Ohne Abstand, ohne Maske: Macron im Wahlkampf in einem Frankreich, das brutale Ende der Schutzmaßnahmen schon hinter sich hat. |
Das letzte Rückzugsgefecht verloren, der letzte Versuch, die Deutungshoheit zu behalten, aufgegeben. Nun kommt es eben, wie es kommt und wie es anderswo ja schon lange ist. Mit dem Wegfall der "Maßnahmen" (Angela Merkel) zwei Jahre nach der Ausrufung des Ausnahmezustandes tritt auch Deutschland in einer neue Phase der Pandemiebekämpfung ein: Wie die europäischen Partnerländer folgt auf Verleugnung, Eindämmung und Immunisierung die Akzeptanz. No Covid ist gescheiterter noch als alles andere. Das mit der großen Impfkampagne hat auch nicht geklappt. Nichts Genaues weiß immer noch niemand. Die Epidemiologen sind zerstritten, manche haben aufgegeben. Die Wissenschaft ist uneins.
Besser geht es nicht
Besser hätte es nicht laufen können. Der Gesundheitsminister sträubt sich noch, ist aber auch ein bisschen froh, eine Tür gewiesen zu bekommen, durch die er sich lauthals widerstrebend schieben lassen kann. Der Kanzler mauert längst auf einer anderen Baustelle. Auch die Medien haben seit Ende Februar ein neues Thema gefunden, das umfassend so beackert werden muss, dass gar keine Zeit und kein Platz bleibt für irgendetwas anderes.
Wie die neue Normalität aussieht, die nun begonnen hat, zeigen die Wahlkampfberichte aus Frankreich, mit denen die Leitmedien in die nächste Amtszeit des großen Europäers Emmanuel Macron reinfeiern. Der Strahlemann aus Amiens profitiert nicht etwa zynischst wie sein ungarischer Kollege Victor Orban zynisch von der angespannten Situation, die stets der Regierung in die Hände spielt. Macron steht vielmehr standhaft gegen etliche "rechtsextreme" (Tagesschau) Mitbewerber, deren Kandidatur ihn schon zur Hoffnung aller wahren Demokraten macht.
Brutales Ende der Schutzvorschriften
Bei der Gelegenheit verstummt dann auch alle Kritik an der Aufhebung der Maßnahmen, die in Frankreich schon Mitte März erfolgt ist. Obwohl die WHO als oberste Gesundheitsbehörde das "brutale Ende" der Schutzvorschriften hart angeprangert hat, kommen Situationsberichte aus dem größten EU-Partnerland völlig ohne Hinweise auf die noch längst nicht beendete Pandemie aus. Fröhlich jubeln die Franzosen, ohne Maske und ohne Abstand wie beim CDU-Parteitag. Silberfontänen blitzen, Macron reißt die Arme hoch und Sabine Rau von der "Tagesschau" raunt etwas Bedeutsames aus der "Macron Arena".
Dort wird Geschichte geschrieben, ohne dass die Seuche noch dazwischenfunken kann. Für den Fall seiner Wahl hat Macron Arbeitnehmern, Familien und armen Menschen goldene Zeiten versprochen: Beschäftigte bekommen eine steuerfreie Prämie von bis zu 6.000 Euro, die Mindestrente wird auf 1.100 Euro nahezu verdoppelt. Nach üblen Erfahrungen zu Beginn seiner Amtszeit, als der Präsident die Energiesteuern hatte anheben lassen, ehe ihn die Gelbwesten zur Umkehr zwangen, hat Macron den Strompreis auf Staatskosten halbiert und für Millionen Franzosen einen Teil der Gasrechnung übernommen.
