Der engere Gürtel kann ein Signal für Nachbarn und Kollegenden sein: ich bin bereit für den Wohlstandsausstieg, sei du es auch. |
Hier ein wenig, dort ein bisschen. Alles in bester Absicht und zu immer höheren Preisen. Dreißig Prozent weniger Fahren, das würde reichen, sagen die einen. Das Neun-Euro-Ticket für alle und weltweit wäre der Durchbruch, rechnen andere vor. Weniger essen, empfiehlt der Klimaminister, für teurere Lebensmittel will sich sein Landwirtschaftskollege einsetzen. Der Finanzminister senkt die Spritpreise, der Berliner Senat bremst die Mieten, die EZB erhöht die Zinsen, um den Bau neuer Häuser zu erschweren. Viele Bemühungen, viele Ideen, jede Menge Einfälle.
Doch PPQ-Kolumnistin Svenja Prantl sieht in all diesen Abstufungen, Kompromissen und vermeintlich einfachen Wegen in eine bessere Welt nur Ablenkungsmanöver. Die Zeit laufe der Welt davon, während Deutschland und die EU mit der Ablehnung der radikalen Durchführung der eigentlich geplanten Klimagesetzgebung in der Gemeinschaft zeigten, wie wenig ernst sie die Lage immer noch nehmen. Widerstand gegen die Rückkehr zur Atomkraft dort, Widerworte gegen die CO2-Bepreisung zu höheren Werten hier - Prantl zweifelt an der Ernsthaftigkeit der Bemühungen von Kommission, Bundesregierung, Konzernen und Bürgerinnen und Bürgern, sich wirklich für eine Welt zu engagieren, die auch tausend und 100.000 Jahren noch lebens- und liebenswert ist für Flora, Fauna und den Menschen in all seinen Lebensweisen.
Chinesische Wasserfolter
Gut gemeint ist sicherlich nicht schlecht, besser jedenfalls als schlecht gemeint. Aber reicht das? Jeden Tag kommt es aus dem Radio, dem Fernseher, den Zeitungen und Zeitschriften wie die chinesische Wasserfolter: Du lebst falsch, du musst dich ändern, du musst dieses weniger und jenes gar nicht mehr, du musst Abstand halten und das Auto stehen lassen, kein Flaschenwasser mehr trinken und schon gar kein Bier, die Socken eine Woche lang tragen oder zwei, die Haare nicht aller paar Tage waschen und nur ja nicht zu viel einkaufen. Alles muss nachhaltig, alles muss repariert, zwei paar Schuhe reichen, zwei Hosen, zwei Jacken. Ein Leben mit leichtem Gepäck, das keinen Menschen mehr zwingt, im Fall einer großen Krise, eines Krieges oder eines plötzlichen Blackouts flüchten und dabei viele geliebte Dinge zurücklassen zu müssen.
Man sieht die faulen Kompromisse, die gemeint sind, wenn von Verzicht, Einschränkung, Dämmung und Sparen die Rede ist. Einerseits soll Wachstum angeregt werden, um Arbeitsplätze zu erhalten, damit die Menschen genug verdienen, um sich Dinge kaufen zu können, die produziert werden müssen, um Arbeitsplätze zu erhalten, die gebraucht werden, damit der Staat genug Steuern einnimmt, um die Rettungspakete in den großen Krisen zu finanzieren. Andererseits ist der Punkt nahezu überschritten, an dem Umkehr noch möglich war, um die Überlebensfähigkeit des Planeten zu bewahren.
Umfassender Wohlstandsausstieg
Es reicht nicht, ein bisschen von allem wegzulassen, etwas weniger zu fahren, etwas weniger zu essen, etwas weniger zu konsumieren, zu arbeiten, im Internet zu surfen, Strom zu verbrauchen und auszugehen und zu reisen. Der Pro-Kopf-Konsum in westlichen Ländern ist insgesamt zu hoch, das liegt auf der Hand, und er wird zu hoch bleiben, so lange nicht klarer Kurs auf einen umfassenden Wohlstandsausstieg gesetzt wird. Der muss mehr umfassen als nur den Wechsel vom Gasbrenner zur Erdwärmepumpe, mehr als nur den Tausch von Butter gegen Margarine, den Umstieg von einem unaufhörlichen Trommelfeuer an Überzeugungspropaganda zur inneren Bereitschaft, vom Richtigen überzeugt zu sein und für immer zu bleiben.
