Montag, 2. Januar 2023

Beerdigung der Freiheit: Vom Versprechen zum Schimpfwort

Sie hatten Freiheit nie verstanden.

Zwei Mann und kein Gewehr, aber eine Idee, wie es sich einmal im Jahr bis in die Hauptausgabe der "Tagesschau" schaffen lässt. Sebastian Pertsch und Udo Stiehl begannen vor drei Jahren nach dem Vorbild von "Wort des Jahres" und "Unwort des Jahres" eine "Floskel des Jahres" zu verkündigen. Niemand stimmt über den jeweiligen Siegerbegriff ab, selbst das Mäntelchen einer "Fachjury", das sich die anderen obskuren Wortewähler überstreifen, um einen Anschein von Seriosität zu erwecken, fehlt hier. Die Floskelverkünder starten dafür in der nachrichtenärmsten Zeit des Jahres, wenn außer den Forderungen nach einem Böllerverbot kaum etwas zu berichten ist.

Gezielt in die Tagesschau

Das reicht allemal, wenn die Botschaft passt: Anno 2022 entschied sich der Mann, der "rechte Arschlöcher nach Mail ausbürgern" will, um sie dort in ein "Asylheim zu stecken", das dann angezündet werden soll, für beziehungsweise gegen die "Freiheit". Nicht "Sozialtourismus", "Klimakleber" und die BWHF-Schöpfungen "Zeitenwende", "Sondervermögen", "Gaspreisbremse", Benzinrabatt", "Wumms" und "Doppelwumms" seien die Floskel des Jahres, so die Initiative "Floskelwolke". Sondern das Wort "Freiheit", das durch die Benutzung durch "Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern, entwürdigt" worden sein. 

Wer gemeint ist, daran lässt der "hauptberufliche Erklärbär" (Pertsch über Pertsch) keinen Zweifel. Die Betreffenden sind genau die, die im Namen der Freiheit selbstgerecht und unsolidarisch die essenziellen Werte eines Sozialstaates ins Gegenteil verkehren - alles für den eigenen Vorteil". Die "sprachkritische" Jury greife mit ihrer Entscheidung für die "Freiheit" selbstverständlich nicht diese selbst an. Gegenstand der Kritik seien vielmehr nur "deren egoistische Fehldeutungen". 

Wer Freiheit sagt, hat sie nicht verstanden

Woher die kommen, ist vollkommen klar. Wer "Freiheit" im Mund führt, um gegen staatliche Maßnahmen zu opponieren, hat Freiheit nicht verstanden. Wer auf seinen Freiheiten beharrt, weil im das Grundgesetz eine Garantie gibt, dass sie unveräußerlich sind, der "lässt sie zur Floskel verkommen" (Pertsch). Wirklich frei ist nur der, der "Einsicht in die Notwendigkeit" (Lenin) zeigt und auf seine Freiheit verzichtet, wenn es ihm gesagt wird, das ist die Botschaft des "Webprojekts Floskelwolke" - und deshalb schafft es die obskure "Wahl" eben auch in die "Tagesschau".

Das Paket an Deutungen der Bedeutung von Begriffen stimmt einfach. Für Pertsch ist das Wort "technologieoffen" eine Verteidigung des "Veralteten", der "Sozialtourismus" existiert nicht, weil niemand wegen der üppigen Sozialleistungen nach Deutschland kommt und die Bezeichnung  "Klimakleber" beschreibt nicht etwa wie Schuhmacher, Verkäufer oder Straßenbahnfahrer Menschen nach der hauptsächlich von ihnen ausgeübten beruflichen Tätigkeit. Sondern sie "reduziert Menschen ungeachtet ihrer Ziele auf ihre Protestform" - ein Vergehen, das schon den "Montagsmarschierern" (Spiegel) und den "Pegida-Schreihälsen" (Die Zeit) vorgeworfen wurde. 

Was zählen dagegen Worthülsen wie "Wumms" und "Doppelwumms", mit denen die Bundesregierung im Comicstil versuchte, ihre umsichtige Krisenstrategie trotz der zunehmenden Intelligenzprobleme  im Land lautmalerisch zu vermitteln? Weder "Sondervermögen" noch "Schuldenbremse" schafften es in die Floskelparade, deren Ziel es ist, Medienarbeiter für "rechtslastige Provokationen"  zu sensibilisieren wie sie zuletzt in Form der Begriffe "Eigenverantwortung" und "Einzelfälle" von der "Floskelwolke" angeprangert worden waren.

