Mittwoch, 27. April 2022

Bitte noch gendern: Gepardinnen für die Ostflanke

Furchterregende Feuergeschwindigkeit, aber keine Munition: Auch Gepardinnen sollen gen Osten gehen.

Ein Land springt über den Schatten seiner Vergangenheit, kurzentschlossen und unter Verletzung der heiligen "Politischen Grundsätze der Bundesregierung für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern" sowie des Art. 2 III des Gemeinsamen Standpunkts 2008/944/GASP des Europäischen Rates vom 8.12.2008, nach dem die Ausfuhr von Militärtechnologie und Militärgütern verboten ist, die "die im Endbestimmungsland bewaffnete Konflikte auslösen bzw. verlängern würden oder bestehende Spannungen oder Konflikte verschärfen würden." 

Mangel an Gegnern

Deutschland erlaubt erstmals die Weitergabe von „Gepard“-Panzern, einer mobilen Geschützkategorie, die bis vor zehn Jahren von der Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr betrieben wurde. Aus Kostengründen und wegen eines Mangels an Gegnern hatte die Weizsäcker-Kommission damals zuerst die Halbierung der Bestände empfohlen. Wenig später war der der einst 269 Panzer des Typs stillgelegt worden. Nun sollen die eingemotteten Modelle des Flugabwehrkanonenpanzer, einst auf Initiative des Amts Blank entwickelt, die Bundesregierung knapp vor einer drohenden Abstimmung im Bundestag aus ihrem Dilemma holen, sogenannte "Schwerewaffen" (Annalena Baerbock) liefern zu sollen und zu wollen, aber auch nicht zu wollen. 

Eine Minute Dauerfeuer

Der Gepard ist ausreichend alt und trotz seines schweren Gewichts von knapp 50 Tonnen nur mit vergleichsweise leichten 35-Millimeter-Geschützen ausgestattet, die eigentlich nur für die Bekämpfung von Luftzielen über dem Gefechtsfeld dienen. Es fehlt überdies an Munition, von der die fahrende Schrotflinte jede Menge verbraucht: Bis zu 1.100 Schuss verfeuert die Entwicklung aus den 60er Jahren pro Minute. Einem Medienbericht zufolge reichen Deutschlands Munitionsvorräte damit für genau 20 Minuten Dauerfeuer aus einem Panzer. Oder aber für eine knappe Minute zusammengefasstes Feuer der in Aussicht gestellten 30 bis 80 Fahrzeuge.

Es geht aber ja nicht um kriegsentscheidende Hilfe, es geht um einen "ganz wichtigen Beitrag"  (Christine Lambrecht) und vor allem um "ein Zeichen", ja, ein  "Signal" geradezu wie damals die 5.000 Schutzhelme eins waren. Mit deren Lieferung flankierte die Bundesregierung das erste Sanktionspaket, das "alles" überstieg "was jemals gegen eine große Wirtschaftsmacht an Strafmaßnahmen verhängt worden" (Capital) war, so dass Putin das Lachen" schnell vergehen sollte. Mit dem schweren Kriegsgerät leichter Bauart legt die Ampel nun nach: Die 50 zugesagten Gepard-Panzer würden die ukrainischen Streitkräfte stärken, lobte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. 

Offene Namensfrage

Letzte Hürde vor der Auslieferung ist nun noch die Namensfrage, die als wegweisend auch für künftige Hilfe durch Überlassung von außer Dienst gestellten Beständen an die Ukraine ist. Einer alten deutschen Tradition aus den Tages des letzten Kräftemessens mit Russland folgend tragen nahezu alle deutschen Kampffahrzeuge Tiernamen. Nach "Panther" und "Tiger" verteidigt derzeit der "Leopard" Deutschland zu Lande, flankiert von "Marder", "Puma", "Fennek", "Wolf" und eben "Gepard". Ein schöner Brauch, der jedoch nicht mehr in die Zeit passt: Immer sind es Männernamen, kein einziges Kampfgerät der Bundeswehr heißt "Füchsin", "Dachsin", "Wieselin" oder "Biberin".

Wie mehrere Quellen weiter berichten, wurde die Ausfuhr-Genehmigung für die Geparden bereits Ende vergangener Woche beim zuständigen Wirtschaftsministerium beantragt, als nicht unerhebliches Problem aber stellte sich dabei die nicht geschlechtergerechte Benennung der angedachten Schwerewaffenlieferung heraus. 

