Montag, 23. Mai 2022

Inflation der Stabilitätspakete: Gespenst der Geldentwertung

Er hält sich stabil, beinahe ohne Schwankungen. Der Euro mag vielleicht in den vergangenen paar Wochen, Monaten und Jahren das eine oder andere Prozent seines Wertes gelassen habe, irgendwo zwischen ersten Griechenland-Rettungspaket, Auffanglösung für die Sachsen-LB, Finanzmarktfazilität I, II und III, der Corona-Rettung und den ersten großartigen gemeinsamen EU-Schulden für den Green Deal.  

Aber langfristig, und nur darauf kommt es an, steht die stolze Gemeinschaftswährung wie eine Eins: Als die Erfolgsgeschichte der ersten heute noch bestehenden Einheitswährung mehrerer unabhängiger Staaten vor 20 Jahren startete, war der Euro 1,06 Dollar wert. Vier US-Präsidenten, drei Kanzlernde und einen Wechsel an der russischen Staatsspitze später hat er kaum nachgegeben. 

Nichts ist stabiler als der Euro

105 US-Cent gibt immer noch für 100 Euro-Cent, ein Drittel Prozent weniger als 2008, aber fast genau soviel wie am Tag der Geburt des großen Konkurrenten zur Leitwährung Dollar. Es ist genau das, was Bundesfinanzminister Christian Linder meint, wenn er es ein wichtiges Vorhaben nennt, "Finanzstabilität sicherzustellen, insbesondere in Zeiten hoher lnflation". Mag die auch so sehr wüten, dass selbst die Europäische Zentralbank sie inzwischen zumindest peripher wahrzunehmen in der Lage ist. 

Mag die zynische Quiz-Frage der "Süddeutschen Zeitung" aus dem vergangenen Jahr, wen die galoppierende Geldentwertung wohl am schlimmsten treffe, sich auch ebenso gut mit Erkenntnissen des Magazins "Focus" von 2018 wie mit brandneuen Enthüllungen der Taz aus dem Mai 2022 beantworten lassen. Das europäische Konzept der Finanzstabilität wirkt unabhängig von der gefühlten Realität, die Tomaten "unbezahlbar" (Hessenschau)macht, das Sparen dafür aber immer lukrativer. 

Der Osten und die Armen

Der Osten, die Armen, die, die wenig haben, sie sind Wissenschaftler zufolge besonders stark betroffen von steigenden Preisen.  Doch "Dogmen sind kein Ersatz für politische Vernunft" (Tagesspiegel)! Dort zu helfen, wo jede Hilfe zu spät kommt, nützt nicht einmal denen etwas, die Unterstützung am nötigsten hätten. Menschen, die auf dem Lande wohnen, Pendler, Gewerbetreibende, die auf das Automobil angewiesen sind, aber gerade auch Sparer, die für das Alter angespart und vorgesorgt haben und die jetzt erleben, wie ihre Alterssicherung im Rekordtempo dahinschmilzt - die Fraktionen im Bundestag haben nicht Mühe und nicht Eile gescheut, immer wieder zu versichern, dass sie alles tun werden, um das Gespenst der Geldentwertung zu bekämpfen, wo immer es sein hässliches Haupt reckt.

Schon Mitte Februar, sorgte das erste große Entlastungspaket pünktlich zum Beginn der Krieges im Osten dafür, dass die Pendlerpausche von 0,30 Cent pro Kilometer auf die 0,38 Cent sprang, die sie bis 2008 betragen hatte.Nicht einmal 100 Tage später beschloss hohe Haus tatsächlich, dass die Erhöhung auch Teil des zweiten großen Entlastungspaketes sein soll, das nun "Steuerentlastungsgesetz" heißt und neben Brosamen vom reich gedeckten Tisch des Finanzministers  auch ein ganz legales Schlupfloch enthält, über das die offiziell nicht auf Entlastung angewiesenen Rentnernden in Deutschland unbürokratisch an die eigentlich nur Wohlstandserwirtschaftenden und Beamten zugedachte Energiepauschale gelangen können. 

Der Kontinent mit den meisten Stabilitätspakten

Ein neuer Stabilitätspakt, der die Lage vorerst beruhigt. Das Neun-Euro-Ticket wird die Menschen auf andere Gedanken bringen, die Auszahlung des Energiealmosens von 300 Euro für einkommensteuerpflichtige Erwerbstätige im September die Laune vor der Landtagswahl in Niedersachsen heben. "Unsere Sorge gilt den Entwicklungs- und Schwellenländern mit einer sehr hohen Verschuldungsquote" hat Christian Lindner längst klar gemacht, wo ihn der Maßschuh noch drückt.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir müssen die Finanzstabilität sicherstellen, insbesondere in Zeiten hoher Inflation.

Abgesehen vom Rest ist das ja schon politische Bankrott. Man hat entweder Finanzstabilität ODER man hat hohe Inflation. lol

Anonym hat gesagt…

Hat der das w i r k l i c h rausgehauen? Das ist ja noch grausamer zu lesen als "der Bub, der etwas ganz Schlimmes getan hat" diesem Scheich oder wie der heißt ...

Anonym hat gesagt…

... von diesem Scheich, kaufe ein "von" dazu.
In trüben Momenten meine ich, das ist nicht so sehr Ausdruck von kreischender Blödheit, sondern zum Zweck, Vorwitzigen damit spitze Bemerkungen zu entlocken, um diese zunächst zu registrieren. Später dann zu sanktionieren bzw. zu eliminieren ...