Der Weg zur Wärmepumpe führt über einen unheimlich hohen Materialaufwand. |
Es war ein Todesurteil, doch Grünen-Chefin Ricarda Lang sprach es im Frühjahr ganz gelassen aus. Die Einführung einer Wärmepumpenpflicht ab 2024 bedeute nichts anderes als den "Abschied hier in Deutschland von der fossilen Gasheizung", fasste die 28-Jährige grammatikalisch aufgeregt zusammen, was erst der Krieg an der Nato-Ostflanke in diesem Tempo möglich gemacht hatte. Ein zusätzlicher und selbst von den Grünen noch im letzten Bundestagswahlkampf gänzlich unverhoffter neuer Baustein für den Energieausstieg. Jede Wärmepumpe ein Schlag ins Gesicht des Kreml-Herrscher, eine Leiterstufe hin zur Klimaneutralität und Basis des Auf- und Ausbaus einer Öko-Branche, die zehntausende Arbeitsplätze zu schaffen verspricht.
Schlag ins Gesicht des Kreml
Jede Wärmepumpe ein Schlag ins Gesicht des Kreml-Herrscher, eine Leiterstufe hin zur Klimaneutralität und Basis des Auf- und Ausbaus einer Öko-Branche, die zehntausende Arbeitsplätze zu schaffen verspricht. Kein leeres versprechen, denn wer weg will von Heizungen, die mit Kohle, Öl und Gas betrieben werden, der steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Nicht nur, dass etwa 33 Millionen Behausungen zuzüglich von zirka 15 Millionen Büros in den kommenden Jahren mit rundgerechnet 50 Millionen Wärmepumpen fit gemacht werden für eine Zukunft mit Wärme aus Strom gemacht werden müssen. Parallel dazu sind die Voraussetzungen zu schaffen, dass überhaupt die vielbeschworenen Wärmepumpen überhaupt eingesetzt werden können.
Fußbodenheizungen und Dämmung sind die zwei Pfeiler, auf denen die neuen, nachhaltige Heizstrategie der Bundesregierung ruht. Zu den etwa 15 Millionen Tonnen Stahl, die allein gebraucht werden, um die benötigten 50 Millionen neuen Wärmepumpen herzustellen, sind zwischen 40 und 50 Millionen Tonnen Dämmmaterial nötig, die bisher nicht gedämmten Häuser und Wohnungen in Deutschland fit für den Einsatz der neuen Stromheizungen zu machen.
Erzfeind Mathematik
Eine Menge, die ungefähr zwei Dritteln der jährlichen deutschen Stahlproduktion entspricht, die bisher noch keineswegs auf Wasserstoffbetrieb umgestellt ist. Bis zum Zielzeitraum 2020 müssten die deutschen Stahlhütten dennoch etwa zehn Prozent jeder Jahresproduktion für die Wärmepumpenindustrie bereitstellen, um das Aufrüstungsziel wenigstens theoretisch erreichbar erscheinen lassen. Nicht mitgerechnet ist hierbei jedoch der Materialbedarf für die unerlässlichen Fußbodenheizungen: Bei geschätzt 25 Millionen Deutschen, die noch keine besitzen, ergibt sich ein Bedarf an Rohren mit einer Gesamtlänge von etwa drei bis vier Milliarden Verbund-Heizrohr aus Kunststoff und Aluminium.
Dabei handelt es sich um besonders leichtes, der Aufgabe angepasstes Spezialrohr, das in der benötigten Menge aber dann doch ein Gesamtgewicht von 45 Millionen Tonnen auf die Waage bringt. Die inländischen Prouktionskapazitäten geben das durchaus her - aber gestreckt nicht über den von der Berliner Ampelkoalition geplanten Zeitraum von acht Jahren bis 2030. Sondern in einem bis Mitte des Jahrhunderts.
Geschützte Niedrigwärmehitze
So wird das nichts. Und das nicht einmal, wenn das Ausland einspringt, um den großen deutschen Traum vom naturnahen Heizen mit Gebläse miterfüllen hilft. Denn stehen die Wärmelüfter und sind die Heizschlangen im Boden endlich alle verlegt, braucht es Schutz vor der kalten Außenwelt, um mit Niedrigtemperaturen zu heizen. Dämmung muss her, überall und dick, Dämmung, die die Niedrigwärmehitze auf den Großflächenheizungen im Haus hält.
1,8 Tonnen Stein- oder Mineralwolle braucht ein durchschnittliches Einfamilienhaus, bei einem vermieteten Mehrfamilienhaus ist schon allein deshalb von weniger auszugehen, weil der Durchschnitt durch die Freistellung denkmalgeschützter Bauten von einer Dämmungspflicht gesenkt wird, obgleich das quasi gleichbedeutend mit deren Ausschluss aus der Zukunft der Wohnungsbeheizung ist. Trotzdem stoßen Wunsch und Wirklichkeit auch hier schon rein rechnerisch donnernd zusammen: Wenigstens 50 Millionen Tonnen Dämmstoffe braucht der "Abschied von der Gasheizung". Die deutsche Produktionsmenge der gefragten Materialien liegt bei gerade mal 734.000 Tonnen.
