Andrea Nahles (l.) als südafrikanische Geheimdienstchefin "Janina Mentz" in der Thrillerserie "Trackers". |
Sie war Vordenkerin des Sozialismuss, Juso-Chefin, schließlich SPD-Parteivorsitzende und damit ausgestattet mit dem Recht des ersten Zugriffs auf das Bundeskanzleramt. Andrea Nahles aber zögerte, zögerte vielleicht zu lange und zu deutlich. Umgeben von einer Riege aus alten, weißen Männern stürzte die Frau aus Mendig über ein paar Skandale und Skandälchen, Missverständnisse und Ungereimtheiten, die Nachgeborenen heute, nach der Zeitenwende, recht geschmäcklerisch erscheinen.
Schmerzhafter Sturz
Nahles hat ihren Sturz als schmerzhaft erlebt, später aber auch die Solidarität der organisierten deutschen Arbeiterklasse. Die auch wegen ihrer beständig guten Laune beliebte Politikerin, von der Parteibasis mit immerhin 112,3 Prozent gewählt, genoss die wenigen Monate ihres Abschiedes von der Politik, Dann stellte sie sich opferbereit wieder in den Dienst von Partei und Land. Zur Jahrfeier ihrer Aufgabe aller Ämter wurde die studierte Germanistin und Politologin zur Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation gewählt. Das Amt trat sie am 1. August 2020 an, gab es jedoch schon ein Jahr später wieder auf. Die SPD hatte mittlerweile eine Bundestagswahl gewonnen. Und die Partei vergisst keinen der Ihren, nie.
Andreas Nahles wurde nun neue Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, ein Posten, der der alleinerziehenden Mutter Gelegenheit gibt, wirklich wieder Zukunft zu gestalten. So viel muss reformiert, so viele Leitplanken müssen gezogen, so viele Maßnahmen nachgeschärft werden. Andrea Nahles aber macht diesmal nicht den Fehler ihrer Zeit als junge Sozialistin. Statt sich erneut ganz in die politische Blase zu begeben, sucht die 52-Jährige den Ausgleich neben dem Beamtenjob.
Neustart als Serienstar
Wie ihre Fans jetzt überrascht feststellen, hat Nahles in der südafrikanischen Thriller-Serie "Trackers" ihre erste Hauptrolle übernommen: Nahles spielt unter dem Pseudonym "Sandi Schultz" die engagierte Geheimdienstlerin Janina Mentz, Chefin des von der Auflösung bedrohten Bureau of Intelligence's, die durch Tapferkeit und Entschlossenheit einem geplanten islamistischen Anschlag in Kapstadt auf die Schliche kommt. Fans erkennen sie sofort: Die Lippen, die Brille, die Nase. Mag Nahles im Film auch mit einer Maschinenpistole auf verruchte Terroristen schießen oder über die an ähnliche Virgänge in ihrer SPD-Zeit erinnernden Ränkespiele klagen: Ihr Spiel auf höchstem schauspielerischem Niveau fesselt.
Nahles, die durch Gesangseinlagen im Bundestag früh auf ihre vielfältigen Talente außerhalb der Politik aufmerksam gemacht hatte, genügt zur Verwandlung von der taffen politischen Leitfigur in die gewiefte Geheimagentin ein kleiner Kunstgriff. Die wallende Mähne, die lange das feministische Markenzeichen der Maurertochter war, wurdet für die im Deutschen beziehungsreich "Rote Spur" untertitelte ZDF-Serie straff zurückgebunden. Nahles, Künstlername Sandy Schultz, wirkt dadurch nicht mehr wie das lustige Straßengör mit den Ausbrüchen an Gossensprache, sondern wie eine Frau, die ohne Rücksicht auf sich selbst und die eigenen Karrierechancen für das Gemeinwesen einsetzt.
Wandelbar wie nie
So wandelbar war Andrea Nahles noch nie, so befreit hat sie kaum jemals zu vor aufgespielt. Die Sozialdemokratin wandelt damit auf den Spuren anderer führender deutscher Politiker*innen, die in der Vergangenheit bereits gezeigt hatten, wie man auch als politisch Verantwortlicher vor der Kamera eine Seite von sich zeigen kann, die niemand kennt. So hatte Claudia Roth mit ihrem Auftritt als temperamentvolle Tänzerin im türkischen Kinoknaller „Entelköy Efeköy’e karşi“ ("Entelköy gegen Efeköye")quasi ihre Bewerbung für den Posten als Kulturstaatsministerin abgegeben. Der heutige Bundespräsident Walter Steinmeier dagegen inspirierte Hollywood-Kinomacher zum Drama "Up", in dem der ausgewiesene Experte für heiße Luft selbstironisch in die Rolle des Luftballonverkäufers Carl Fredricksen schlüpfte.
Doch wird Andrea Nahles ihre im Sabbatjahr gestartete Schauspielkarriree fortführen können? "Trackers" bekam tolle Kritiken, das ZDF sicherte sich sofort die Rechte und versteckte den Terror-Kracher umgehend in der Mediathek. Mit ihrer neuen Aufgabe in der Arbeitsagentur aber stehen alle Zeichen auf einen frühen Abschied von der Zweitkarriere. Wie Roth und Steinmeier, die nach ihren ersten schauspielerischen Versuchen nie wieder auf die große Leinwand zurückkehrten, werden sich auch die zahlreichen Fans der Sozialdemokratin damit bescheiden müssen, Nahles' beeindruckendes Spiel künftig bei "Anne Will", "Bericht aus Berlin" und "Monitor" (Regie: Georg Restle) zu bewundern.
5 Kommentare:
Erstaunlich, daß die ANahles auch mit Hilfe der Maskenbildnerin nicht hübscher geworden ist. Da ist wohl nicht viel zu machen. Auch eine Maskenbildnerin braucht gutes Material, um eine attraktive Gestalt zu formen.
Die Wandlung von der drögen Waschfrau zur taffen Ermittlerin ist kaum zu glauben. Hätte sie nicht die gleiche Brille auf, wäre sie nicht wiederzuerkennen.
das mit der brille ist der trick!
OT
Saturn 5. Dezember 2022 at 18:00
Den Mädchen mein Mitgefühl.
Aber ich will das die Altpartei wählenden Eltern leiden ...
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Spanisch Rohr (Er soll seinen König nicht fürchten! Er soll ihn lieben!) oder gleich Sjambok - sis is se kwestschn.
Charly1 5. Dezember 2022 at 18:26
Alle Asylanten, Flüchtlinge, Migranten werden nach einem Mord für Psychisch krank erklärt und in die Psychiatrie eingeliefert.
Ins Gefängnis, dass währe Rassismus!
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Also doch Sjambok.
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