ScholZ: Zeichen setzen mit Z

Stabil blieben, solidarisch, an Meinungsfreiheit zulassen, was nötig, nicht aber was unmöglich ist. Deutschlands Verwaltungen haben seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine bereits mehrfach gezeigt, dass sie in der Lage sind, kurzfristig und ganz entgegen ihrem Ruf auf Kriegswirtschaft umzuschalten: Unbürokratisch wurden Flüchtlinge sogar in der "Tagesschau" empfangen, obwohl sie doch seit Jahren "Flüchtende" heißen, neue Füllstandsvorschriften sorgen für klimagerechte Gasvorräte und selbst die Rückkehr zum Braunkohlenbetrieb ist zumindest übergangsweise für die nächsten zehn Jahre kein Tabu mehr.  

Ende des überbordenden Bürokratismus

Auch das Verbot des Buchstaben "Z", mit dem die russischen Invasoren für unbekannte Inhalte werben, erging schnell, unkompliziert und ohne überbordenden Bürokratismus. Im Unterschied zu früheren Buchstabenverboten, die sich teilweise über Jahrzehnte durch die  Institutionen schleppten, ehe Kombinationen, die den früheren Führer und Reichskanzler Adolf Hitler verherrlichten, sein verbrecherisches Regime feierten oder menschenverachtende Politik propagierten, endlich untersagt waren, ging es diesmal rasch. "HH", die geheime Abkürzung für den sogenannten "Führergruß", ist in Teilen des Landes heute noch gestattet, ebenso wie "BDM", "NS"und "IS". Das Verdikt gegen das "Z" dagegen erfolgte nur knapp vier Wochen nach dem Beginn des inzwischen gescheiterten russischen Einmarsches.

Natürlich braucht es weiterhin die volle Konzentration aller, die entsprechenden Untersagungsverfügungen durchzusetzen. Derzeit prangern Nutzerinnen und Nutzer den Gebrauch des verbotenen Buchstabens an, indem sie den Namen des Bundeskanzlers beim Kurznachrichtendienst Twitter demonstrativ mit großem "Z" am Ende scheiben: Ja, der SPD-Mann, bei dem Deutschland Führung bestellt hatte, ist solidarisch wie das ganze Land. Aber reichen die 5.000 SchutZhelme, die Deutschland als ehemals große Militärmacht gen Osten expediert hat, tatsächlich aus, den russischen Bären zu zähmen? 

Zweifel mit großem Z

Im Kreis Herford, einer wenig bekannten hügeligen Region zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge, die zu Frankreich gehörte, ehe die Russen Deutschland vom napoleonischen Joch befreiten, sind die Zweifel groß wie das Z am Anfang des Wortes. Auch nach dem inzwischen fünften harten Sanktionspaket von Bund, EU und Wertewesten macht Putin keinerlei Anstalten, von seinen Verbrechen Abstand zu nehmen.

Herford also, eine "Fairtrade-Stadt", die nach eigenen Erkenntnissen am Zweiten Weltkrieg ausschließlich als Bombenabwurfplatz beteiligt, reagierte: Die Kfz-Zulassungsstelle des Kreises vergibt nun keine Autokennzeichen mit dem Buchstaben "Z" mehr. Alles Wunschnummernschilder mit der Kombination "HF-Z" seien für die Verwendung an Kfz gesperrt, teilte die Verwaltung mit, nachdem ein örtlicher Autohändler  vier Kennzeichen mit dem Buchstaben Z beantragt hatte, um "bloß eine gewisse Quote" zu erfüllen, wie der WDR sendungsbegleitend recherchierte.

Die Kennzeichen waren danach wieder abgemeldet worden, um die innere Sicherheit zu gewährleisten und Nachahmer abzuschrecken, entschloss sich der Kreis dennoch, die Vergabe von "Z"-Kennzeichen präventiv zu sperren. Zwar habe es keine gesteigerte Nachfrage nach zeichensetzenden Kennzeichen mit Z gegeben, doch um zu vermeiden, dass sich "die Idee verbreitet, bestimmte Personen würden sich besonders für die "Z"-Kennzeichen interessieren", so ein Sprecher, wurde der letzte Buchstabe des Alphabets als erster Einzelbuchstabe der Liste der wegen ihres Bezuges zum Nationalsozialismus verbotenen Kennzeichen-Kombinationen SS, KZ, HJ, NS und SA hinzugefügt. 

Bisher ist noch weitgehend ungeklärt, wofür das "Z" auf den russischen Invasionsfahrzeugen steht. Experten glauben an ein Kürzel für das russische Wort "za" aus der Parole "Za Pobedu!", zu Deutsch  "Für den Sieg!", die allerdings im Russischen, das kein Z kennt als "за победу" mit S geschrieben wird.