Freitag, 12. August 2022

Lauterbachs Corona-Fahrplan: Impfen, bis der Arzt kommt

Nur wer gemäß der neuerfundenen Kategorie  "frisch geimpft" ist, darf die Maske auf dem Parkplatz absetzen.

Er mag es gesagt haben, aber so gemeint? Nein. Dass der Entwurf des neuen Infektionsschutzgesetzes den Eindruck nahelegt, es sei genau so gemeint gewesen, diesen Eindruck hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach vehement zurückgewiesen. Nur weil dort festgelegt wird, dass die Sonderrechte zur Freistellung von der Befolgung bestimmten unbestimmter Kontroll- und Sicherungsauflagen für vollständig Geimpfte künftig nur noch dann gelten, wenn deren letzte Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegt, dürfe niemand behaupten, dass sich darin der Wunsch der Bundesregierung ausdrücke, jede Bürgerin und jeder Bürger solle sich künftig und bis ans Ende aller Zeiten einmal im Quartal seinen "Pieks" (Lauterbach) abholen.

Sommer ohne Risiko

Der sogenannte "zweite Booster", eine Impfung, von der das eigentliche Fachgremium Stiko abrät, hält der gerade an Corona erkrankte frühere CDU- und heutige SPD-Politiker für wichtig, "wolle man den Sommer ohne das Risiko einer Erkrankung genießen". Lauterbach selbst hat sich längst seine 4. Impfung geholt, er ist derjenige im Land, der immer noch sicher ist, dass "die verfügbaren Impfstoffe zuverlässig davor schützen, an Covid zu erkranken oder infolge einer Corona-Infektion zu sterben", weshalb er als "Arzt" (Lauterbach über Lauterbach) "in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen".

Zumindest für drei Monate würde so viel Folgsamkeit und Vertrauen in den guten Rat des Ministers die "frisch Geimpften" freistellen von der Verpflichtung, wie alle anderen eine Maske zu tragen. Dazu haben Lauterbach und sein FDP-Kollege Marco Buschmann sich im dritten Pandemiejahr eine neue Fach- und Sachkategorie ausgedacht: Der "frisch Geimpfte", bislang jemand, der zwar "gepiekst" (Jens Spahn), aber noch nicht vollständig "immunisiert" (Lauterbach) war, ist nun eine Person, deren "dritte oder eine weitere Impfung höchstens drei Monate zurückliegt". 

Zuverlässig geschützt

Obwohl "die verfügbaren Impfstoffe zuverlässig davor schützen, an Covid zu erkranken oder infolge einer Corona-Infektion zu sterben" (Lauterbach) hat man nämlich nur "dann eine gute Wahrscheinlichkeit, dass der Geimpfte selbst gut geschützt und nicht so stark ansteckungsgefährdet ist wie jemand, der länger zurückliegend geimpft ist oder nur eine Impfung hat" (Lauterbach).

So ist das, ganz genau so, oder anders. Alles eine Frage des Wochentages. Karl Lauterbach will keineswegs missverstanden werden. Selbstverständlich sieht der "Corona-Fahrplan" (Der Westen) der Bundesregierung eine kleine Motivationshilfe vor, damit sich im Winterhalbjahr möglichst viele Menschen ihre dritte, vierte, fünfte oder auch sechste Impfung holen. Sollten es aber zu viele werden, die sich dauernd "frisch" impfen lassen, um die sonst fällige Masken- und Testpflicht im öffentlichen Leben zu umgehen, dann werde man allerdings gezwungen sein, die Ausnahmen für "frisch Geimpfte" wieder aufzuheben. Denn: "Von einem frisch Geimpften geht selbst dann ein relativ geringes Infektionsrisiko aus, wenn er keine Maske trägt", so Lauterbach. Seien es aber zu viele, dann "machen wir die Ausnahme dicht".

Wie aus einem Guss

Eine Politik wie aus einem Guss. Für frisch Geimpfte soll die Maskenpflicht entfallen, außer im Fall, dass zu viele Menschen sich durch diese Regelung motivieren lassen, sich aller 90 Tage neu impfen lassen. Medizinisch sei eine Impfung aller drei Monate selbstverständlich "unsinnig" hat Karl Lauterbach Fachkollegen zugestimmt und Vorwürfe energisch zurückgewiesen, die geplante Gleichstellung von dreifach Geimpften mit Ungeimpften ab Oktober" ignoriere wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach "Geimpfte selbst gut geschützt" seien und "nicht so stark ansteckungsgefährdet ist wie jemand, der länger zurückliegend geimpft ist oder nur eine Impfung hat" (Lauterbach).

