Der junge Maler Kümram hat den Klimaprotest gegen den Ölmaler Claude Monet in einer nachhaltigen Kreideradierung dargestellt. Abb.: Kümram |
Der Furor kommt aus der Dose, die weit aufgerissenen Augen sprühen vor Leidenschaft für die Sache, die gut ist. Claude Monet, zu Lebzeiten ein Mann, der rücksichtslos alle Vorteile nutzte, die gerade aufkommende modernde Verkehrsmittel wie die Eisenbahn boten, um seine Blumen, Sonnenuntergänge und Brücken auswärts zu malen, bekommt einen Kübel Kartoffelbrei aufs Werk geschüttet. Die sorgsame Inszenierung findet ihre Fortsetzung darin, dass die beiden adoleszenten Angreifer Klebertuben aus den Taschen ziehen und sich mit Hilfe einer exothermen chemischen Reaktion auf monomerer Basis unter dem geschändeten Gemälde ankleben.
Chemischer Protest auf fossiler Basis
Dies geschieht in der Regel mit Cyanacrylat-Klebstoffen aus Cyanacrylsäureestern mit unterschiedlich langen Alkylketten, wobei Ethylester bei weitem das größte Anwendungsspektrum abdecken. In einem Crackverfahren werden in der chemischen Großindustrie je nach geplanten Anwendungsbereich auch Methyl-, Butyl- oder Alkoxylester aus Erdöl destilliert und oft schon zu ganz kleinen Preisen verkauft.
Neuerdings die Basis einer Radikalisierung, die nicht halt macht vor vermeintlichen Nationalheiligtümern, Kulturgütern oder von früheren Generationen mühsam aufgebauten gesellschaftlichen Verabredungen. Wie im Fall von Claude Monet, der mit Öl malte, ohne auf den damit einhergehenden Ressourcenverbrauch zu achten, wurde zuletzt auch ein Gemälde des psychisch auffälligen Malers Vincent van Gogh angegriffen - mit Tomatensuppe. Eifernde Jugendliche, in den Medien als "Aktivisten" gelobt, blockierten Straßen, sie hielten Rettungswagen auf und drehten Teilen der kritischen Infrastruktur die Energieversorgung ab.
Milde und Nachsicht und Respekt
Der Staat reagiert mit Milde und Nachsicht, die Veröffentlichkeit mit Respekt. Stefan Rahmstorf, ein Berater der Bundesregierungen in Klimadingen, lobt die gewalttätigen Angriffe ausdrücklich. Die Reaktionen zeigten den Sinn dieser "Aktionsform" (Rahmstorf): "Sie entlarvt die
Verlogenheit von Menschen, die sich über eine verschmutzte Glasscheibe
echauffieren, aber nichts gegen die Zerstörung unseren einzigen,
wundervollen Heimatplaneten unternehmen", so der Klimaforscher, der sein eigenes Engagement selbst nie festgemacht hatte an störenden Beschränkungen, die Wissenschaft eigentlich mit sich bringt.
Wie wird es weitergehen? Als die schwedische Prophetin Greta Thunberg während einer "Dürre- und Hitzewelle" vor drei Jahren beschloss, den Gang zur Schule so lange zu verweigern, bis die sogenannten Pariser Klimaziele weltweit eingehalten würden, war der offen erklärte Bruch mit Recht und Gesetz - hier: die Schulpflicht - ein Akt zivilen Widerstandes, der die Gesellschaft vor die Wahl stellte: Ändert die Art, wie in den hochtechnisierten Demokratien des Westens gewirtschaftet wird. Oder die nächste Generation ändert das, weil sie nach Jahrzehnten des Bildungsstreiks gar nicht mehr in der Lage sein wird, die Fabriken, Logistikzentren, Flughäfen, Schienennetze und Großstädte zu betreiben.
Entweder oder
Die Bewunderung war groß. Greta Thunberg wurde als eine Art Gandhi-Figur gefeiert, ein rätselhaftes Wesen, das nach einer Gotteserscheinung Weisheit und Wissen verstrahlte. Doch wie in jeder jungen Bewegung hatte Thunberg mit der Unerbittlichkeit ihres Vorwurfs, man habe ihr die Jugend und alle ihre Träume gestohlen, weil die Welt bald untergehen werden, einen Spaltpilz in die Fridays-for-Future-Bewegung gepflanzt. Die zwei, drei Prozent der jungen Generation, die sich auf dem Höhepunkt des medialen Hypes tatsächlich an den sogenannten "Klimaprotesten" beteiligten, teilten sich bald auf. Hier waren die, die schon nach ein paar verstreikten Freitagen genug hatten. Wenn Lisa aus der 7b nicht mehr geht, warum soll Amid aus der 7a dann noch streiken?
Mit der radikalisierten Gruppe "Extinction Rebellion" (XR) trat ein anderer, älterer und extremistischerer Teil der langsam einschlafenden Klimabewegung auf den Plan. Im Glauben, man gehöre zu einer auserwählten Generation, die berufen sei, den Untergang der Welt zu verhindern, nahm die Kleinstorganisation Zugriff zu direkten Angriffen auf die Grundfunktionen der Gesellschaft. Mit Straßenblockaden, Trauermärschne in Ku-Klux-Clan-ähnlichen Monturen und öffentlich vorgeführtem Sterben versuchte die "Rebellion gegen das Aussterben" neue mediale Reize zu setzen. Der Schockeffekt aber verbrauchte sich, das hehre Ziel verlangte nach mehr Opfermut, nach drastischeren Aktionen und nach höherer Verachtung für allgemein anerkannte Tabus.
