Freitag, 4. November 2022

Gretas Heilsversprechen: Kommandowirtschaft und Klimakommunismus

Die Zeiten der Verheißung sind vorbei. Heute verspricht die Prophetin Greta Thunberg der Menschheit nur noch Mühe, Opfer, Strafe und Sorge.

Wenige Menschen nur haben in diesem Alter schon so viel erreicht wie sie. Eine beinahe welteuropaweite Bewegung aufgebaut. Im Segelboot nach Amerika gefahren. Ein Buch schreiben lassen. Eine soziales Netzwerk mitgegründet. Talkshows. Globale Gipfelreden. Interviews und Titelseiten. Greta Thunberg, mit 16 Jahren ein schwedisches Schulmädchen, das sich für das Weltklima auf die Straße hockte und fotografieren ließ, statt zur Schule zu gehen, ist mit 19 Jahren zur elder statesfrau aller Menschen geworden, die das Klima in 30 Jahren mehr fürchten als das Wetter im nächsten Winter.

Die Emotionalisiererin des Wetters

Faktisch war es die kleingewachsene und sonderbegabte Schwedin, die spröden Mahnern und Berechnern wie dem deutschen Chefregierungsberater Stefan Rahmstorf das Klimathema aus den Händen nahmen. Und es emotional so aufluden, dass zeitweise große Teile der Bevölkerung bereit waren, ihr Alltagsleben an den globalen Zielkorridoren neu auszurichten, die auf dem weltweiten Marktplatz der Klimakonferenzen ausgeschachtert worden waren. Ihr dürft noch soundsoviel CO2. Wir dafür noch soviel. Und wer nicht, der muss sterben, wenn wir alle tot sind und unsere Enkel feststellen, dass all die Papiere und Klimaverträge und völkerrechtlich bindenden Vereinbarungen so viel erreicht haben wie die deutsche Schuldenbremse.

Die Fantasie der Regierenden regierte eine ungewisse Zukunft. Greta Thunberg aber regierte die Debatten der Gegenwart. Ein Schulmädchen ohne Abschluss, das als Kronzeuge für den nahenden Untergang, aber auch für die Notwendigkeit der Nutzung der Kernenergie angerufen wurde. Lange hielt sie sich dann zurück, om du vill vara giltig, gör dig sällsynt, also "willste was gelten, mache dich selten", sagen sie daheim in Stockholm. Pünktlich zur neuen großen Klimasause im diktatorisch regierten Ägypten aber tauchte sie wieder auf, die Mutter der Bewegung der Besorgten, wie Moses, der aus den Bergen zurückkehrt und nun endlich weiß, wohin es gehen muss, wenn das COP27 genannte Gipfeltreffen der Klimatechnokraten beendet ist.

In Berlin werden alle sterben

Denn: Zwei Wochen mit 20.000 Klimafans in klimatisierten Hotels im Wüstensand mit Temperaturverhandlungen und Grenzwertdiskussionen gewürzt mit Sorgen über Menschenrechte, was nützen die schon? Was nutzen aufwendige Klimapilgerfahrten in dieselbetriebenen Bussen und Bahnen und Kurzstreckenflüge nach Arabien, wenn es dort doch nur wieder zu den üblichen Kompromissen kommt? Kein sofortiges Ende aller fossilen Energien weltweit. Kein Ausstiegsdatum aus Kohle, Gas und Öl wenigstens zum 1. Januar 2023, dem auch die Chinesen zustimmen. Gar keine Perspektive für das Klima als die, dass es in zwei, zehn oder 30 Jahren in Berlin so warm sein wird wie heute schon in Madrid, so dass alle Berliner sterben müssen. Und in Stockholm ist dann so heiß wie heute schon in Berlin, so dass auch dort kaum jemand überleben wird.

Greta Thunberg, eine naturtalentierte Philosophin mit einem Sinn für praktische Anwendungen, ist im stillen Nachdenken ihre Urlaubssemesters zur Kern der Probleme vorgestoßen. Es geht gar nicht ums Klima. Es geht nicht um 1,5 Grad oder zwei oder fünf. Es geht nicht um Fahrradwege, Flugverbote und den Ausbau des ÖPNV. Der feste Punkt, den die Menschheit braucht,  um sich aus der eigenen Abhängigkeit von sich selbst zu befreien und damit auch eine Endlösung der Klimafrage anvisieren zu können, ist ein viel grundlegenderer: Die derzeitige Normalität der Welt, ein von den nicht genauer bezeichneten "Machthabern" diktiertes "extremes System, das auf der Ausbeutung der Menschen und des Planeten aufbaut", müsse weichen, denn dieses System sei es, das "den Zusammenbruch des Klimas verursacht" habe

Am Grabe des Leo Trotzki

Ganz nah ist Thunberg damit bei den Predigern des Rückbaus vieler zivilisatorischer Errungenschaften. Hunger ist der beste Arzt. Dreck reinigt den Magen. Man kann eine Socke auch stopfen. Und man muss nicht immer neue Bücher kaufen, wo es doch so viele alte gibt. Weg mit dem Wachstum, das wenige, das dann noch da ist, gerecht teilen. Thunberg geht noch weiter über Marx, Engels, Lenin und Stalin hinaus, die sich an Moses orientierten und aus ihren Gesetzestafeln nur herauslasen, dass einige "raue Jahre" (Walter Steinmeier) zu überstehen seien, bis dann ein Reich des Überflusses für alle anbreche.  

