Bilderberger: Das verschwiegene Comeback der Weltregierung

EU-Kommissionsvizepräsidentin Margaritis Schinas nimmt offiziell an der Comeback-Veranstaltung in Washington teil.

Bis zum allerletzten Moment blieb diesmal alles ganz geheim. Die Bilderberger, jene mystische Gruppe von Frauen und Männern, die sich seit 1953 bemühen, die Geschicke der Menschheit in die richtigen Bahnen zu lenken, hatten wegen der Pandemie zwei Jahre lang pausieren  müssen. Keine Absprachen zu kommenden Kriegen, Flüchtlingswellen und Wirtschaftssanktionen möglich, zu hoch die Ansteckungsgefahr für die meist schon betagten Damen und Herren aus aller Welt. Auch 2022 drohte der Bilderberg-Konferenz das gleiche Schicksal: Noch Ende Mai war nach Angaben der offiziellen Homepage der informellen Elitenversammlung keine Konferenz für dieses Jahr geplant.

Zurück aus dem Lockdown

Traditionell gilt, was die Bilderberger bestimmen. Transparent stellen sie seit Jahren dar, wer hier wo mit wem, worüber gesprochen und was entschieden wird, ohne dass die als "geheime Weltregierung" bezeichnete Versammlung wirklich geheim tagt oder tatsächlich regiert. Das große Comeback aber blieb unter der Decke, Deutschlands traditionell auf jede Nachricht erpicht, die wie Brosamen vom Tisch der Wirkungsmächtigen fällt, sollten nur ja nicht bekommen, dass der Club der Strippenzieher zurück ist im Amt und nun wieder durchregiert werden kann von Spokane bis Saarbrücken und von Sorreisa bis zum Südpol.

Es ist dann doch rausgekommen. Im ganz Kleingedruckten auf der Internetseite der virtuellen Weltversammlung tauchte, versteckt unter "Press", plötzlich die Mitteilung auf, dass es die Normalität zurück ist bei Hofe. Eine lange Liste nennt die Teilnehmer , die sich an diesem Wochenende nach Washington begeben haben, darunter mit Jörg Kukies auch ein Vertreter des deutschen Kanzleramtes. Gesprochen wird wie stets über Desinformation, die Rolle der Nato, die Verwerfungen im internationalen Finanzsystem, Energiesicherheit und den Zerfall der demokratischen Gesellschaften, selbst die "Gesundheit nach der Pandemie" ist - ein Fingerzeig für Karl Lauterbach - noch einmal Thema.

Kein Wort nirgends

Nicht aber die Konferenz in deutschen Medien, die mit Matthias Döpfner, dem Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer SE und Präsidenten des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger, einen ihrer edelsten Vertreter nach Washington schicken durften. Obwohl der Konferenztermin sich sogar im offiziellen Ereigniskalender der EU wiederfindet, vermeldet im Unterschied zu den USA nicht eine einzige deutsche Zeitung, keine Internetseite und kein Fernseh- oder Radiosender das Ende der zweijährigen Konferenz-Auszeit. 

Wie früher, in den düsteren Jahren, als jeder Bericht über die Bilderberger verboten zu sein schien, webt ein dichtes Netz aus Schweigen am Mythos, diese handverlesene Schar aus alten weißen Männern, garniert mit so wenigen alten weißen Frauen, dass Parität nicht einmal perspektivisch denkbar scheint, stelle die Weichen für Wohl und Wehe der Menschheit. Deutschlands Medien haben mit der britischen Königin alle Hände voll zu tun. Dort, so scheint es dem Aufmarsch der Korrespondenten und der Zahl der Sondersendungen nach, wird wirklich Weltpolitik gemacht, fallen die Entscheidungen von Bedeutung und die Strategien für die kommenden dunklen Jahre werden beschlossen.