Samstag, 11. Juni 2022

"Gemeinsam für Energieausstieg": Verdunklung für lichte Zukunft

Jagd auf Kohlenklau
Wird wieder in Bahn- und Schulhöfen plakatiert: Kohlenklau, Wattfraß und Putinflation im Visier einer nationalen Sparanstrengung.

Der "Kohlenklau" und der "Wattfraß" sind wieder da, jene beiden Bösewichte, die sich im Auftrag gieriger kapitalistischer Großkonzerne schon ins sozialistische Reich der helllichten Zukunft geschlichen hatte, um dort den revolutionären Volksmassen durch Verschwendung zu schaden. Kohle, Gas, Wärme, Licht und Strom zu sparen, also Dinge, die nicht nur die deutschen Haushalte, sondern auch unsere Verwaltungen, die Rüstungsindustrie und das Bauer*in auf dem Feld dringen brauchen, ist eine nationale Herausforderung, vielleicht einmal mehr die größte seit dem Zweiten Weltkrieg.

Gemeinsam für den Energieausstieg

Und entsprechend umfangreich und entschlossen sind die Bemühungen der Bundesregierung, Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen zu bewegen. Nach dem Vorbild der erfolgreichen Impfkampagne vom November vergangenen Jahres, die bis Jahresende 2021 ein wahres Boosterwunder für die Schlagzeilen produziert hatte, ehe  "weitere 30 Millionen Impfungen bis Ende Januar"  als nächstes Ziel ausgerufen wurden, steigt Klimawirtschaftsminister Robert Habeck diesmal groß ein:  "Gemeinsam für den Energieausstieg" heißt eine neue Werbekampagne, die die Menschen im Land zum Mitmachen beim bedingungslosen Energiesparen bewegen soll.

Der griffige Slogan "80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel" löst die kantige Vorgängerparole "Gemeinsam die Energiewende voranbringen" ab. Plakatiert wird das mitreißende Motto in Bahnhöfen, sozialen Netzwerken oder anderswo im Internet. Wie Robert Habeck selbst erklärt hat, gehe es darum, die Menschen dazu zu bewegen, ihre Eisfächer abzutauen, die Duschköpfe zu wechseln und die Beleuchtung auf LED umzustellen. "Jede gesparte Kilowattstunde Energie leistet einen Beitrag für unsere Unabhängigkeit, senkt den Kostendruck und hilft, unsere Klimaziele zu erreichen", zeigte Habeck insbesondere dem Wattfraß rote Karte.

Clevere Werbeoffensive

Clever setzt die Werbeoffensive der Bundesregierung dort an, wo die Deutschen immer schon sind: Hass auf Putin und die Russen lässt ausleben, indem der Kühlschrank abgeschaltet bleibt und warmes Bier im Gefühl getrunken wird, damit dem Russen "eins auszuwischen", wie der frühere Grünen-Chef an deutsche Urinstinkte appelliert. Zudem bedient das gezielte Kitzeln der germanischen Sparfuchsgene die Mitmachbereitschaft der Gewinnspielnation Deutschland: Jeder, der bei den inzwischen enormen Preisen für fossile und erneuerbare Energie seinen Energieausstieg vorziehe, können "selber auch ein bisschen was einsparen" (Habeck).

Habecks Ministerium geht mit gutem Beispiel voran und signalisiert seit wenigen Tagen mit nächtlicher Verdunklung, dass die Lichter ausgehen müssen, wenn es eine Zukunft für Deutschland geben soll. Das schöne alte Haus, in dem die 1.640 Mitarbeitenden und Mitarbeiterer sitzen und mitarbeiten, wird nächtens nicht  mehr beleuchtet. Dadurch werde "bereits Energie gespart", so Habeck. Das einst von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen als Unterkunft für kriegsinvalide Soldaten errichtete Gebäude ist bis heute nicht energetisch ertüchtigt, daher wird hilft jedes Watt, die  fatale deutsche Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, Seltenen Erden für Batterien und chinesischen Stahllieferungen für Windräder durch eine Vielzahl von individuellen Konsum-Entscheidungen zu beseitigen.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Im nächsten Winter wird Fringsen schwierig, weil die Güterzüge mangels Strom nicht fahren.

Anonym hat gesagt…

Ein Volk, ein Wille!
Hey Putin, wir kaufen dir dein Gas und dein Öl noch ab, aber guck mal wie wir unsere Heizungen drei Grad runterdrehen!! Was ist, gibst du endlich auf?