Provozierende Szenen
In Deutschland, wo die Beratung über mögliche Entlastungsschritte seit Monaten immer mehr Fahrt aufnimmt, ist das ebenso wenig ein Thema wie die bedrückenden Szenen eines Präsidenten, der eingezwängt zwischen Ungeimpften so tut, als könne ihm der Erreger nichts antun. Dabei ist die Gesamtsituation in Frankreich bedrohlich: Nicht einmal 78 Prozent der Bevölkerung sind zweimal geimpft, nicht einmal 54 Prozent haben eine Boosterimpfung erhalten - verglichen mit beinahe 59 Prozent in Deutschland. Weil die Impfkampagne zuletzt auch in Frankreich zum Erliegen gekommen war, sind nach EU-Regeln bereits etwa zwei Millionen ehemals Geimpfte bereits wieder ungeimpft.
Aus deutscher Sicht gilt das als normal. Über die Aufhebung aller Maßnahmen, mit denen Emmanuel Macron im Wahlkampf punkten konnte, wurde hierzulande kaum berichtet, selbst beim auf Maßnhmen spezialisierten ehemaligen Nachrichtenmagazin "Spiegel" schaffte es der französische Freedom Day nur ins Kleingedruckte. Der Anblick von ungeschützten Menschenmassen, die vollkommen regellos jubeln, obwohl Frankreich zwei Wochen nach der Wiedereröffnung zwei Drittel der Infektionen zählt, die Deutschland zu beklagen hat, bleibt unangeprangert, unkommentiert und unbeklagt.
7 Kommentare:
Habe einen Fuffy gewettet, dass er nicht gewinnt. Es wird Zeit für Madame Le Pen. Die bekommt die Stimmen in der Stichwahl von dem anderen Konservativen mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Den Namen darf ich nicht nennen, wird mit Z geschrieben.
Es wird Zeit für Madame Le Pen ---
Ich möchte nicht barsch herüberkümmen, aber drauf ge ...hustet.
Wer - spätestens - nach der unverzeihlichen, rückgängig gemachten Landtagswahl von Thüringen noch dran glaubt, der ist, ähem, zu bedauern, nichts für ungut.
Gerechterweise muß ich zugestehen, daß ich mich bis vor so 2-3 Jahren auch noch dem Wahn hingab, Protestwählen wäre besser als gar nichts, so etwa zwei µ über Null. Aber woher denn. Auch massenweise Wahlverweigerung würde letztlich nichts bringen, aber man wahrt einen Rest an eigener Würde.
Ein sehr schwacher Trost ist, daß - möglicherweise "zeitnah" - den wirklich Herrschenden das ganze Schmarotzerpack, Gleichstellungsbeauftragte, Rechtsextremismusforscher (wat dat nich all jift, Kinnings ...) usw. zu teuer wird, dann wird sein ein Heulen und Zähneklappern ...
Moin,@ Anonym. Fundamentalopposition wählen, in der Kommune, im Land und im Bund, immer und immer wieder. Du kannst natürlich auch Bomben werfen, um das zu ändern, was dich anstinkt. Da allerdings bin ich nicht dabei.
17:05 Uhr
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Sinn und Selbstwert – Michael Quante zur Philosophie des arbeitenden Menschen im Gespräch mit Michael Köhler
https://www.uni-muenster.de/PhilSem/mitglieder/quante/quante.html
der verbeamtete Philosoph über die Obait an uund für sich . Bernd wird zum Terrorfürsten
re anon : es würde schon ausreichen wenn man den Rotfronthegelianern die d-funk Sendezeit streicht
Fundamentalopposition wählen, in der Kommune, im Land und im Bund, immer und immer wieder. -----
Wiederum nichts für ungut - aber das ist wie der Versuch, 96%en Primasprit durch Destillation noch höher zu konzentrieren. Oder als Esel der vorn am Wagen angebundenen Karotte hinterherzutrotten.
Vom Abgang dieses Tycoon-Verschnittes Lucke bis 2017 habe ich die Herrschaften gewählt, ohne Wunder zu erwarten, aber sie sind noch weit, weit unter meinen bescheidenen Erwartungen geblieben. Und immer und immer wieder: Steilvorlagen versemmelt.
https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/frankreich-vor-der-wahl-100.html
Bernd wird Le Pän wählen
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