Radikalisierte Absplitterung
Als "Last Generation" betrat so schließlich eine neue Absplitterung der inzwischen eingeschlafenen Bewegung der radikalisierten Ökokinder die Bühne. Erneut handelt es sich um Auserwählte, erneut handeln sie in der festen Überzeugung, allein zu wissen, was wirklich ist und was sein wird. Im Unterschied zu FFF und XR setzt LG nun gezielt auf Straftaten und Selbstverletzung. Ziel ist es, Opfer zu schaffen, mit deren Hilfe sich Druck auf das politische Führungspersonal ausüben lässt. Bundeskanzler Olaf Scholz selbst hatte diese Tür geöffnet, als er hungerstreikenden Verschwörungstheoretikern versprach, ihnen nach seiner Wahl eine Audienz zu gewähren, um ihre Forderung nach "sofortigem Handeln, um die Erderwärmung zu bremsen" zu diskutieren.
Der kleine Finger, der als ganze Hand endet, wenn es nach den öffentlichkeitssüchtigen Extremisten geht. Im Augenblick blockieren sie noch Straßen, sie Beschmieren Gemälden, Bewerfen Gebäude mit Lebensmitteln und kleben sich bei Firmen und Institutionen fest, bis die Feuerwehr kommt. Absehbar aber ist, dass die gezielten Ausflüge hinter die Grenzen des Bodens der freiheitlich demokratischen Grundordnung ihre Wirkung auf Medien, Gesellschaft und damit auch auf die Parteien noch schneller verlieren werden als Klimastreiks und XR-Mummenschanz.
Ausweitung der Kampfzone
Dann bleibt nur die weitere Radikalisierung, eine Ausweitung der Kampfzone und eine Hinwendung zu noch extremistischeren Aktionsformen: Terror und Gewalt gegen Menschen waren in der Vergangenheit stets Mittel der Wahl der Unerbittlichen, die zur Verteidigung einer absoluten, unfehlbaren Wahrheit aus einem geschlossenen Weltbild heraus bereit sind, den Endkampf mit der aus ihrer Sicht fahrlässig ignoranten Gesamtgesellschaft zu suchen. Sowohl linke als auch rechte Bewegungen mit religiösem Erlösungsanspruch sind diesen Weg gegangen, je geringer die Erfolgsaussichten waren, die ihre Forderungen hatten, desto brutaler wurden in der Regel die Methoden, mit denen ihnen Nachdruck verliehen werden sollte, obschon ihre Unerfüllbarkeit für verständige Beobachter auf der Hand liegt.
Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft sofort, Verkaufsverbot für Benzin und Öl, mehr Erneuerbare, Pariser Klimaziele als Grundlage aller Politik - wer darauf abzielt, die Gesellschaft vollkommen zu verlieren, müsste sich die radikalen Forderungen der selbsternannten "Rebellen" nur zu eigen machen. Bisher deutet nichts darauf hin, dass es soweit kommen wird. Also alles darauf, dass die Gewaltspirale sich noch viel weiterdrehen muss, bis Sympathisanten die Attacken auf die Gesellschaft nicht mehr "Klima-Aktivisten" zuschreiben, sondern von Terroristen sprechen.
9 Kommentare:
Die einzige Konsequenz von Sachbeschädigung und Nötigung von Staatsorganen dürfte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch Steinmeier sein.
Wie nennt man diese Kiddies jetzt eigentlich genau: "bilderstürmende Influencende" oder "influecende Bilderstürmende"?
@Carl Gustaf
Influhetzer
es geht um den Subtext - die Klebekinder greifen genau das an was der bildungsbürgerliche Mittelschichtler mag .Bernd seine Mudda ist ausgerastet als sie das mit dem Brei sah .
dann aber : "brd Justiz" zeigt sich nachsichtig .
Frage : wer will diese Provokation ?
cui bono
Die kleinen Kacker hint'angestellt - die meinen doch in ihrer schreienden Blödheit, Gutes zu tun, wie Mausedungs Hongweibing oder die mörderischen Rotzlöffel der Roten Khmer.
Aber wenn man Erwachsene, die man für jeistich normal gehalten hatte, darauf angesprochen mit schafsblöder Miene lallen: "Also, ich finde es gut, daß sich die jungen Leute für den Umweltschutz angaschieren ..." - da vergeht einem alles ...
Nebenbei ist auch das Nimby-Gesocks zu erwähnen - Klimaschutz (= BLÖDSINN²) natürlich (!) ja, aber soooo doch nicht!
und selbst WENN das "Anliegen" logisch begründet wäre : überflutete Inseln am Arsch der Welt ? Holländer mit tiefliegenden Siedlungsräumen ?
ist nicht wirklich mein Thema .
und Asien und Afrika soll sich nicht mehr vermehren - da kann sich der grüne Weltverbesserer mal engagieren .
das vergeistigte Klebekinderpack gehört in die Fischfabrik
Angst in den usa : immer mehr jüdische Mitbürger beantragen den deutschen Pass , so der "deutschlandfunk" heute im "deutschlandfunk" .
natürlich haben die deutschen Neubürger ganz viele komische feels mit dem neuen Pass ( man kauft keine deutschen Produkte und mag auch die deutsche Kultur nicht usw ) ABER : man kann sich innerhalb der EU ansiedeln falls es in den usa mal so richtig knallt . Muss ja dann nicht ausgerechnet Deutschland sein .
weshalb landen Klebekinder nicht in der Klappse ?
weshalb landen Klebekinder nicht in der Klappse ?
Ist diese Frage ernstgemeint?
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