Politische Demenz: nicht wissen macht Macht |
Britta Haßelmann war Anfang 40, als ihr Traum in Erfüllung ging. In Berlin übernahm erstmals eine rot-grüne Regierung die Amtsgeschäfte. Der Sozialdemokrat Gerhard Schröder und Haßelmanns Parteichef Joschka Fischer traten an, Deutschland, damals der kranke, lahme Mann Europas, aus der bleiernen Zeit der Kohl-Ära zu führen. Haßelmann, eine studierte Sozialpädagogin, die bis dahin mit Drogensüchtigen gearbeitet hatte, stieg infolge des Abgangs zahlreicher bewährten Funktionäre in Staatsämter daheim in Nordrhein-Westfalen zur Parteivorsitzenden auf.
Aufstieg aus Gelegenheit
Die von Beobachtern als mausgesichtig und auch darüberhinaus eher unauffällig beschriebene Mutter eines Sohnes drängt nicht weiter nach vorn. Haßelmann ist eine Provinzpolitikerin, ohne Charisma, ohne exaltierte Ideen. Kein Frontschwein, kein Volkstribun. Erst als Rot-Grün am eigenen Reformeifer scheitert, beschließt sie endgültig, Politiker zu werden: Haßelmann kandidiert für einen Sitz im Bundestag. Dort zieht sie ein wie eine Flocke frischgefallener Schnee, der bis heute gehalten hat. Nichts, was vorher war, nicht einmal das, was sie selbst als Landesvorsitzende mit bewirkt hat, ist der 60-Jährigen heute noch gegenwärtig.
So hält Britta Haßelmann den Bau der Erdgaspipeline Nord Stream 1 für ein Menschheitsverbrechen, das Angela Merkel begangen hat. Anklagend sie daran jetzt auch im Deutschen Bundestag keinen Zweifel gelassen. Die deutsche Abhängigkeit vom blutigen russischen Gas, sie ist Resultat grundfalscher Weichenstellungen durch unverantwortliche deutsche Politiker aus CDU, CSU, FDP, womöglich auch SPD, ganz sicher AfD und ein klein wenig auch Linkspartei, deren Russlandnähe bekannt ist. eine einzige Partei hat gar nichts damit zu tun, die ihre nämlich. Haßelmann muss das wissen, denn sie ist seit zwei Jahrzehnten in verantwortlicher Position dabei.
Der Glaube versetzt Erinnerungen
Das Merkel dem Russen die Tür öffnete, muss so gewesen sein, denn wer sonst käme infrage? Die deutschen Großkonzerne haben ihre Aktie, natürlich, auch Gerhard Schröder, ein Volksverräter. Britta Haßelmann fällt in einen schrillen Diskant, wenn sie von dem redet, was sie für die Vergangenheit hält. Dann wird die in den meisten EU-Partnerländern verwendet Kernenergie eine "Hochrisikotechnologie", dann waren es nicht Gerhard Schröder und Joschka Fischer, die die Abhängigkeit Deutschland vom russischen Erdgas auf ein neues Level hoben, sondern Angela Merkel, Friedrich Merz und Christian Lindner.
Alle das glaubt Britta Haßelmann sich selbst unbesehen. Vergessen, gründliches Vergessen, gehört ab einer Leistungsklasse von 12.000 Euro im Monat zu den Grundtugenden politischer Führung. Wolfgang Schäuble wusste nichts vom Geldkoffer, Helmut Kohl nichts von den jüdischen Vermächtnissen, Olaf Scholz war bei Cum Ex nicht dabei, nicht einmal Teil der letzten Bundesregierung war er, nicht einmal Mitglied der SPD in all den vielen Jahren, in denen die einstige"Arbeiterpartei" (Willy Brandt) abgesehen von einer kurzen neoliberalen Unterbrechung immer regierte oder mitregierte.
Man muss selbst überzeugt sein
Anders geht es nicht. Um andere zu überzeugen, muss man selbst überzeugt sein. Und überzeugen können, zuallererst und vor allem sich selbst. Britta Haßelmann mag tragisch irren, wenn sie behauptet, Nord Stream 1 sei keine "Pipeline zur Umgehung der Ukraine" (Rem Wjachirew) gewesen und wenn doch, dann sei Angela Merkel schuld. Sie mag sogar andere in die Irre führen, weil es der SPD-Parteivorsitzende Gerhard Schröder war, der 2005 mit Wladimir Putin bei der Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung zum Bau der Pipeline Spalier stand.
Dass nicht nur ihre früherer Parteichef Joschka Fischer die Nutzung Erdgas für das Rückgrat des Umbaus zur erneuerbaren Wirtschaft hielt, sondern ihre Partei noch vor zehn Monaten versprach, "neue Gaskraftwerke" zu bauen, "wenn sie aktuell zwingend notwendig sind", würde sie heute sicherlich ebenso glaubhaft mit Nichtwissen bestreiten wie Robert Habeck Bäckerbrötchen, Annalena Baerbock ihren letzten Bestseller, dem sie erklärt hat, "was sie persönlich als Politikerin antreibt, wie sie regieren will und wie wir gemeinsam die Erneuerung schaffen". Und der Kanzler, der dem ersten Atomausstieg als Hamburger SPD-Chef zustimmte, den Ausstieg aus dem Ausstieg als stellvertretender Bundesvorsitzender akzeptierte, den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg in derselben Funktion als richtig erachtete und die Diskussion um den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg nun als Kanzler seinem Klimawirtschaftsminister überlässt.
1 Kommentar:
Eine bemerkenswerte Frau. Wenn man sie in der Mediathek auf x1.5 abspielt, sieht ihr Herumfuchteln ein wenig aus wie bei Charlie Chaplin in Der große Diktator. Im Originaltempo schlafen einem die Füße ein, trotz Fuchtelei und durchdringendem Timbre.
Lacher aus einer News-Einblendung während der Debatte:
Mögliche Versorgungsengpässe würden nicht durch das deutsche Netz, sondern vor allem durch marode Reaktoren in Frankreich verursacht.
Wer verzapft so eine Scheibe? Prof. exp. C. Kemfert, wer sonst.
https://www.deutschlandfunk.de/expertin-kemfert-energieversorgung-deutschlands-auch-ohne-atomkraft-gesichert-100.html
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