Mittwoch, 31. August 2022

Gorbi, Gorbi: Die deutsche Liebe zu einem blutigen Diktator

Gorbatschow (l.) war Honeckers Vorgesetzter und Befehlsgeber. Während der tumbe DDR-Diktator für seine Taten im Gefängnis landete, wurde der Russe mit Friedensnobelpreis und Goldener Henne geehrt.
 

Erst kam der Kampf, blutige Unterdrückung, der Bruderkuss mit Honecker, dem Handlanger, der für dieselben Verbrechen schließlich im Gefängnis landete. Dann kam der damalige Bundespräsident Christian Wulff, und er zeichnete den ehemaligen sowjetischen Ex-Staatschef Michail Gorbatschow mit dem Deutschen Umweltpreis aus. Den hatte er noch nicht, der Mann, der die Kernkraftkatastrophe von Tschernobyl vertuscht, Tausende junger Soldaten in den Tod am Hindukusch geschickt und seinen nimmermüden Einsatz für die Reinhaltung der Natur und die Bewahrung der Schöpfung auch sonst stets gut verborgen hatte.

Umweltschützer Gorbatschow

Doch die Deutschen lieben ihren Gorbi. Warum ihm nicht noch diesen mit 500.000 Euro dotierten Ehrenpreis geben? Damit stieg Gorbatschow endgültig zur historischen Figur aus: Er war der erste und ist bis heute der einzige Mensch weltweit, der vom Vaterländischen Verdienstorden der DDR bis zur Goldenen Henne alle Auszeichnungen erhalten hat, die in Deutschland vergeben werden. Über den Friedensnobelpreis durfte sich der greise Ex-Feldherr und frühere Führer der sozialistischen Weltfriedensfamilie noch extra freuen.

Nicht schlecht für einen Apparatschik aus Stawropol, den eine enge Freundschaft mit UdSSR-Geheimdienstchef Juri Andropow auf der Karriereleiter nach oben half. Gorbatschow trat mit 21 in die Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) ein, "um die Umwelt zu schützen und der Natur zu dienen", lobte ihn Wulff später in seiner Büttenrede. So erinnerte sich Gorbatschow später auch selbst: Er habe die "Ökologie zur vordersten Front" machen wollen, versicherte er in der amtlichen deutschen Nachrichtensendung "Tagesschau". 

Welthit Mauerfall

Doch sein Welthit und der Höhepunkt seiner Karriere als Staatenlenker war zweifelsohne das Ende des sozialistischen Weltsystems, ein Abfallprodukt seines Bemühens um Umweltschutz, das ihn veranlasst hatte, vier Jahre lang Truppen nach Afghanistan abzustellen, die dort Umweltsünder jagen und bestrafen halfen. Großmütig gab er später abtrünnigen Sowjetrepubliken die Freiheit, er riss die Mauer ein, beerdigte den Kommunismus und vereinigte Europa gemeinsam mit Helmut Kohl zur heutigen EU.

Gorbatschow, so hatten es die deutschen Medien schnell beschlossen, war ein guter Mann, ein netter Kommunist, ein "Freund", wie ihn Hans-Dietrich Genscher nannte, der ein Diplomat alter Schule war. Der "Spiegel" rühmt in als "Romantiker", die "Welt" sieht einen Mann, der "an die Türen der Geschichte klopfte", die FAZ macht ihn zum "Friedensengel", die NZZ ernennt ihn zu einem "großen russischen Mahner gegen den Totalitarismus". US-Präsident Joe Biden bescheinigt ihm sogar, eine "bemerkenswerte Vision" gehabt zu haben. Ganz so, als hätte Gorbatschow geplant gehabt, die Kommunismus zu beerdigen.

Er selbst hätte sich so viel Ehre vom Klassenfeind wohl nicht träumen lassen, damals, als er sich beharrlich und rücksichtslos die Karriereleiter in der KPdSU hocharbeitete. Bis in die Mitte seiner 40er ein ruhig funktionierender Apparatschik, tat Gorbatschow in dieser sehr deutschen Lesart Gutes, wo er konnte. Er machte Glasnost und Perestroika, mahnte seinen bockigen Gehilfen Honecker, nicht zu spät zu kommen, und verwandelte seine größte Niederlage so fast ohne eigenes Zutun in einen gloriosen Sieg. Nie hatte Gorbatschow eine Diktatur demokratisieren wollen, wie es heute heißt. Was er wollte, war ihr Überleben sichern und sei es um den Preis, sie ein wenig gemütlicher erscheinen zu lassen.

Dennoch. Während sein letzter deutscher Statthalter Egon Krenz für den in Moskau beschlossenen Schießbefehl ins Gefängnis ging, galt der Befehlsgeber aus dem Kreml Ost- wie Westdeutschen bald als liebenswerter Reformer, mutiger Maueröffner und entschlossener Anti-Kommunist.

Alle Ziele verfehlt


Nicht schlecht für jemanden, der alle seine Ziele verfehlt hat. Denn eigentlich hatten Gorbatschows Bemühungen samt der von ihm eingeführten Propaganda-Begriffe Glasnost und Perestroika nach dem 27. Parteitages der KPdSU im Februar 1986 ja dazu dienen sollen, die grausame kommunistische Diktatur in der Sowjetunion fit für die nächste Runde des kalten Krieges zu machen. Gorbatschow wollte den Sozialismus keineswegs zu zerstören, er hatte nie vor, die tributpflichtigen Trabantenstaaten in die Freiheit zu entlassen, er wollte weder Deutschland wiedervereinigen noch die glorreiche UdSSR auflösen und aufspalten. Ganz im Gegenteil: Mit Alkoholverbot und wirtschaftlichen Reformen, Abrüstung und der Illusion geistiger Öffnung zielte er auf eine Wiederbelebung der siechenden Kommandowirtschaft und eine Konservierung des menschenverachtenden kommunistischen Weltsystems für die Ewigkeit.

