Junge, moderne Frauen spielen die Hauptrollen im "Herr der Ringe"-Sequel "Ringe der Macht". Doch richtig woke ist die milliardenteure Amazon-Serie nicht
Es dauert geschlagene sechs Minuten, ehe ein erstes Zeichen dafür auftaucht, dass die Macher der Amazon-Serie "Die Ringe der Macht" verstanden haben, dass die Welt sich weitergedreht hat, seit J.R.R. Tolkien seine schrecklichen Weltkriegserlebnisse in seinen "Herr der Ringe"-Büchern aufzuarbeiten versuchte. Sechs Minuten lang jedenfalls sind zu Beginn der aus einer schmalen Nachwortliste konstruierten neuen, alten Geschichte sechs Kinder
zu sehen, die an einem Bach toben. Alle sechs sind blond, alles sechs haben blaue Augen, alle sechs sind sichtlich vom selben Schlag. Wohlstandskinder in sauberen Kitteln, die der aktuellen Mode entsprechen, sorglos genug lebend, dass sie genug Energie aufbringen können, um einander zu ärgern, zu mobben und Spielzeug mutwillig zu zerstören.
Einfarbig von Anfang an
Auch die Landschaft, in der die epochale Eröffnungsszene abläuft, soll die Zuschauerinnen und Zuschauer im Abendland abholen. Grün und satt, Irland und Maine, ein bisschen Alpen und ein wenig Schweden. Nach jenen sechs verstörenden Minuten, sechs quälend langen Minuten, taucht dann der erste Schwarze Mensch auf. Und es verwundert kaum noch, dass es sich bei ihm um einen verwachsenen
alten Mann handelt, der gebeugt geht und langsam spricht, Worte ohne erkennbaren Zusammenhang zumal. Ein herabwürdigendes Schauspiel. Und eine Enttäuschung für jeden, schreibt PPQ-Kritikerin Svenja Prantl, der sich aufgrund der ersten Medienberichte erwartet hatte, die Vielzahl der in früheren Verfilmungen verbreiteten Falschdarstellungen des Lebens in Mittelerde würden nun endlich richtiggestellt.
Das Gegenteil ist der Fall. Auch wenn die aufwendige Studioproduktion sich nicht explizit auf Tolkiens Fantasien bezieht, erinnert doch vieles hier ungut an die brachialen Verfilmungen von Peter Jackson. Dunkel und Licht sind wie im Deutschen Bundestag klar voneinander getrennt, es gibt kein Grau zwischen Gut und Böse - soweit alles richtig. Aber: Die Fortsetzung bemüht sich keineswegs wie versprochen, den rassistischen Staub der Vorurteile früherer Generationen von Elben, Zwergen, Menschen und Orks wegzublasen und die Welt von Mittelerde endlich einmal differenziert darzustellen. Stattdessen werden Vorurteile bedient, es wird Hass geschürt, es werden ganze Gruppen ausgegrenzt und verschiedene Völker nur aufgrund unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher kultureller Traditionen und verschiedener körperlicher Merkmale förmlich aufeinandergehetzt.
Die Entmenschlichung der Orks
Es ist nicht nur die Entmenschlichung der Orks, die hier wie das personifizierte Böse wirken sollen, lichtscheu, gewalttätig, zu keiner Selbstreflexion fähig. Nein, sogar die als Hauptpersonen angelegten Elben, Menschen, Harfüße und Zwerge - aus diesen vier Völkerschaften rekrutieren die Drehbuchautoren ihr Heldenpersonal - sind pures Klischee. Die Elbin Galadriel, die wegen einer offenbar luschigen Endkontrolle fortlaufend als "Elbe" bezeichnet wird, ist blond, faltenfrei und sportlich. Die aus dem Hobbit-Nachfolgegeschlecht stammende Nori Brandyfuß jung, neugierig und furchtlos. Der Südling Halbrand weiß, blond und sympathisch. Und die Söhne des Kapitäns Elendil tragen nordische Namen, als habe das Produktionsbudget nicht gereicht, wenigstens einen als "Josè" oder "Amari" zu bezeichnen.
Schrecklicher noch als diese gezielte Zuschreibung vermeintlich "westlicher" Distinktionsmerkmale erscheint das offensichtliche Bemühen der amerikanischen Produzenten darum, die notwendige und bei einem solchen Mammutunternahmen auch zurecht erwartbare politische Korrektheit zu opfern, um das beim Publikum durch die schlimmen Ereignisse am Ende des Ersten Zeitalters vorgeprägte Bild der Mittelerde-Gesellschaft heraufzubeschwören. Soll sie, quasi als Spiegelbild der Lebenswirklichkeit auf der richtigen Erde, legitimierend dahingehend wirken, dass Rassismus, Rechtspopulismus, Reiche wie Russland und Bedrohungen wie die durch China als vollkommen normal dargestellt werden? Oder werden wenigstens später noch wehrhafte Demokraten aufstehen und den Anfängen wehren?
