Donnerstag, 23. Juni 2022

900 Jahre Barbarossa: Modenschau im Mantel der Geschichte

Als Symbolpolitikerin wurde Ursula von der Leyen nach Brüssel geschoben, um ihre Karriere zu retten. Als Kommissionspräsidentin aber trägt sie inzwischen Kohls "Mantel der Geschichte". Gemälde: Kümram, Lippenstift auf Brotpapier, lackiert

Mit dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine erkannte Brüssel eine große Chance, die Einigkeit Europas zu stärken und die seit Jahren stockende Erweiterung der krisengeplagten EU endlich wieder in Schwung zu bringen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, eigentlich eine Notbesetzung, erwies sich als gewiefte Strategin, die den teils widerstrebenden Mitgliedsstaaten keine Wahl lässt als ihr zu folgen. Vorbild ist Friedrich I, genannt Barbarossa, der deutsche Kaiser, der das Reich vor etwa 900 Jahren mit brutalen Angriffskriegen bis nach Italien ausdehnte und innerlich um seine Person herum zusammenschweißte.

Er wurde ehrfürchtig HRR genannt, sie lässt sich VDL rufen. Er entstammte dem adligen Geschlecht der Staufer, sie dem der Ministerpräsidentenfamilie Albrecht. Friedrich I., genannt Barbarossa, verbrachte seine Lebenszeit damit, seinem Traum zu folgen, deutscher Kaiser werden zu dürfen. Als er es war, schmiedete er ein großes Reich, mit Feuer, Schwert und Flamme, aber vor allem durch geschickte Hinterzimmerpolitik. Ursula von der Leyen träumte eigentlich davon, Bundeskanzlerin des Landes zu werden, das Barbarossa im weitesten Sinne hinterließ. Doch ein paar kleine Stolperer, ein paar Tricksereien und Fehlleistungen zu viel katapultierten sie noch eine Etage weiter nach oben.

Ein Sturz nach ganz oben

Als gar nichts mehr ging, kein Posten im Lande mehr zu finden war und die ausnahmsweise aufgeschreckte Opposition näherrückte, war es von der Leyens Freundin und Förderin Angela Merkel, die die so lange und zielstrebig vorangetriebene Karriere mit einem Entfesselungstrick rettete: Emmanuel Macron bekam gegen alle Besetzungspläne freie Hand bei der Auswahl einer Kandidatin für den Chefposten der Europäischen Zentralbank EZB), einer Institution, die Merkel angesichts von Nullzinsen und grenzenloser Staatsfinanzierung durch die EZB ohnehin für den eines Frühstücksdirektors hielt. Und Merkel durfte dafür die angeschlagene Ursula ins Amt der EU-Kommissionspräsidentin schieben.

Ein Akt der Verzweiflung eigentlich, in dessen finaler Phase es auf Stunden ankam. Vielen musste vieles versprochen werden, andere ließen sich eine gute Tat anschreiben, um später bei Hofe bitten zu dürfen. Doch wie es der ZEUfall nach 900 Jahren wieder will: Kaum zur Kommissarin gekrönt, trat VDL auf wie eine Kaiserin. Von niemandem gewählt und in keiner demokratischen Abstimmung auserkoren, nutzte die 63-Jährige die Chance, die sie nie hatte, wie seinerzeit Friedrich I., um die Zentralmacht zu stärken und die Fliehkräfte der Regionen durch mächtige Worte und gelegentlich Feldzüge in die Provinz einzuhegen.

Die Macht eines machtlosen Amtes

Von der Leyen begriff schneller als jeder ihrer Vorgänger, welche Macht in einem Amt stecken kann, das nichts hat, nichts ist und von niemandem respektiert wird. EU-Kommissionspräsidenten waren bis zum Tag ihrer Krönung alte, weiße Männer, die bedächtige Reden hielten, stets gewahr, den Kopf schnell wieder herunterzunehmen, wenn aus den Regierungszentralen der großen Mitgliedsstaaten ein Widerwort zu hören war. Wie die Bremer Stadtmusikanten abgeschoben auf den Brüsseler Gnadenhof, trugen Männer wie Romano Prodi, Manuel Barroso und Jean-Claude Juncker schwer an ihrem Los, Bedeutung nur zu haben, wenn es um nichts Bedeutendes geht. 

Die Neue im Amt aber, erste Frau ohnehin, erster in Belgien geborener Mensch seit Albert Coppé aber auch und erste Deutsche seit Walter Hallstein, haderte nicht mit der Berufsbeschreibung. von der Leyen hat Barbarossas Biografie studiert, sie hat eingesaugt, mit welchen Methoden er in seiner Zeit ein Riesenreich regieren konnte, das ebenso uneinig war wie die EU, das über keine gemeinsame Sprache verfügte, in dem es beständig an Geld fehlte und in dem sich stets und ständig einzelne Fürsten anheischig machten, die absolute Macht des Kaisers infragezustellen.

Ein Analphabet im Krieg

Nicht immer hätte Barbarossa in den Krieg ziehen müssen. Doch der Analphabet, der von Kindesbeinen an im Kriegshandwerk ausgebildet worden war, erkannte die Gewalt neben der Diplomatie des Interessenausgleiches auf dem Handelsbasar der politischen Wünsche als ein probates Mittel, seinen Willen durchzusetzen. Mal hier, mal da zog er in den Kampf. Nach dem Sieg hielt er Gericht, nahm die Treueide der Bevölkerung entgegen und erhob Abgaben. Barbarossa erließ Richtlinien, die er "Herrschaftsakte" nannte. Das waren meist allgemein gehaltene Handlungsanweisungen, die seine seine Amtsträger als kaiserliche Stellvertreter selbst interpretieren und nach eigenen Vorstellungen umzusetzen hatten.