Egoisten und Missbraucher

Zwei Juroren, selbsternannt. Eine Mission: Künftig soll, wer einen Begriff wie Freiheit* überhaupt noch in den Mund nimmt, als Egoist und Missbraucher des Freiheitsbegriffs gebrandmarkt werden, wer hingegen das Wort "Klimakleber" in den Mund nehme, der benutze ein "Sprachetikett, das an Verächtlichkeit kaum noch zu überbieten ist". Und wer "technologieoffen" forschen und entwickeln wolle, der ist ein Ewiggestriger, denn Wind- und Sonnenkraft, die sind "Freiheitsenergien" (Habeck), die Kernkraft aber ist es nicht.

*PPQ ist Preisträger des Freiheitspreises der Friedrich-Naumann-Stiftung


14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

gib mal email und Hausanschrift

Anonym hat gesagt…

Eine reife Leistung, in gewisser Weise ein Volltreffer. Uns liegen die Unworte der nächsten drei Jahre schon jetzt vor:
Demokratie
Grundgesetz
Rechtsstaatlichkeit

Anonym hat gesagt…

'Unworte'
lies: Floskeln
Unworte ginge aber auch.

Anonym hat gesagt…

OT
Hannibalmurkle sagt:
1. Januar 2023 um 14:41 Uhr

@„Vllt könntet Ihr ja bei sowas immer eine natürlich REIN RETHORISCHE Frage einbauen, wie: „wie können wir DAS nur ändern?““
----------------------------------

Griechische Sprak, schwere Sprak.
Dagegen dieser Kommentator "42" - 0lala! Rechtschreibung UND Inhalt - muy bien.

Volker hat gesagt…

"Wirklich frei ist nur der, der "Einsicht in die Notwendigkeit" (Lenin)"

Ähm ... nein. Lenin war das nicht.
Es geht zurück auf Engels´ Einlassungen im Anti-Düring

„Hegel war der erste, der das Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit richtig darstellte. Für ihn ist die Freiheit die Einsicht in die Notwendigkeit. ‚Blind ist die Notwendigkeit nur, insofern dieselbe nicht begriffen wird.‘ Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze, und in der damit gegebnen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen.
...
Freiheit des Willens heißt daher nichts andres als die Fähigkeit, mit Sachkenntnis entscheiden zu können."

So. Nun konnte ich endlich mal anwenden, was uns damals im marxistisch-leninistischen Grundlagenstudium vermittelt wurde.

Die Anmerkung hat gesagt…

Taigerfutz 2. Januar 2023 at 12:24

Die Hosenscheißer sind trainiert kleine Kinder vom Schlitten zu schubsen und alte Leute nieder zu knüppeln.
Deutsche Bullen wurden eben schon vor langer Zeit enteiert.
-----
Ich bin ja geneigt, dem Tigerfurz einen solchen enteierten Bullen, also Ochsen, auf den Hals zu hetzen, damit der wiederum das Jüngelchen am Schlafittchen in die nächste Volkshochschule schleift oder zur Not auch dorthin tonfat.

Die Anmerkung hat gesagt…

Der ist mal gut.
-----
Mantis 2. Januar 2023 at 19:06

Die Mütter kommen aus „Westasien“ und die Väter aus „Forderasien“

Anonym hat gesagt…

„Forderasien“

Ich hatte erst Förderasien verstanden. Ist es ja auch.

Anonym hat gesagt…

In Deutschland fordert man einen Regime wechsel in Russland und beweist das feministische Außenpolitik eine Art Antidiplomatie ist. Der Westen will Russland ...

"Weltenaufgang Blog" - bei Röper verlinkt.

Wir sind im Ursch, aber so was von.

Anonym hat gesagt…

Es gibt sogar Gerüchte das sie eine heimliche Tochter von Putin sein soll ...

Anonym hat gesagt…

Sie weis das sie der Mittelpunkt ist und ihre größte Eigenschaft sei, das sie starke Männer an ihrer Seite zu schätzen weis ...

Zum Gebuhrtstack wünsche ich mihr ein Elegdrioden-Mirsoskohp von Carl Zeis Jehna.

Anonym hat gesagt…

"Forderasien" ist eher ein Stilmittel. Ich schreibe ja auch "ofenkundig".

Anonym hat gesagt…

@ Anmerkung: Otto Plinsenzwerg, auch, wenn er die deutsche Sprache um den Schokoitus und da Orkan-Organ bereichert haben mag, ist ein abschreckendes Beispiel dafür, was der Alkohol aus ehemaligen Menschen zu machen vermag.

Anonym hat gesagt…

das