Sonntag, 6. November 2022

Klimakterium: Deutschland auf der Sünderbank

dead bird
Opfer unzureichender Klimaziele in Deutschland: Vor allem die Tiere und die restlichen Staaten auf der Welt leiden, weil Deutschland von seinem Wohlstand nicht lassen will.

Die Bilanz ist vernichtend, unterm Strich steht wie immer ein Totalversagen, notdürftig abgetarnt mit großen Zielen, beeindruckenden Zahlen, weit, weit in der Zukunft liegenden Zeiträumen und symbolisch zelebrierter Entschlossenheit. Pünktlich zum Start des nächsten großen Schicksalsgipfels um die Rettung der Welt vor steigenden Temperaturen, diesmal ausgetragen im halbdiktatorisch regierten Ägypten,  findet sich Deutschland dort wieder, wo es sich am wohlsten fühlt: Auf der Sünderbank der Schuldbeladenen, in der Ecke, in der die Versagen stehen, dort, wo das schlechte Gewissen die Schultern niederdrückt, bis die ganze Person flach auf dem Boden liegt und um Vergebung bittet.

Der Expertenrat für Energieausstieg 

Hier fühlt sich das Land am wohlsten, das wie kein anderes fixiert ist auf "Klimaziele" und "Reduktionsbeiträge", auf "CO2-Einsparung" und Energieausstieg. Deutschland hält sich einen eigene Expertenrat, der regelmäßig "zweifelt" (ZDF) und mit Nachdruck darauf hinweist, dass das alles nicht reicht. Deutschland leistet sich zudem Regierungen, die daraus stets den Schluss ziehen, dass ein verfehltes Ziel, dessen Erreichbarkeit praktisch von Anfang an ausgeschlossen war, am besten damit doch noch erreicht werden kann, dass man es verschärft.

Dass Klimaziele, so ehrgeizig sie auch formuliert und so weit sie auch in die Zukunft verschoben werden, keine Klimaziele erreichen, ist ein längst bekanntes Phänomen des globalen Temperaturmanagement. Und doch immer wieder neu und erschreckend. Dank seines "Expertenrates" hat Deutschland gerade erfahren, dass es sein Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 65 Prozent zu senken, nicht erreichen wird - wie es seit der Formulierung der ersten Klimaplanziele vor 30 Jahren ja überhaupt noch nie eine der selbstgesetzten Zielvorgaben eingehalten hat.  

Auf in die Klimaplanwirtschaft

Das ist im Weltmaßstab keineswegs tragisch, denn die deutschen Emissionen spielen hier eine ähnlich große Rolle wie deutsche Hightech-Konzerne im Internet: Deutschland schaffte durch die Abschaltung der DDR-Industrie zwar zwischen 1990 und 2021 eine Verminderung seines CO2-Ausstoßes um 35 Prozent. Weniger als geplant, aber nicht klimakriegsentscheidend, denn. im gleichen Zeitraum wuchsen die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen um stolze 67 Prozent, aus 22,6 Milliarden Tonnen wurden fast 40 Milliarden Tonnen. 

Doch es gehört zur deutschen Wesensart, sich verantwortlich zu fühlen. Auch in Ägypten, dem Gastgeberstaat, der auch sieben Jahre nach dem schicksalhaften Pariser Klimaabkommen noch nicht dazu gekommen ist, überhaupt eigene Klimaziele zu formulieren, wird Deutschland in seiner Lieblingsrolle auftreten: Als zerknirschter Zielverfehler, als Weltverderber und 1,5-Grad-Verbrecher, von der eigenen Jugend, in Dieselbus und Kurzstreckenflieger angereist, an den Pranger gestellt und auf die Anklagebank gesetzt. Schuldig, Euer Ehren! Und bereit, zu büßen. 

Regelapparat für die Minderungsmenge

Es läuft dann wieder auf neue Klimaziele hinaus, die mit der Macht des ganzen im Klimaschutzgesetz festgeschriebenen Regelapparates an den Schrauben drehen, die das Alltagsleben bestimmen.  Zunächst einmal müsse sich "die jährlich erzielte Minderungsmenge im Vergleich zur historischen Entwicklung der letzten zehn Jahre mehr als verdoppeln", gibt Expertenratsmitglied Thomas Heimer einen Ausblick auf die kommenden Jahre. Dazu gehöre eine "etwa eine zehnfache Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen im Industriesektor und eine 14-fache Erhöhung der durchschnittlichen Minderungsmenge pro Jahr im Verkehr". Angesichts eines deutschen Anteils von 675 Millionen Tonnen am globalen Gesamtvolumen von 34 Milliarden Tonnen würde das eine Verringerung der CO2-Belastung um 0,6 Prozent bringen. 

Wenn nicht COP27-Gastgeberland Ägypten seinen verhängnisvollen Weg fortsetzt und seine Produktion von klimaschädlichen Treibhausgasen fortlaufend weiter in einem Maße steigert, das Deutschland in wenigen Jahren zwingen wird, seine Industrieproduktion vollständig herunterzufahren, um die zusätzlichen Belastungen auszugleichen. Schon so, mit Deutschland auf der einen Seite, dass zumindest die theoretische Seite des Klimaschutzes so ernst nimmt, dass in Politik, Medien und Erziehungsfernsehen kaum noch von etwas anderem die Rede ist, und den vielen Leugnerstaten auf der anderen, die keine oder doch keine ehrgeizigen Klimaziele haben, sie nicht einhalten oder viel zu spät oder gar glauben, das sei weder wichtig noch schlimm, wird es schwer werden den Klimawandel noch wie gewünscht zu regeln.

Zu viel neuer Wohlstand

Zu viel neuer Wohlstand frisst alle Einspareffekte auf, steigende Lebenserwartung, wachsende Konsummöglichkeiten in ärmeren Staaten und zumindest mancherorts immer noch hohe Geburtenraten konterkarieren das Bemühen der deutschen Politik und der deutschen Medien, durch den gleichzeitigen Ausstieg aus allen grundlastfähigen Stromerzeugungsarten ein leuchtendes Beispiel für die Möglichkeit einer Alternative zu geben. Die übrige Welt zu lehren, dass eine hochentwickelte Volkswirtschaft auch sehr gut ohne Wirtschaft, Verkehr, Energie und Konsum leben kann, indem sie Reduktionsziele umsetzt, Treibhausgase spart und das gesellschaftliche Leben im Rahmen des Bundes-Klimaschutzgesetzes als neue Form des Glücks zu empfinden lernt, braucht es Zeit und es braucht Geduld.


3 Kommentare:

Arminius hat gesagt…

Unsere EU-Freunde werden den Selbstmord Deutschlands zu verhindern wissen. Sie werden nicht zulassen, daß die Erben der Nazis ihren Zahlungsverpflichtungen auf so eine feige Art und Weise entgehen.

Anonym hat gesagt…

den Selbstmord Deutschlands ...

Das wäre zu erwarten, wenn es denn ein Selbstmord wäre - es ist aber ein Mord.

Anonym hat gesagt…

das Proletenfernsehen macht mal wieder mit : Frl. Lala Hochbegabt vom Kleberat bietet dem Staat Verhandlungen an .

Rüstet man diesen kindlichen Größenwahn mit versehentlich aus der Ukraine verschwundenen Waffen aus ham wir die grüne RAF