Samstag, 16. April 2022

Melonenbild vom Merkel-Maler: Eine trage der anderen Last

Ein Triptychon von mitreißender Kraft: Annalena Baerbock trägt im Niger des anderen Last. Gemälde: Kümram, Naturkreide gestrichen, karamellisiert

Sie macht einfach eine gute Figur, sie zeigt Deutschlands gewachsene Größe und seine Bereitschaft, des anderen Last zu tragen. Und das selbst in einen Land, dessen Name daheim in Berlin, Hamburg oder Köln aus grundsätzlichen Erwägungen abgelehnt wird: Der Name des "Krisenstaates Niger" (Merkur) leitet sich ab vom lateinischen oder portugiesischen Wort für ‚schwarz‘, einem in den aufgeklärten Demokratien Westeuropas aus Gründen der Rassengerechtigkeit längst schon nicht mehr angewandten Begriff. "Niger" wäre, ginge es nach Deutschland, das N-Wort-Land.

Reise ins Dennoch

Außenministerin Annalena Baerbock aber reiste dennoch in das afrikanische Land, nicht nur, um in den Augen vieler Beobachter und Kollegen aktuell eine gute Figur zu machen. Sondern zum zeigen, dass sich das neue Deutschland seiner Verantwortung stellt: Bis heute leider Niger unter den Folgen der Entdeckung durch Europäer, vor allem der Einmarsch der deutschen Reichswehr nach Afrika in den Jahren um die Jahrhundertwende sichert deutschen Politikern dort heute nicht nur Unterstützung zu. Zu tief sind die Verletzungen durch die Untaten der Truppen des Kaisers, die Völkermorde begingen und den Straßen in den traditionellen Siedlungen der Einheimischen deutsche Namen gaben.

Baerbock hat hier viel Abbitte zu tun - und sie tut es auf ihre eigene Art. Statt nur zur reden, schultert sie im Örtchen Niamey der einheimischen Frauen Last: Zwei Eimer, eine Stange, zwei Melonen - so müssen Frauen hier seit Menschengedenken für den Lebensunterhalt ihrer Familien sorgen. Die Männer sind oft auswärts unterwegs, viele kümmern sich um wichtige Gespräche, beraten in Cafès über die Zukunft des Landes und den Ausbau der Infrastruktur. Transport ist wie Hausbau, Haushalt und Ackerbau Frauensache - weil das Rad hier noch nicht erfunden ist, der Ausstieg aus dem westlichen Irrweg der SUV-Kultur aber bereits vollzogen, wird die Frucht der Felder seit Jahrhunderten an langen Stangen nach Hause getragen, ungepolstert, daran hängen frei schwingende Eimer, die jeden Gang zur Qual werden lassen. 

Reue in Kreide

Auf einem Kreidegemälde, das der als Maler unter dem Künstlernamen "Kümram" bekannte Severin Jagenberg spontan geschaffen hat, nachdem er die Baerbock-Bilder aus dem Niger sah, stellt die Grünen-Politikerin die Beschwernisse des Lebens im Einklang mit der Natur mit starkem Mienenspiel nach. Baerbock, derzeit ohnehin eine der beliebtesten "Regierungsvertreter*innen aus Deutschland",  beeindruckte den früheren Merkel-Maler Kümram stark. Seine "Braune Passion", in flüssiger Naturkreide auf ein sechs mal vier Meter großes Stück Hartholz gemalt und nachfolgend im Ofen karamellisiert, zeigt die Braunröne des Niger nicht nur als Theorie, sondern als Summe aller Farben und Menschheitserfahrungen.

In der Mitte Annalena Baerbock, das Gesicht schmerzhaft verzogen unter dem Gewicht der kolonialen schuld. Um sie herum die Opfer westlicher Vorherrschaft, Frauen, die sich freuen, die Besucherin mitleiden lassen zu können. Es ist kein Bild, das nur als Bild funktioniert, sondern ein Arrangement ästhetischer Zeichen, die nach Regeln analysiert werden müssen "wie ein lebendes Wesen"  (Georg Seeßlen). 