Brutalstmöglich wurde am Set der Amazon-Prime-Serie darauf gedrungen, dass die handverlesenen, zumeist weißen Schauspielenden die Tolkien-Sprachen Elbisch, Zwergisch und Orkisch sprechen. Eine Sprachtrainerin, die selbst nur über den Weg der kulturellen Aneignung gelernt hatte, die in Mittelerde gebräuchlichen Sprachen zu sprechen, wurde verpflichtet, den Darstellenden beizubringen, wie Elben, Zwerge, Orks und Harfüße sprechen. Auf die Gefühle der indigenen Mittelerde-Menschen wurde keine Rücksicht genommen.
Gerade für den europäischen Zuschauer*in schimmert hier immer wieder Absicht durch. Amazon hat unglaubliche Summen
investiert, um, wie der "Tagesspiegel" enthüllt hat, "Klopapier zu verkaufen", unterschwellig aber für das amerikanische Gesellschaftsmodell zu trommeln. Dabei wurde der Großkonzern jedoch gezielt hinters Licht geführt: So treten die Elben als Vertreter einer globalen Besatzungsmacht auf, die reinweiß ist. Mühevoll werden Parallelen zum Ende des zweiten Weltkrieges vermieden. Zwar sind alle Elb*innen uralt, älter als die Steine unter ihren Füßen, und weiß sind sie auch.
Doch nicht alle sind weiblich. Als
globale Elite bestimmen sie allein aus ihrer
Herkunft heraus über das Schicksal der Welt, optisch jung gebliebene Elbenbilder von Klaus Schwab, Bill Gates und Ursula von der Leyen, die die Harfüße singen lassen "Niemand verlässt den Pfad und niemand wandert allein", selbst aber niedergedrückt werden von der Last einer globalen Verantwortung, die sie daran hindert, ihr beinahe endloses Leben wirklich zu genießen. "Wir kannten kein Wort für den Tod, denn wir dachten, unser Glück würde ewig
wären", heißt es einmal, "wir dachten, unser Licht würde nie erlöschen, aber als der Feind das Licht
unserer Heimat zerstörte, begehrten wir auf."
Die ganze Größe der Gefahr
Um dieses Aufbegehren geht es in den "Ringen der Macht", um den Abwehrkampf der Edlen und weisen gegen die dumpfe Masse der Menschen, Zwerge und Hasenfüße, die den Bodensatz von Mittelerde bilden, "füreinander da" (Nori Brandyfuß), never alone walkend, aber unfähig, die ganze Größe der Gefahr zu erkennen. Es braucht Lenkung und Leitung, eine feste Hand und einen starken Arm, damit die Welt werden kann, was sie später in "Herr der Ringe" sein werden muss, damit J.R.R. Tolkiens Vision wahr wird. "Wenn wir nicht mehr tun, was wir nicht
dürfen, haben wir bald gar nichts mehr zu tun", sagt ein Elbe zum anderen und der schaut ihn fassungslos an.
2 Kommentare:
Solange die keine Real-Life Verfilmung von Adolars Abenteuern mit translesbischen Nafris als Besetzung machen, geht das alles klar.
Wenn überall Milliardensummen wegen ideologischer Spinnerei versenkt werden, warum sollte die Filmbranche da nicht mitmachen. Das Geld muss halt weg.
Alles was diese woken Heinis anfassen verwandelt sich mit traumwandlerischer Sicherheit in Exkrement. Muss denn wirklich jedes abendländische Meisterwerk geschändet werden? Was frage ich? Natürlich, müssen wir konterrevolutionären Trottel 24/7 mit woken Wohlfühlgeschichten endlich auf Linie gebracht werden. Da können auch keine kleinsten Kompromisse gemacht werden. Werkstreue wäre hier nur Verrat an der richtigen Einstellung. Alles Schöne und Gute muss geschreddert werden. Glücklicherweise muss Herr Tolkien nicht mehr erleben, wie Amazon seine epischen Geschichten verwurstet hat.
Man muss dankbar sein, dass wenigstens die Filme noch vor dem Endsieg des Diversity-Feldzuges gedreht wurden. Am Besten bleibt man bei allen derzeitigen Verfilmungen doch gleich bei den ursprünglichen Büchern, falls vorhanden. Da bleibt einem so manche Enttäuschung erspart.
Zumindest bis sich der herausgebende Verlag dem Zeitgeist fügt und die Geschichten in die richtige Richtung nacharbeitet. Man sollte allgemein seine private Bibliothek, sofern man mit Büchern etwas anfangen kann, so schnell wie möglich mit den alten Klassikern auffüllen, bevor das Ministerium für Wahrheit hier die dringend nötigen Überarbeitungen einleitet.
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