Es war damals kein "Green Deal" dabei, kein "Fit for 55", keine Gesundheitsunion und kein gemeinsames stehendes Heer, aber wie Barbarossa in der Erschließung von Geldquellen eine fundamentale Grundlage für den Erhalt und den Ausbau seiner Herrschaft sah, so begriff auch Ursula von der Leyen vom ersten Tag in Brüssel an, sie zur Steigerung des eigenen Einflusses und Ansehens einen Ausbau der finanziellen Grundlagen ihrer Herrschaft brauche würde, dazu aber würde die EU mehr Aufgaben brauchen - eine Lehre aus mehr als 70 Jahren Gemeinsinnfunk in Deutschland.

Größe nach dem Gipseimerprinzip

Der hat jeden einzelnen Tag seiner Existenz nach dem Gipseimerprinzip funkioniert: Ist erst einmal zu viel Wasser im Eimer, kommt zu viel Gips dazu, braucht es mehr Wasser, damit noch mehr Gips benötigt wird. Die Mischung ist nie fertig, die Menge wird immer größer, denn Wachstum ist die wichtigste Aufgabe einer Institution, deren Aufgaben eigentlich andere erledigen. 

Wie das Kaisertum des Rotbartes Barbarossas lebt die EU durch die Vergegenwärtigung ihrer Herrschaft über Richtlinien, Regeln und Prüfungsmissionen. Bei Barbarossa war es der "Hof", der die allgegenwärtige Präsenz des Herrschers bewies. Heute zeigt das Fernsehen den Menschen, wie Ursula von der Leyen Ansprachen hält, auf Reisen geht und Hände schüttelt, wie sie zuversichtlich Dinge verspricht, die andere werden halten müssen, und wie sie ein Eisen schmiedet, das vielleicht nie mehr so heiß sein wird wie in diesen Tagen des großen Krieges an der Ostflanke.

Ein Kreis von 900 Jahren

In Friedenszeiten, und hier schließt sich der 900-jährige Kreis zwischen Barbarossa und Ursula, braucht es mühsame, oft jahrzehntelange geduldige Arbeit, um  Doppelstrukturen zu errichten, sich in Themengebiete einzuschleichen, die einen eigentlich nichts angehen, und sich Kompetenzen anzumaßen, die man nicht hat. Es kommt zu Rückschlägen, wenn die Lage erst wird, ignorieren einen alle. 

Ursula von der Leyen aber hatte immer das große Bild im Blick, sie regiert nicht das Hier, das Heute oder das Jetzt, sondern eine ferne Zukunft, in der "Europa", wie sie den halben Kontinent am liebsten nennt, der die EU ausmacht, wie ein einziges Land ist, mit vielen Sprachen und einem ausgeprägten Desinteresse der einzelnen Regionen aneinander. Aber mit einer Kommission in Brüssel, die auf dem Schiff, das so mühsam durch die Zeiten segelt, die eine ist, die die Sache regelt. 

Im Krieg geht alles 

Im Krieg geht alles, im Krieg suchen Staaten wie Menschen sicheren Unterschlupf und sie sind sogar bereit, dafür mit allem zu zahlen, was sie haben. Geld, Prinzipien, Demokratie, Freiheit, alles muss raus, alles ist Handelsware. Die Zeitenwende ruft wie damals bei Friedrich I. nach denen, die vorn marschieren, die Fahne tragen und das Tempo bestimmen. Ursula von der Leyen, in den dunklen Tagen der Pandemie weitgehend ignoriert und allenfalls wegen des Versagens ihrer Behörden kritisiert, hat den Angriff Russlands auf die Ukraine als einen Moment erkannt, in dem der "Mantel der Geschichte" (Helmut Kohl) wieder weht, in dem sich Geschichte im Zeitraffer abspielt und Ziele erreichbar werden, die eben noch niemand zu formulieren gewagt hätte.

Mag das Ringen im Osten aus dauern, mag es ausgehen, wie immer es will. Die EU mit einem Schlag um 600.000 Quadratkilometer zu erweitern, sie in einem einzigen Augenblick um ein Sechstel Fläche zu vergrößern und bis an die Grenze Asiens zu dehnen, das wird bleiben.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Muss man dann auch damit rechnen, dass die demnächst auf einem Kreuzzug ertrinkt? Das Alter hätte sie ja in etwa.

Anonym hat gesagt…

9h Bundestag - der Beauftragte für orientalisches Totalversagen, Jackass Nullipoor berichtet über die schlimmen Probleme des Libanon .

was er genau will ? Keine Ahnung . Neue "Projekte" , deutsches Geld .

und Afghanistan - Profilneurotiker von bis wollen irgendwelche Untersuchungen - demnächst wieder : "weini weini Aufbau wegen Nazierdbeben ".

Weltbeherrschungszentrale Bundestag - für alles zuständig .

gut - man könnte die mitteldeutschen Hochschulen mit Forschungsgeldern ausrüsten - will der wessi aber nicht .

man könnte das dumme Gelaber von der "Fachkräftezuwanderung " unterbinden und junge deutsche Familien mit Baugeld ausrüsten - zu 0,5% . aber nein : Weltrettung . Und : Ukraine - mich kotzt es an .

Sepp

Tom hat gesagt…

asdasdasdasd

ppq hat gesagt…

achdas