Sonntag, 22. Januar 2023

Bundespanzerzählung: Zu Besuch bei Hempels unterm Sofa

Die Reste der deutschen Panzerwaffe werden in diesen Tagen, Wochen und Monaten noch einmal gründlich durchgezählt.

Womöglich sind es hundert, oder z200 oder Hunderttausend. Niemand weiß es genau, keiner kann oder will es sagen. Die deutsche Panzerwaffe, geschmiedet aus dem Stahl des Schicksalsberges nach den erschütternden Ereignissen an der Westfront des Ersten Weltkrieges, als die Briten in den Schlacht bei Flers mit 32 Tanks Mark I Angst und Schrecken unter den deutschen Soldaten verbreiteten, umgibt 106 Jahre später ein Mysterium. Gibt es sie? Gibt es sie wirklich?Über wie viele einsatzfähige Fahrzeuge könnte sie verfügen? Und über wie viele verfügt sie wirklich? Was steht noch in Schuppen herum? In Lagerhallen und Tiefgaragen? Beim Heer und bei den Herstellern? Und in welchem Zustand?

Rätselhafte Panzerwaffe

Die Variante, in Moskau zu fragen, wäre einfach, fällt aber aufgrund der Weltlage aus. An der Heimatfront aber sind die Unterlagen durcheinandergeraten. Ausgerechnet Deutschland, das Land der Buchhalter, Korinthenkacker und  Listenführer, hat beim Verwalten der Bestände schon in Friedenszeiten den Überblick verloren. Und beim Nachzählen mitten im Krieg stellt sich die Lage dar wie die Erlebnislandschaft bei Hempels unterm Sofa. 

In Holland stehen ein paar Leoparden, die die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor Jahren ausgemustert und verliehen hatte. Um mit weniger Waffen mehr Frieden zu schaffen, hatten die EU-Staaten schon 2010 die neue Strategie des Pooling and Sharing verkündet. Nicht mehr jeder sollte auf dem Schlachtfeld alles können, sondern jeder nur noch das, wofür das Geld reichte.

Wie viele gibt es wirklich?

Die Bundeswehr schafft es damit derzeit zumindest numerisch noch auf 266 Leoparden, mit denen Haushaltsmittel gespart werden. Ob es alle diese Schwerenwaffen wirklich gibt, ist allerdings unklar: Bisherige Verteidigungsministerinnen wie Annegret Kramp-Karrenbauer und Christine Lambrecht gingen davon aus. Boris Pistorius, der neue Mann im Bendlerblock aber will nun erstmal Bestandsaufnahme machen lassen. Gibt den kleinen Rest von ehemals 26.000 deutschen Panzern wirklich noch? Stehen sie irgendwo in der Garage? Oder nur in Bestandsbüchern? Oder nicht einmal dort?

Kaum war Pistorius im Amt, ging der Befehl zum Zählappell raus. "Verfügbarkeit und Stückzahl" von Leopard II sollen ergründet werden, aufgrund der schwierigen Umstände vielleicht nicht in der berühmten neuen "Deutschland-Geschwindigkeit" (Olaf Scholz), aber aufgrund der schwierigen Umstände mit noch mehr Gründlichkeit als seit Wochen in die Erstellung des Lagebildes der Bundesregierung zu den Silvesterkrawallen in Berlin investiert wird.

Restrisiko Russland

Deadline so bald wie möglich, aber besser nie. Kein Zögern ist das, weil das Restrisiko besteht, dass Russland das erneute Auftauchen deutscher Panzer am Don übelnehmen könnte. Sondern Rücksicht auf eine gespaltene Stimmungslage: Halb Deutschland will die Leoparden in den Krieg ziehen lassen, um nicht selbst in den Krieg ziehen zu müssen. Die andere Hälfte fürchtet, in den Krieg ziehen zu müssen, wenn erst die Räder wieder rollen für den Sieg. 