Es ist nicht damit getan, dass alle vegan leben, Fahrradfahren, angejahrte Kleidung aus dem Altkleidercontainer tragen, die Wohnung nicht mehr heizen und allenfalls kalt duschen. Die Verantwortung für das große Ganze, für den Planeten und die intelligente Spezies, die im Begriff ist, ihn zu zerstören, reicht weiter als bis zur Verklebung von Polystyrolplatten an den Außenwänden und das Heizen mit Wind und Sonne. Der Mensch wird sich viel umfassender an die eigene Nase fassen müssen, er muss den Verzicht aus gewonnener Überzeugung heraus zu einem Teil seines Lebensstils machen und in seiner Freizeit zum Agitator, Propagandisten und Organisator der Sache des Klima- und Lebensschutzes werden.
Ausstieg aus dem Wohlstandswahnsinn
Wenn jeder jeden Tag mit seinem Nachbarn, mit seinem Kolleg*innen, mit dem Mitschüler, den Familienmitgliedern und den Menschen an der Supermarktkasse spricht, überzeugend und mit ehrlichem Herzen, dann wird der Staat sich regulierendes Eingreifen vielleicht sparen können, dann lassen sich die Deutschen vielleicht ganz von sich selbst überzeugen, dass sie vielleicht nur noch zweimal in der Woche Fleisch essen statt jeden Tag, für den Anfang, ehe sie später freiwillig weiter weniger von dem beanspruchen, das in deutschen Portionen niemals für alle Menschen auf der Welt reichen kann.
Wenn alle mitmachen, bis hin zu den störrisch widerstrebenden Teilen des europäischen Parlaments und den letzten hartnäckigen Neun-Euro-Leugnern, kann der Ausstieg aus dem Wohlstandswahnsinn noch gelingen, ehe die Gesetze der Natur, der Physik und der Chemie der Entwicklung ein Ende setzen.
9 Kommentare:
Langsam versteht man, wieso die Affenpocken sich in der EU so rasant ausbreiten können. Die Primatendichte ist hier nämlich extrem hoch.
Ein kleiner Sprung für das Virus, ein großer Schritt für die Verblödung.
Dem Honk im Bild und seinen Kumpanen & Kumpaninnen sollte man die Heizung abstellen. Die Pipeline heißt auch nicht North Stream 1.
Dann muß diese Frau Svenja konsequenterweise durch BH-Verzicht als Timurin vorangehen. Der Trupp folgt.
Bildungsbernd guckt "arte" .
die ganz liebe , bürgerliche "antifa" ( Luiser, aus gutem Hause ) will doch nur die Welt verändern .
gez eben .
mal sehen wie lange das noch gut geht .
Inzwischen haut mich kaum noch etwas um, aber als sich Gockel einschaltete, kam rasch noch vorher eine Aufforderung, für eine CO2-freie Welt zu streiten. Wollen die vielleicht Vorwitzige aus der Deckung locken (nur, weil ich nicht paranoid bin ...usw.), oder sind die wirklich so märchenhaft bescheuert?
Noch'n OT:
>> Mattes 10. Juni 2022 at 20:33
@ jeanette 10. Juni 2022 at 20:24
In der BZ war noch ein Messermann, …
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Ich habe das dumpfe Gefühl, daß es hunderte wenn nicht tausende Schläfer gibt, die auf ein paar Vorreiter warten, um in einen kollektiven Mordrausch zu verfallen. Das konzertierte Resultat nennt man glaube ich Progrome. <<
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Daß er das mit ",daß" packt, sei ihm zugute gehalten.
Es heißt allerdings "Pogrome". Weiß ein jebüldeter Mensch schon von der Schwarte über Pawel Kortschagin.
Es sind oft genug die, die Pogrom mit Programm verwechseln.
Bernd guckt den ard Presseclub.
sagt der Moderatorende : "Presseclub Parlament"
es sind die kleinen froid-chen Leistungen die das gez System verständlich machen .
akademisch geschulte Minderleister von der Tazfaz erfrischend sozialdarwinistisch unterwegs .
leider gibt es in D keine Revolution .
bernd, bitte künftig: es heißt "das" presseklub, sonst werden klubberinnen nicht mitgemeint und das wollen wir doch alle nicht
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