Die deutsche Schuld in einem Bild

Die Geschichte der deutschen Schuld existiert unabhängig von diesem Bildnis, sie wird aber hier erstmals so erzählt, wie man sie bisher nur im Kino gesehen hat: Die Handlung spielt in einem kleinen Ort im abgelegenen Nigerdelta, die Kulissen sind nicht pompös, sondern aus Bast und Steinen, doch dem Maler gelingt es, das Drama der Melonenhebung ins richtige Licht für eine szenische Nachstellung des Passionsweges der Annalena Baerbock zu setzen. Ein Triptychon, in der Mitte ein aufmüpfiges Mädchen, umschwärmt von Bewunderinnen und Fotografen, die wie durch eine geheime Regie unsichtbar bleiben, obwohl sie überall sind. 

So kann das geschehen auch erzählt werden, als Passionsblume auf Hartholz, d.h . an Elemente des Bildes, die ähnlich als 'Stütze' dienen wie üblicherweise die Erzählung, um mit ihnen die Rekonstruktion des Prozesses zu versuchen, der die Rezeption beim Betrachter Films und womöglich auch dessen Produktion erst ermöglicht hat. Ungeachtet der klimatischen Probleme und der Krise an der Ostflanke der Nato ist Annalena Baerbock nach Afrika gereist, im Flugzeug wie schon Hans-Dietrich Genscher, nicht im Boot wie Greta Thunberg. 

Ein symbolischer Flug 

Solche Elemente einer symbolischen Reise sind als Zeichen zu lesen, die organisierende Funktionen haben und geeignet sind, Zusammenhänge entstehen und verstehen zu lassen. Das Klima ist im Beziehungsgeflecht der politischen Prioritäten nur noch von minderem Belang, eine Aufgabe wie Corona, die Digitalisierung der Verwaltung oder die Elektrifizierung der Deutschen Bahn, die permanent steht und immer stehen wird.


8 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich lese gerade, da die Baerbock in Afrika Melonen präsentiert, der Scholz habe die weit weg geschickt, damit sie keine weiteres Unheil anrichten und er führen kann.

Die Zulassungsbehörder Bundesrepublik habe das genutzt, um Opel sein Logo abzuerkennen und einzuziehen, seit sowjetische Panzer das Opel-Logo in der Ukraine spazieren fahren.

https://bloknot.ru/wp-content/uploads/2022/04/GLAVNAYA-9-1005x605.jpeg

Anonym hat gesagt…

6 mal 4 Meter Hartholz. Wurde für dieses Bild etwa ein wertvoller tropischer Urwaldriese ermordet?
Er hätte noch soviel Co2 speichern können. Vom zerstörten Lebensraum für tausende Käfer und Raupen
ganz zu schweigen. Ein Umweltverbrechen.

Anonym hat gesagt…

Es ist cringe mit anzusehen, wie Baerbock sich zur Lachnummer macht. Merkt die denn nicht, dass niemand MIT ihr lacht, sondern alle ÜBER sie? Zu wissen, dass solche Hampelfrauen hier in Deutschland Entscheidungen treffen ist kaum zu ertragen.

Die Geisteskrankheit, die in den Köpfen dieser Clowns wütet beschwört für uns alle einen Sturm herauf, der so viel Leid mit sich bringen wird, dass keine Buße für diese Unmenschen je genug sein wird um sich davon wieder rein zu waschen.

ppq hat gesagt…

in die größe hat sich ein druckfehlerteufel eingeschlichen. es sind 6 x 2 meter

Anonym hat gesagt…

Bärbock hat vermutlich afrikanische Ethnokrakelein auf ihrem Stoff, was ihr als Europäerin nicht gestattet ist (cult. appropriation). Grüne haben einen U-Ausschuss beantragt, ein Rücktritt ist unausweichlich.

Die Anmerkung hat gesagt…

Bei den Grünen tritt man nicht zurück. Da wird zurückgetreten.

Anonym hat gesagt…

Laut olle Dikigoros wurde das Wirt niger mit gar kurzem I ausgesprochen, wenn ihr vers-teht.
Vergleiche auch piper/pepper/Pfeffer ... (pipper niggrum - kleiner Scherz, HIER natürlich mit langem I)

Anonym hat gesagt…

Wort, verdammich. Wort. Fehlsche Freudleistung.