Donnerstag, 22. Dezember 2022

Energieausstieg: Elektrisches Ende in Eigenverwaltung

Nach den Windausbauer wackeln nun auch die Ladestrukturausbauer.

Wenn die Deutschen etwas machen, dann aber richtig. Kein anderes Land weltweit nimmt sich selbst und seine Aufgabe als Leuchtturm für die übrigen Nationen überall auf der Erde so ernst, kein anderes Volk ist so unerbittlich, wenn es gilt, eine selbstgestellte Aufgabe rigoros und bis zum Ende umzusetzen. Wo selbst EU-Partner knieweich werden und Verbündete fassungslos den Kopf schütteln, schreiten deutsche Regierungen, deutsche Wähler und auch die noch nicht wahlberechtigten Nochnichtsolangehierlebenden  unverdrossen voran, zu neuen Ufern, von denen, wie es heißt, die wegschwimmenden Felle der früheren Industrienation noch besser zu beobachten sein sollen.

Elektrifizierung des ganzen Landes

Fortschritt ist starker Staat und die Elektrifizierung des ganzen Landes, die allerdings nach Art der früheren Kanzlerin konsequent vom Ende her gedacht wird. Während die Stromherstellung ausgedünnt wird, gibt es klare Planzahlen für die Steigerung des Verbrauchs in der Zukunft. 15 Millionen Elektro-Autos bis 2030, dazu mindesten drei Millionen neue Wärmepumpen -  wenn dann später alle 43 Millionen deutschen Wohnungen von Öl und Gas auf Elektroheizung umgestellt sind, werden in Deutschland sogar sagenhafte 50 Millionen Wärmepumpen für Wärme und Warmwasser sorgen.

Planziele, die zu erreichen derzeit die Voraussetzungen geschaffen werden. Der Atomausstieg ist schon fix, parallel trifft die Bundesnetzagentur bereits Vorkehrungen, um der zu erwartenden Nachfrage nach Elektroenergie Herr zu werden. Mit einer Strategie, die auf die "Inkaufnahme erforderlicher Komforteinschränkungen durch Schaltmaßnahmen" setzt, dürfen Energieanbieter künftig Wärmepumpen und E-Autos abschalten, wenn deren Bedarf droht, das Stromnetz zu überlasten. Smart und ohne Zutun der Besitzer von modernen Elektro-Autos und klimafreundlichen Wärmepumpen wird der Verbrauch gedrosselt, indem die Stromabgabe an Wärmepumpen und Auto-Ladestationen reduziert wird. 

Mehr Ladestationen für weniger Strom

Ein deutliches Zeichen, wo es langgehen soll. Mehr Ladestationen braucht das Land, viel mehr sogar, um weniger Strom zu verteilen. Mit dem Ladeinfrastrukturhersteller Compleo Charging Solutions hat nun ein erster Goldgräber der Wachstumsbranche die Konsequenzen gezogen. Nachdem der Vorstand "die positive Fortführung des Unternehmens nicht mehr als überwiegend wahrscheinlich" ansah, stellte er Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Die Boombranche leidet unter Finanznot, die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sei "nicht nachhaltig gewährleistet" und die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs gefährdet. Die Produktion soll vorerst weiterlaufen, das Portfolio allerdings müsse verschlankt und die Firma neu aufgestellt werden, um im Ladeinfrastrukturausbauboom überleben zu können. Der Aktienkurs, einst bei 113 Euro, liegt noch bei 1,25 Euro.  

Deutsche Erfolgsgeschichten, wie sie auch die Windkraftbranche zuverlässig schreibt. In der Nachfolge der erfolgreichen deutschen Solarindustrie schrumpft das Zukunftsgeschäft mit dem Energielieferanten, der keine Rechnungen schreibt, ums Überleben. Den "ehrgeizigen" (Tagesschau) Ausbauzielen der Bundesregierung mangelte es zuletzt zusehends an Interessenten für ausgeschriebene Winderwartungsflächen. Die Bundesnetzagentur musste den fest eingeplanten Zubau von bei 1,2 Gigawatt Leistung auf 0,6 Gigawatt halbieren. Vom Höhepunkt des Jahres 2002, als mehr als 2300 neue Windräder aufgestellt worden waren, brach der sogenannte Zubau bereits im vergangenen Jahr um mehr als drei Viertel auf nur noch knapp 500 Neuanlagen ein.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir tragen unser Schicksal mit Geduld, denn an dieser Scheisse sind wir selber schuld.

https://www.iwr.de/news/was-aus-10-deutschen-solarunternehmen-seit-fukushima-geworden-ist-news26703

Anonym hat gesagt…

Zum Erreichen und Halten einer Geschwindigkeit von 100km/h in der Ebene sind je nach Größe und Aerodynamik des Pkw ca. 20kW notwendig. Mit dem Trabant wurde dieses Konzept mustergültig umgesetzt. Es wird Zeit, dass sich die Partei- und Staatsführung darauf wieder besinnt.

Anonym hat gesagt…

denn an dieser Scheisse sind wir selber schuld -

Wer ist "wir"? - ich jedenfalls nicht. Und noch nicht einmal der allerdümmste SPCDUSED-Wähler ist "schuld"!

Anonym hat gesagt…

In einer smarten 5-Minuten-City braucht man kein Elektro-Auto. Und der Kauf desselben dient ja nur der Abschmelzung überflüssigen Vermögens. Alles richtig gemacht.

Anonym hat gesagt…

Ist ja schon gut. Wollte das „wir“ mit Gänsefüßchen schreiben…