hat, weiß ich nicht.
Bundestagsdebatte : völlig verlogenes Soziologensprech - erneut will rotgrün eine Kuschelpädagogik für die psychotischen Orientalen verordnen .
schlamm aus der tube?
In spätestens 3 Wochen kennt keine Sau mehr den Namen Lützerath. Aus den Augen aus dem Sinn, wie
jede Mediensau die durchs Dorf getrieben wird.
hab ich hier irgendwo gesehen - Schlamm aus der Tube fürs Autoblech . Damit die Loide sehn : Sepp war im Gelände oder an der Front .
egal - wir weichen ab .
wir werden erinnern und mahnen!
Kommentar veröffentlichen