Into the black
Fast 70 Jahre lang werden die einheimischen Mineral-, Glas- und Steinwollespinner und Dämmmatten-Hersteller ackern müssen, um die Grundversorgung zu gewährleisten - Ersatzinvestitionen in bereits gedämmt und nun allmählich wegschimmelnde Gebäude großzügig außen vor gelassen. Selbst bei einer spontanen Verdopplung der Produktionskapazitäten wäre frühestens um das Jahr 2050 mit einer Vollendung der Verdämmung aller Gebäude zu rechen. Wobei die ältesten Häusern dann bereits nur noch von 70 Jahre alten Polystyrolplatten geschützt wären, deren Austausch schon mindestens zweimal überfällig wäre.
Der große Plan vom großen Austausch, er droht an der Mathematik zu scheitern, an ein paar Zahlen, Fakten und physikalischen Schwierigkeiten. Wie in einem Becher nicht mehr passt als bis er voll ist, kommt aus einer Flasche nie mehr heraus als hineingefüllt werden kann. Theoretisch sind andere Lösungen zwar denkbar, Menschen haben von jeher an noch viel verrücktere Dinge geglaubt und tun es im Grunde bis heute.
Doch realistischerweise ist nicht zu erwarten, dass das von Ricarda Lang begeistert gefeierte Ampel-Ziel erreicht werden kann.
Teil 3 erklärt, warum das ein kleiner Hoffnungsschimmer ist
5 Kommentare:
Bernd sagt zu Malte : " wenn du mich mit deiner klappernden Wärmepumpe nervst werde ich gefühlte 4000l Round-up in deinem Ökogarten verklappen . "
Laut einigen Webquellen funktionieren Wärmepumpen mit Luft-Wärmetauscher noch bei -15°. Der Wärmestrom in den Wärmetauscher fällt natürlich mit der Temperaturdifferenz zwischen Lufttemperatur und Siedepunkt des Kältemittels, so dass man bei niedrigen Temperaturen elektrisch zuheizen muss. Eine Wärmepumpe ist also nur in den Übergangszeiten sinnvoll. Ab spätestens -20°C wärmetauscht nichts mehr. Falls zum Frost ein Blackout kommt, weil alle Wärmepumpen auf Elektroheizung umschalten, werden zehntausende Heizungen zu Schrott.
Wärmepumpen arbeiten nach einem einfachen Prinzip, sind aber sehr komplexe Anlagen mit einem Haufen Steuer- und Regeltechnik. Es gab bisher schon zu wenig Wartungspersonal. Wie sich das verbessern soll, weiß keiner.
Wartungsintensität ist bei Wärmepumpen eigentlich kein Problem, braucht ein Kühlschrank schließlich auch nicht. Die Hersteller wollen einem natürlich trotzdem einen Wartungsvertrag dazu verkaufen.
Bei sehr tiefen Temperaturen haben die Dinger allerdings Probleme (s. Anonym 2) und bei Stromknappheit geht dank Smartmeter wohl gar nichts mehr. Ohne Zweitheizung (z.B. Kaminofen) viel Spaß!
Die echte Katastrophe ist aber der Umbau einer Wohnung auf Wärmepumpe. Zur Installation der Fußbodenheizung muss der Estrich raus, dann eine Dämmung auf den Boden, darauf die Heizschläuche und denn der neue Estrich. Der mus auf Dämmung und Schläuchen natürlich dicker sein als auf Beton, um die nötige Stabilität bei punktueller Belastung zu erreichen. Damit passen auch Türhöhen, Deckenhöhen usw. nicht mehr.
warum sollte ich den Fußboden aufreißen ? wg der Wärmepumpe/Bodenheizung die mir irgendein rotgrüner Schwachkopf verpassen will ?
einfacher und besser : Dauerbrandofen , in jedes 2. Haus , das Teil reinrollen , Diamantkreissäge frei , Loch in die Esse , Abgasrohr rein . Fertig ist der Lack , dauert 15 Minuten .
Geheizt wird traditionell mit Buche , Plastwerkstoff und Grillkohle aus Brasilien / Argentinien .Bernd hat natürlich auch Koks und Braunkohle .
Die Kühlschrank-Analogie überzeugt nicht ganz. Die zusätzlichen Sensoren, die Steuerung mit einigen Kanälen mehr, die Verkabelung und die reine räumliche Ausdehnung sind alles extra Fehlerquellen. Aber egal, die Endlösung der Energiefrage mit Wärmepumpen ist eh eine Ente, eine Wunderwaffe, während die Einschläge näherkommen.
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