Dem geplanten Zusammenrücken in Not- und Spargemeinschaften wird auch zugetraut, die Stimmung im Lande zu heben. |
Nur noch kalte Räume für alle, die arbeiten müssen, kein warmes Wasser zum Händewaschen beim Singen von "Freude, schöner Götterfunken" gegen das neuartige Lungenvirus, Licht aus selbst in den ohnehin dunklen Ecken der Städte und keine offenen Türen mehr nirgendwo: Der "Energiespar-Hammer" (Berliner Kurier) der Bundesregierung sieht umfangreiche Einschränkungen des öffentlichen Lebens vor, um den Energiekrieg mit Russland bis zum kommenden Frühjahr offenzuhalten.
Entschlossene Maßnahmen
Der Verordnungsentwurf "zur Sicherung der Energieversorgung" erlaubt Mieter*innen erstmals das Abschalten ihrer Heizungen und verbietet es Besondersreichen, ihre Pools weiterhin künstlich zu erwärmen, Behördenflure bleiben kalt, ebenso Druckerräume, Keller und Kaffeeküchen. Neben einer klaren Priorisierung der verbleibenden Heizkraft, die Leistern von leichter Büroarbeit etwa in Ministerien mindestens 19 Grad zubilligt, körperlich hart und schwer arbeitenden Monteuren, Windkraftanlagenanstreichern oder Lageristen zur Erhaltung der Agilität aber auf Umgebungstemperaturen von höchstens 12 Grad festlegt, stehen im Plan aber noch viel weitreichende Überlegungen, die helfen könnten, sechs Siebtel der bisher in deutschen Privathaushalten verbrauchte Energie auf einen Schlag einzusparen.
Zweite Phase der Zeitenwende
Das von Bundeskanzler Helmut Scholz bei der Ansage der zweiten Phase der Zeitenwende benutzte Motto "You'll never walk alone" soll dabei die generelle Richtung vorgeben. Geplant ist ein gesamtgesellschaftliches Zusammenrücken im Sinne der Scholz'schen Vorgabe, dass alles getan werden wird, was getan werden muss. Weil bereits rein rechnerisch keine der bisher vorbereiteten Sparmaßnahmen ausreichen wird, das von der EU-Kommission über ganz Europa verhängte Sparziel von 25 Prozent zu erreichen, haben Forscherinnen und Forscher der Abteilung Wärmeplanung im Heimatministerium der Ampel jetzt einen weitreichenden Vorschlag unterbreitet: Danach soll eine sogenannte Kohortenlösung Deutschland akutes Energieproblem schlagartig lösen.
Gedacht ist an ein Wechselmodell, wie es von der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin während der Hochzeit der Corona-Pandemie für Schülerinnen und Schüler ins Spiel gebracht worden war. Die vorgesehenen Energie-Konsorten aber greifen tiefer in das private Zusammenleben der Deutschen ein. Vorgesehen ist, dass sich in einem als "Freiwilligkeitsphase" bezeichneten Zeitraum bis zum offiziellen Winterbefehl am 1. Oktober jeweils sieben Wohnparteien aus sieben Wohnungen zu einer Not- und Spargemeinschaft zusammenfinden können. Die jeweiligen Mitgliederinnen und Mitglieder sollen dann ab 1. Oktober jeweils tageweise gemeinsam in den Wohnungen der einzelnen Gemeinschaftsmitglieder wohnen. Montag alle bei Müllers, Dienstag alle bei Saruniceks, Mittwoch bei Abdallahs und so weiter.
Rotationswochen im Karusellmodell
Berechnungen der Berliner Wärmeplaner wäre dieses Rotationswohnen, auch als Karussellmodell bezeichnet, in der Lage, bereits ab 2. Oktober sechs Siebtel der in Deutschland normalerweise benötigten Heizenergie zu sparen. weil immer nur ein Wohnung bewohnt wird, müssen die sechs anderen nicht beheizt werden, weil jeden Tag gewechselt wird und die benutzten Räume jeweils überbelegt sind, kühlt dennoch kein Wohnraum soweit aus, dass unnötig Energie verschwendet wird, um ihn wieder bewohnbar zu machen.
Voraussetzung sei jedoch, heißt es im Verordnungsentwurf, dass alle 80 oder auch 84 Millionen Bürgerinnen und Bürger mitmachen. Um das sicherzustellen, soll sich an die Freiwilligkeitsphase, in der Großfamilien, Freundeskreise oder Arbeitskollegende ohne staatlichen Druck zu Leidensgemeinschaften zusammenfinden können, ein als "Orientierungsphase" bezeichneter Zeitraum anschließen, in dem staatliche Karussellkontrolleure überall im Land nach den Rechten schauen und darauf hinwirken, dass widerstrebende Familien, verstocke Einzellebende und notorische Egoisten wirksam zu Winterwohngemeinschaften zusammengebracht werden.
Gesamtgesellschaftliches Zusammenrücken
You'll never sleep alone" soll es spätestens ab Anfang November für alle heißen, um drastisch Erdgas, Strom und Klimagas einzusparen. Dem gesamtgesellschaftlichen Zusammenrücken trauen die Berliner Planer*innen aber durchaus auch noch weitergehend positive Wirkungen jenseits des reinen Energiesparens zu. So sei es denkbar, das die neuen Spar- und Notgemeinschaften dazu beitragen, die meistenteils fatalistisch-düstere Stimmung im Lande aufzuhellen. Absehbar seien gruppendynamische Prozesse, die nach einer womöglich anfangs nicht einfachen Startphase zu zahlreichen neuen Freundschaften und Liebesbeziehungen führen würden, schreiben die Sozialingenieure des Bundesblogampelamtes (BBAA) im mecklenburgischen Warin in einem ersten Schnellgutachten.
1 Kommentar:
Das erinnert arg an den von der Bundesregierung versprochenen Rotationstausch, hier in Form des Rotationstausches der vom Referat Bürgerwärme im Bundeswärmeamt für die Zeit ab 1. Oktober angeordneten Zuteilung an Basiswärme.
Kommentar veröffentlichen