Das wird es niemals geben, geht es nach der aufgrund ausbleibender rascher Erfolge der Klimabewegung spürbar radikalisierten FFF-Führerin. Das ganze "System, das durch Kolonialismus, Imperialismus, Unterdrückung und Völkermord durch den sogenannten globalen Norden definiert wird, um Reichtum anzuhäufen" müsse auf Leo Trotzkis berühmten "Müllhaufen der Geschichte". Es sei "an der Zeit, das unterdrückerische und rassistische kapitalistische System des Westens zu transformieren", sagte Greta Thunberg bei der Vorstellung ihres neuen Werkes "Das Klimabuch", von dem sie hofft, dass es ähnlich hohe Auflagen erreicht wie andere religiöse Standardwerke in der Geschichte

Was wagt ihr Euch

Wie ihre ungeduldigen Gefolgsleute der "Letzten Generation" hat sich auch Greta Thunberg spürbar radikalisiert. Aus dem kleinen Mädchen, das versuchte, die Mitleidskarte zu spielen, wurde zuerst die ungeduldige junge Frau, die den Mächtigen der Welt ein "Was wagt ihr Euch!" entgegenschleuderte, weil nicht alles sofort nach ihrem Willen geschah. Nun fordert die unruhevolle Jugendliche nicht mehr nur Reparaturen am Lack der Welt, keine vorsichtigen Weichenstellungen und kein rücksichtsvolles Umsteuern. Sondern die schnelle "Transformation" hin zu einer Klimadiktatur, in der "die Wissenschaft" so regiert, das sich alles, was Menschen  noch dürfen und sollen, dem höheren Ziel unterordnet, das "Klima stabil" (DPA) zu halten.

Keine Kompromisse mehr, kein Kapitalismus, keine freien Märkte, keine freie Meinungsäußerung, kein Verhandeln mit Andersdenkenden. Stattdessen Durchgreifen, ohne Rücksicht auf Verluste. Kommandowirtschaft. Klimakommunismus. Ein permanentes Notstandsregime chinesischer Prägung, regiert vom Alarmismus der Ungebildeten, von den Weltuntergangsfantasien einer verschwörungsgläubigen Sekte, von den Prophezeiungen einer Jugendlichen, die wegen der medialen Aufmerksamkeit, die ihr jahrelang beinahe ungefragt zuteil wurde, mittlerweile selbst glaubt, berufen worden zu sein, die Menschheit in eine neue Zeit zu führen. Die hält nach den eigenen Worten der Prophetin aber nicht einmal mehr die früher übliche kleine Hoffnung bereit, dass es dann, jenseits der Mühsal, der Entbehrung und der Opfer wieder besser werden wird. "Wir werden nie wieder zur Normalität zurückkehren, weil ‚normal‘ bereits eine Krise war", hat Greta Thunberg verkündet.

 



6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Greta Thunberg, eine naturtalentierte Philosophin

Wird in solchen Fällen nicht eher Filosofin geschrieben?

Anonym hat gesagt…

Zum Glück kann sich Greta auf die Ressourcen des unterdrückerischen, rassistischen Kapitalismus verlassen, um ihre Verkäufe und ihre Karriere in Schwung zu halten.

Anonym hat gesagt…

vielleicht hat sie auch einen Haushaltsunfall mit E 605

Anonym hat gesagt…

der Vergleich mit China ist Humbug - kaum ein Land der Welt bietet den Rechtskonservativen soviel Meinungsfreiheit wie China .

Carl Gustaf hat gesagt…

Eine Sache, die mich immer wieder beruhigt: Wenn die Edelfedern vom Spiegel tatsächlich an den Anstieg des Meeresspiegels glauben würden, dann hätten sie ihr Hauptquartier nie und nimmer an der Ericusspitze in Hamburg errichtet. Wobei: Der Gedanke daran, dass ausgerechnet der Spiegel als erstes mit absäuft, wenn der Meeresspiegel ansteigt, ist Ansporn genug, jeden Tag ein paar Kilogramm CO2 mehr zu produzieren.

ppq hat gesagt…

die sitzen doch alle in den oberen etagen und haben private yachten