"Bitte noch gendern"

Vor dem Hintergrund von Deutschlands neuer feministischer Außenpolitik und der Paritätsleitlinien des intersektionellen Feministen Olaf Scholz gilt es im politischen Berlin als undenkbar, dass Deutschland der Ukraine mit ausschließlich männlichen Waffen unter die Arme greift. Militärexperten vermuten, dass derzeit zwischen Kanzleramt, Außenamt und Klimawirtschaftsministerium an einer unbürokratischen Lösung im Sinne des Spiegelschen "Bitte noch gendern" verhandelt wird. Als möglich gilt eine unbürokratische Umbenennung der Hälfte der Kampfpanzer*innen "Gepard" in "Gepardinnen" noch vor dem entscheidenden Showdown im Bundestag.


11 Kommentare:

Hase, Du bleibst hier.... hat gesagt…

Lachfalten noch vor dem Frühstück. Herzlichen Dank für Ihre außergewöhnliche Art, Kritik und Ironie so treffend zu verbinden.

Gerry hat gesagt…

Der Flakpanzer Gepard ist laut Leuten, die damit zu tun hatten, einer der komplexesten Waffensysteme der BW. Die Richtschützen waren meist länger Dienende. 6 Wochen Ausbildungszeit mögen auf dem Papier stehen; das System in Kampfsituationen zu beherrschen ist was ganz anderes.

Ähnlich wie mit den Helmen also wieder eine klasse Entscheidung unserer Regierung: wir tun was, und wie, und sogar schwere Waffen! Kein Gepard wird der Ukraine weiterhelfen, der Russe wird den Transport schon 1000km vor der Front zerlegen. Kaputte Schienennetze und zerstörte Lager sind das Einzige was bleibt von den Waffenhilfen aus dem Ausland.

Anonym hat gesagt…

Die hatten doch verlangt, dass es schwere Waffen sein sollten. Bitteschön: 50 Tonnen. Von Munition war keine Rede.

Bitte noch gendern hat gesagt…

Und läßt uns im Stich einst das treulose Glück
und kehren wir nicht in die Heimat zurück,
dann ist uns der Gepard ein ehernes Grab ...

Carl Gustaf hat gesagt…

Vielen Dank für den Artikel. Ich hatte beim Überfliegen der grossen Meinungsmedien irrtümlicherweise immer "Flugabwehrpanzer Gerhard" gelesen.

Anonym hat gesagt…

Tja, die in langer erfolgreicher Militärtradition gewählten Raubkatzennahmen scheinen auch den aktuellen deutschen Endsieghelden zu gefallen, wenn es um die Charakterisierung ihrer Panzer und Panzerinnen geht.

Den heutigen Schrebergartenkriegern gegen unkontrollierten Wildwuchs wird die obige Spezialwaffe sicherlich helfen, alles über Niveau von Gleichheits-Golfrasen abzurasieren und jedem Feind somit jede Deckungsmöglichkeit zu rauben.

Und wie der Ruhe suchende Bürger jeden Samstag dröhnend und stinkend erleben kann, wimmelt es im besten aller Schlands von Bedienungsexperten solcher prestigeträchtigen Wunderwaffen. Und damit auch jeder wirklich jeden beim Ordnung schaffen wahrnehmen kann, beginnt einer nach dem anderen mit seinem Mähwerkgetöse.

Ihr der Erholung und dadurch Wiederherstellung ihrer Arbeitskraft dienendes Wochenende verbringen sie darum in Krach und Abgaswolken auf der heimischen Terrasse.

Und zum nächsten Säuberungs-Schritt, dem Einsatz echter Panzer, die alles platt machen, ist es für sie dann nur ein Katzensprung mit Kriegszwang zur Friedensfreiheit.

Die Ochlokratie feiert wieder mal Herrenmenschenüberlegenheit gegenüber russischen Untermenschen, denn der zweite Denkzettel scheint nix genützt zu haben. Mal sehen, ob es hier nach dem dritten noch Leben gibt, das diese selbstmörderische Idiotie ein viertes Mal exerzieren kann.

Wenn, dann werden vermutlich eher aus Krisengebieten importierte Fachkräfte als deutsche Ureinwohner den Armageddonstrapazen gewachsen sein. Wir könnten also Zeugen des letzten Deutschtums sein, das dieser Planet evolutionär hervorbrachte und wegen Geistesschwäche wieder aussterben ließ.

Aber man kann den Untergang selbstverständlich auch als ulkige Comedyveranstaltung betrachten und sich im Galgenhumor vor lachen kringeln, bevor die Bodenklappe sich unter einem öffnet, und der kurze ultimative Freiflug einem das Licht ausknipst.

Wir haben jammernd gelebt und sind lachend gestorben, wie es närrische Schildbürgernde gerne tun.