Gestützt auf Gewehre


Wie jeder Plan, den die Herren der Welt schmieden, ging auch der in die Binsen. Ganz so, wie es Gorbatschows Berliner Divisionskommandant Erich Honecker befürchtet hatte, war der Sozialismus nur gefangen, gebunden und geknebelt überlebensfähig, gestützt auf Gewehre, aufrecht gehalten vom Eisernen Vorhang, belebt von Menschen in Angst. Sobald Luft an die Mumien kam, wurde es im Inneren der Leiche zu lebendig. 

Die dünne Haut der Unterdrückung konnte die Figur nicht mehr halten, trotz Stasi und Staatspropaganda, trotz Demoverbot und Knechtschaft brach alles binnen weniger Monate auseinander. Vom Mauerfall erfuhr Michail Gorbatschow im Nachhinein. Er hatte weder zugestimmt noch widersprochen. Dass bei der nächtlichen Aktion kein Blut floss, verdankte sich nicht ihm. Es war einfach keins mehr drin im teuren Entschlafenen. Nicht mal dessen dankbarste Kostgänger rührten auch nur einen Finger, um das Ende zu verhindern.

Versagen bei der Rettung


Gut für Gorbatschow, der 20 Jahre lang einer der mächtigsten Männer der Sowjetunion war, fünf Jahre lang "Reformer" und sich nun für drei lange Jahrzehnte in einen deutschen Helden verwandelte, der für sein Versagen bei der Rettung des Sozialismus als Maueröffner gefeiert wird, für seine Vertuschung des Atomkraftwerkunfalls von Tschernobyl als Umweltschützer, für den von ihm vier Jahre fortgeführten Afghanistankrieges als Friedensengel und für sein ungeordnet hinterlassenes Erbe aus miteinander verfeindeten ehemaligen Sowjetrepubliken als weitsichtiger Staatsmann.

Die Nachrufe enthalten kein schlechtes Wort über den Toten, nur Bilder.


11 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Auch Ströbele?

Auch Ströbele ist tot, Genossen Bauern.

Volker hat gesagt…

War klar, dass PPQ wieder gegen Gorbi ätzt

Obwohl, das Alkoholverbot war wirklich ne Schnapsidee.

Die Anmerkung hat gesagt…

Jeanne Plaumann

China ätzt gegen toten Gorbatschow!

Anonym hat gesagt…

Er hat es ja nun nicht geschafft, Russland an den Westen zu verkaufen, und sein Nachfolger war zu besoffen, um es zu beenden. Das war einer der frühen Fehlschläge von Soros & Co.
Wie alt wird eigentlich Soros?

Carl Gustaf hat gesagt…

De mortuis nihil nisi bene

Anonym hat gesagt…

Als Grund wurde Kilmisters schlechter Gesundheitszustand genannt, bedingt durch eine seit Jahren bestehende Diabetes.[23] --------- Auch bei Bolschewikiblödia geht es weiter bergab. Merke wohl: D e r Diabetes (= Durchfluss) - aber d i e Plebs.

Jedoch - ich schweife ab. Lemmy sagte sinngemäß, dass auch ein totes Arschloch immer noch ein solches ist.

Der lachende Mann hat gesagt…

Peter Scholl-Latour bezeichnete Gorb. in einem seiner Bücher als, höflich gesprochen, wenig intelligent.

Anonym hat gesagt…

OT Sehempfehlung der Trailer für 'Freibad' von Doris Dörrie.

Anonym hat gesagt…

Ein bißchen Küchenpsychologie: wer einen grandiosen Mißerfolg hingelegt hat, dem wurden schon immer noch faule Eier hinterhergeworfen.
Aber viel wichtiger ist für mich: ein Vöglein zwitscherte ( nein, nicht Twitter, bäh), dass eine gewisse Frau A.M., ehemals mächtigste Frau der Welt, sich nur noch mit Krücken durch die Gegend hangelt und eigentlich nur noch erkennbar ist, weil sie von einem Bodyguard begleitet wird ( "Ist das Ändschi? Ja, das ist Ändschi!"). Weiß jemand näheres? Ich hatte ja erwartet, dass die Frau spätestens drei Jahre nach Beendigung ihrer Polit"karriere" körperlich und geistig am Boden sein wird, aber es scheint schneller zu gehen!

Anonym hat gesagt…

grandiosen Mißerfolg ...

Durchaus nicht "Mißerfolg". (((Erika))) hat seine Aufgabe mehr als erfüllt. Zum Beispiel äußerte es in einer Quarkschau Verwunderung darüber, wie weit und gegen wie wenig Widerstand es doch schon gekommen sei.

ppq hat gesagt…

ja, das mit den krücken wurde hier auch berichtet, aber auch, dass es ihr gut gehe. war wohl eine op am meniskus oder sowas

wir erwarten aber in kürze neue nachrichten. ihr ganzes bürozeugs wird wohl bald ruhend gestellt werden müssen, weil sie sichtlich "keine fortwirkende Verpflichtung aus dem Amt als ehemaliger Bundeskanzler mehr wahrnimmt", nicht einmal mehr wohlfühltermine

um ihre homepage scheinen sich die zwölfzig neuen festangestellten auch ganz in ruhe zu kümmern https://www.angela-merkel.de/