Alles nur Missverständnisse, befeuert von den Feinden des Gesundheitsministers, der als Mann klarer Worte immer nur das eine meint, wenn er auch zuweilen etwas anderes zu sagen scheint. Karl Lauterbach will nicht missverstanden werden und schon gar nicht hat er jemals behauptet, dass nur frisch geimpft gut geimpft sei und deshalb belohnt werden solle, damit der Impfstoffberg abgebaut wird, den den die deutsche Pieks-Müdigkeit stoisch in den Himmel wachsen lässt. Fakt ist für Karl Lauterbach. die vierte Impfung ist gut für alle, jeder sollte sie haben, manche aber sollten noch warten, dann aber handeln, das rate er als Arzt, nur nicht zu viele, davon rate er "absolut" ab. "Lauterbach empfiehlt vierte Impfung", zitiert das ZDF, nie habe der Minister "eine vierte Impfung für alle propagiert", stellt die "Tagesschau" richtig.


8 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Die dritte Impfung ist vor der zweiten Impfung zu verabreichen. Es sei denn, die 30 Tage nach der zweiten Impfung sind in der Quarantäne länger als die 90 Tage aus der ersten Impfung. Das gilt jedoch nicht für Geboosterte Nichtgeimpfte, deren Quarantäne kürzer war als die 20tägige Frist zwischen der ersten Impfung von Johnson & Johnson und der vierten Impfung die noch gar nicht war.
Die fünfte Dosis erhöht die Immunität, so dass wir nach der sechsten Dosis geschützt sind.
Sobald 80% der Bevölkerung die siebte Dosis erhalten haben, können die Beschränkungen gelockert werden, da sich das Virus dank der achten Dosis nicht mehr ausbreitet.
Ich bin ruhig und glaube, dass die neunte Dosis unsere Probleme lösen wird und es keinen Grund gibt, sich vor der zehnten Dosis zu fürchten.
Die klinische Phase ll der elften Dosis bestätigt, dass die Antikörper nach der zwölften Dosis stabil sind.
Die dreizehnte Dosis garantiert dann, dass sich keine neuen Mutationen bilden, so dass es keinen Grund mehr gibt, die Idee einer vierzehnten Dosis zu kritisieren.

Anonym hat gesagt…

Karl über seine Gespräche mit Marko Buschmann:
Wenn ein Mediziner mit einem Juristen verhandelt, dann ist das nie einfach.

Wen er mit Mediziner und wen mit Jurist meinte, ließ zdf.de offen.

ppq hat gesagt…

@volker wunderbar!

Volker hat gesagt…

Wunderbar stimmt. Leider nicht mein Werk, habs irgendwo kopiert.

ppq hat gesagt…

trotzdem schön

Anonym hat gesagt…

rod2001 sagt:
10. August 2022 um 22:39 Uhr

Stimmt, meine Mutter ist seid ihrem neunten Lebensjahr quasi Hirntod. Lange war ich über ihr irrationales Verhalten erbost. Irgendwann konnte ich sie zum sprechen bringen und was sie berichtete was das pure Grauen. Nicht verwinden können ist eine schwache Beschreibung für diese Auswirkung. Nun ist sie glücklicherweise Dement und bekommt die aktuellen Ereignisse nicht mehr mit. Ich hoffe uns und unseren Kindern bleibt ein ähnliches Schicksal erspart.
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Nun, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Michael Jackson ist seid 2009 Hirntod. Wiederlich.

Die Anmerkung hat gesagt…

https://taz.de/Geschichtsvergessenheit-der-AfD/!5622568/

Reich werden konnte die Zeichnerin mit ihrer sechsmonatigen Arbeit nicht. 6.000 Euro hat Melanie Tietjen für die sieben großformatigen Bleistiftzeichnungen bekommen, die detailreich sein und sich möglichst nah an historischen Vorlagen orientieren sollten – und jetzt im Fraktionssaal der AfD im Reichstag hängen.
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https://melantie.de

Mein Name ist Melanie Tietjen

Mit Stift und Pinsel auf die Welt gekommen zeichne ich seid 2014 Portraits von Mensch und Tier, seid 2019 auch Architektur …

Anonym hat gesagt…

Mit Joseph Conrad: Das Grauen! Das Grauen!