Anonym hat gesagt…

Man muss das positiv sehen. Wenn es keine Munition gibt , braucht mman auch keine rumschleppen.
Munition ist nämlich sauschwer. Das fällt beim Fernsehgucken vieleicht nicht auf, ist aber so.
Mam sieht immer tapfere Helden, behängt mit kilometerlangen Munitionsgurten, so wie bei Rambo.
Kein Mensch könnte damit auch nur ein paar Schritte laufen. Das ist genau so, wenn in Filmen Leute sich hinter Autos vor Schüssen verstecken oder in Häusern mit Schusswaffen rumballern. Als ob es keine Querschläger gibt oder als ob Büchsenblech vor Feuerwaffen schützt.
Das trifft auch auf Amokläufe zu, wenn es heißt, der Täter hatte 3 oder 4 Feuerwaffen und 1000
Schuß Munition dabei. Alles viel zu schwer.
Munitionskisten zu schleppen war eines der Dinge die ich bei meinem Wehrdienst am meisten gehasst hatte.

Jodel hat gesagt…

1. In Deutschland gelten regulär sogenannte "Schönwettergesetze". Diese gelten immer solange sie nicht angewendet werden müssen. Zieht aber einmal ein Sturm herauf und müssten Gesetze ernsthaft angewendet werden, die der jeweiligen Regierung gerade nicht in den Kram passen, verlieren diese umgehend und vollständig ihre Gültigkeit. Für Ernstfälle sind unsere Gesetze schließlich nicht gemacht worden. Man muss doch unschöne Bilder oder verärgerte Verbündete vermeiden. Die Regierung kann dann freihändig und ohne hindernde Zwänge die absolut richtigen Entscheidungen treffen. Sollte die Krise irgendwann ihr Ende finden, treten die Schönwettergesetze wieder vollständig in Kraft, als wäre nie etwas gewesen.

2. Mit der Lieferung der Geparden hat unsere Regierung eine Entscheidung getroffen, die dieser würdig ist.
Über den Schatten gesprungen und endlich alle Verbündeten zufriedengestellt, da Schwerewaffen jetzt doch geliefert werden.
Aber hochkompliziertes Kriegsgerät und von ukrainischem Personal kurzfristig nicht zu bedienen. Aber zeitnahe Lieferung am Sankt-Nimmerleinstag, frühestens mit dem Fall von Odessa. Aber keine passende Munition auf Lager. So macht man das, wenn man vor Angst bibbert, dass Putin einem den Gashahn zudreht, aber trotzdem irgendwas machen muss.

Außerdem darf ich Sie noch in einem Punkt ein klein wenig korrigieren. Die Panzer, so sie denn irgendwann in der Ukraine ankommen mögen, werden nicht einmal die errechnete Minute
feuern. Wir waren nämlich so superschlau, die Munition bei Schweizer Firmen zu bestellen.
Anscheinend berechtigt dies den Schweizer Staat, unserem Land die Weitergabe der Patronen bis in alle Ewigkeit zu verbieten. Von diesem Recht haben die Schweizer jetzt Gebrauch gemacht. Also bleiben die tödlichen Geschosse, wo sie sind und werden nirgendwo hin geliefert. Anscheinend sind diese wie eine große Gewehrpatrone aussehenden Wunderdinger auch von keiner anderen Firma im Hochindustrie-Technik-Hightech-Maschinenbau-Wunderland good old Germany kurzfristig herzustellen. Wieder was gelernt.
Da wir ja bekanntlich nur von freundlichsten Freunden umgeben sind, produzieren wir nicht mal so etwas essenzielles wie die Munition für unser Kriegsgerät noch selbst. Und die, die wir bei den freundlichen Freunden gekauft haben, gehört uns nur so lala. Wir dürfen nicht einmal bestimmen, was wir damit genau anfangen wollen. Klasse Leistung, so muss man das machen. Immer wenn ich denke unsere Vortänzer könnten in meiner Achtung gar nicht weiter sinken, packen die immer noch eine Schippe obendrauf.

Anonym hat gesagt…

Bäärbokk liefert artige Telleriesysteme.

Die Anmerkung hat gesagt…

Der Feindsender meldet:

Kiew verzichtet auf "Gepard", wenn nicht mehr Munition geliefert wird

https://www.youtube.com/watch?v=uH9MshYVJ6k

Die Anmerkung hat gesagt…

DLF

Auch in dem belagerten Stahlwerk von Mariupol am Asowschen Meer sei das Militär weiteren russischen Angriffen ausgesetzt. In den Industrieanlagen haben sich neben ukranischen Soldaten zahlreiche Zivilisten verschanzt.

https://www.deutschlandfunk.de/zahlreiche-weitere-russische-angriffe-gemeldet-100.html
-----
Ulanen, Ukranen, Kokainer, egal, Hauptsache verschanzter Volkssturm.