Die eine Hälfte der SPD fürchtet den Zorn der einen Hälfte der Bevölkerung, die andere Hälfte die der anderen. Die Grünen sind beim Abräumen früherer pazifistischer Positionen genau so gründlich wie beim Verlassen ihrer Schützengräben im Kampf gegen die Fossilen. Die Liberalen schauen nach Amerika, die Linke und die AfD nach Moskau und auf die anstehenden Wahlkämpfe in Ostdeutschland. Alle zum showdown angetretenen Heere marschieren unter der Fahne einer überlegenen Moral

Atomausstieg mit nuklearer Teilhabe

Am Ende muss natürlich Joe Biden entscheiden, sagt Olaf Scholz, denn als souveränes Land begeht Deutschland keine Alleingänge, abgesehen vom Atomausstieg, der jedoch nicht für die nukleare Teilhabe im Rahmen der Nato gilt, über die offiziell nicht einmal die Bundesregierung sprechen darf. Was sie zwingt, an etwas festzuhalten, von dem sie nicht weiß, ob, wo und wie viel überhaupt. Neue Flieger aber sind im Anflug, von den EU-Ausschreibungsregeln so wenig zu erfassen wie von feindlichem Radar oder französischem friendly fire. Auch Panzer zur Verteidigung der Freiheit am Rande der demokratisierten Welt werden sich eines Tages finden, eventuell sogar noch vor Kriegsende.


11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich schlage mal ein neues Gesetz vor. Nach dem Schreiben des 3. kriegsteibenden Tweeds bei Twitter
erfolgt der persönliche Fronteinsatz in der Ukraine. Vor allem für die Weiber.

Anonym hat gesagt…

Kanzler hat's gut. Der feuert einfach irgendein Fallobst aus dem Kabinett, wenn er wieder ScheiBe gebaut hat.

Carl Gustaf hat gesagt…

Es sind noch ein paar Tage hin, bis sich die Kapitulation vor Stalingrad zum 80sten mal jährt. Solch ein Datum wäre doch ein guter Anlass, es dem Russen ein für alle Mal heimzuzahlen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Tage die und/oder der ein oder andere Politikerin und Politiker am Grab von Opa steht und verspricht, es diesmal im Rahmen der Operation Wintergewitter 2 besser zu machen.

Anonym hat gesagt…

Als Danisch stolz verkündete, dass der seit langem erste Mann im Amt des Verteidigungsministers die Panzer zählen will, dachte ich auch, dass es wahrscheinlich einfacher wäre, die Russen zu fragen. Aber ich bin in zunehmendem Maße verwirrt: agieren vielleicht schon seit vielen Jahren unsere Politiker aufgrund nicht einfach eingeschränkter Souveränität sondern aufgrund vollkommen fehlender Souveränität wie winselnde, unfähige, sprachgestörte aber eifrige Idioten, um dem strengen und mißtrauischen Blick Saurons zu entkommen? "Wir sind klein und blöd und haben von nichts eine Ahnung! Du kannst uns in Ruhe lassen." Wird natürlich nicht passieren! Das Kriterium der Wahrheit wird aber der Tag sein, wenn der Hegemon eventuell zusammenbricht, und genau jene Politiker ( und andere haben wir nicht) plötzlich eigene Entscheidungen treffen müssen. Wie sagt Danisch? "Das wird lustig!"

Die Anmerkung hat gesagt…

Das wäre Klasse, wenn die Kampfemanze der FDP (Geschlecht unbekannt) im Schottenrock an der Ostfront aufschlägt, um dortselbst ihre Tweets vorzutragen.

Anonym hat gesagt…

um dem strengen und mißtrauischen Blick Saurons zu entkommen? "Wir sind klein und blöd ...

Das ist so gut, dass(!) es glatt von mir sein könnte. Jedoch: Nützen wird es nichts. Wir sind im Gesäß, aber sowas von.

Anonym hat gesagt…

ist jetzt Putin so schlimm wie Sauron ? kann man das so sagen ?

Anonym hat gesagt…

meanwhile bei "Anne Will" : der Cheff der Heeresgruppe West , Pistol Pistorius :"Planänderung : wir liefern die Leos nach Paris , Gadünor , Gleis 2 "

Anonym hat gesagt…

ist jetzt Putin so schlimm wie Sauron ?

Darum geht es doch gar nicht. Sauron ist eine erfundene Figur, wie Frankenstein ...

Anonym hat gesagt…

Putin ist vielleicht auch nur erfunden .

KUH I Beau No

Der lachende Mann hat gesagt…

Ich dachte immer, der Goliath hätte keinen Turm gehabt.