Der Highway zur Klimahölle, er ist ein Flugkorridor. Hunderte von Flugzeugen, große und kleine, Langstreckenflieger und Kurzstreckenmaschinen für deutsche Delegationen schweben ein im ägyptischen Sharm el Sheik, für zwei lange Strandwochen das Herz der Klimarettungswelt. Bis zu 48.000 Klimatouristen sind nach Ägypten gepilgert, einem Land, dessen CO2-Bilanz so verheerend ist, dass die Veranstalter alle Medienvertreter, auch die zahlreich von ARD und ZDF angereisten, verpflichtet haben, kein Wort darüber zu verlieren.
Neue, große Pläne
Zu groß ist die Dringlichkeit, neue große Pläne zu verabschieden, noch einmal auf die alten Absichten zu schwören und sich gegenseitig mit hinterm Rücken gekreuzten Fingern zu versprechen, dass all das bitter ernst gemeint sei.
Seit 30 Jahren betreiben die "Staatschefs" (Tagesschau), die zu großen Teilen eigentlich nur Regierungschefs sind, aber auf jeden Fall Staatenlenker und nicht "Staatslenker" (Tagesschau), dieses weitgehend fruchtlose, aber öffentlichkeitswirksame Geschäft. Die großen Sünder reisen nicht oder später für einen kurzen Stoppover an. Die kleinen kommen, um sich die übliche Tracht Prügel und Ermahnungen abzuholen.
Mappe voller Versprechen
Im leichten Gepäck, drei Anzüge, vier Unterhosen, Socken und eine 30-köpfige Delegation an Beratern und Beraterberatern, haben sie wie stets eine Mappe voller Versprechen, die sie vor einem halbleeren Saal voller Klimagreise herunterhaspeln. Nie mehr Kohle, Gas und Öl eines Tages. Kein Zurück zum Atom, bis dann doch wieder. Niemand weiß es nie. Ein "Schutzschirm" aus der Bundesworthülsenfabrik für die Klimaopfer ist diesmal Tagesparole. Und ein "Klimaklub" mit Sitz in Frankfurt am Main, der den Untergang verwaltet und Arbeitsplätze sichert.
Es hagelt Muss und Darfnicht, Soll und Wird und die Medienwelt kann aufatmen: Wiedereinmal bietet eine Großkonferenz, deren CO2-Bilanz die Vernichtung der Menschheit mehrere Tage näherrücken lässt, Gelegenheit, schicksalhafte Entscheidungen zu in Sack und Tüten, die Kuh vom Eis und die Zukunft ein für allemal wetterfest zu machen. Während die schicksalhaften "Pariser Klimaziele" dem "Green Deal" der EU wacker voranschreiten in das mediale Reich des Niemalsmehrerwähnten, freuen sich die Sponsoren über Tausenderblickkontakte aus dem Gastgeberland, das seine CO2-Produktion seit dem ersten wegweisenden Klimagipfel in Rio de Janeiro knapp verdreifachen konnte, in dem es heute auf 91 Prozent Energieerzeugung aus "Fossilen" (Ricarda Lang) setzt.
Wassersorgen und Buffetbeschwerden
Spiegel"-Reporter sind in Sorge. Nach 27 Jahren, in denen in Summe etwa eine Million Menschen mit dem Flugzeug zu 27 Hauptklimaschutzkonferenzen um die Welt gereist sind,spitzt sich die Lage nun in Ägypten spürbar zu. Das Wasser wird knapp im Sinai, die Buffets lassen zu wünschen übrig. Deutsche Billigpauschaltouristen, die so lange Urlaub machen, um mal richtig auszuspannen, wie Luisa Neubauer im Zug zum Flug sitzt, um Flug-CO2 einzusparen, kennen das.
Der Klimawandel, er zeigt sein hässliches Gesicht: "Die Essensversorgung ist katastrophal", klagt eine NGO-Vertreterin, die seit Jahren an Klimaschutzevent teilnimmt. Lange Schlangen an den Essensständen auf dem Konferenzgelände. Die Hungernden müssen sich Brote in ihren Hotels schmieren und sie wie Halbpensionsbucher aus Baden-Württemberg in der Serviette aus den Speisesälen schmuggeln. Bei 24 bis 27 Grad vor der Tür der Tagungszentren muss zudem gefroren werden, weil die Klimaanlagen einer langen regionalen Tradition folgend auf Hochtouren laufen.
Viel mehr als solche Befindlichkeitsreportagen kommt nicht aus der aktuellen Brennkammer des Klimakampfes, in der sich doch das Schicksal der Welt entscheiden soll. Ausweislich deutscher Medienberichte haben in Ägyptens teuerstem Seebad, zu Deutsch "Bucht des Scheichs", bislang nur UNO-Chef António Guterres und Olaf Scholz gesprochen, der eine kündigte den Highway to Hell an, der andere den Schutzschirm und den Klimaklub. Davon abgesehen sind die wenigen interessierten Spezialpublikationen auf Studien angewiesen, die in Sharm El Sheik vor die Kamera gehalten werden.
Der wackere Versuch des belgischen Premierministers Alexander De Croo, mit der Warnung, der "Kampf gegen den Klimawandel" sei "ein Kampf um unser physisches Überlebe" irgendwo ein wenig Aufmerksamkeit abzuzapfen, ging gründlich schief. Ausschließlich in Belgien, einem Klimaschutzstaat, dar sich nicht wie Deutschland zu 46 Prozent, sondern zu zwei Dritteln mit Energie aus nicht-erneuerbaren Quellen versorgt, wurde von seinem engagierten Alarmruf überhaupt Notiz genommen.
Und belgische Klimaschützer reagierten routiniert enttäuscht: "Fünf verschwendete Minuten".
3 Kommentare:
Allein dieses sollte Hinweis genug sein, dass es alles eitel Beschixx und Abkoche ist, aber woher denn.
Das mit der bösen Pandemie bzw. mit dem Überfall Putins aus nackter Bosheit auf dieses Reich des Guten war/ist psychologisch in der Wirkung auf den mündigen Bürger (har,har,) deutlich eher nachzuvollziehen. Aber das mit dem CO2-Mulm klappt - man möchte es nicht glauben - eher sogar noch besser.
Zu wenig Wasser in der Wüste, wer hätte das gedacht? Sie könnten sich ja einen schmelzenden Eisberg holen. Der würde dann sinnvoll verwendet, ganz nachhaltig. Wenn sie ihn trinken wird auch der Kölner Dom nicht so schnell überschwemmt.
man erwartet doch von einem gastgeber, dass er sich kümmert!
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