Montag, 7. März 2022

Kriegsprofiteure: Ampel auf Abkassieren

Fossile Energien sind ein Auslaufmodell. Viele Minister fahren bereits elektrisch.

Zwei Wochen ist es her, dass die große Ampelkoalition in Berlin in den ganz großen Entlastungstopf griff. Der Schmerz von Pendlern, Gasheizern, Warmduschern und Wannenbadern angesichts explodierender Energie- und Treibstoffpreise hatte das Kabinett erreicht, etwas später als in allen europäischen Nachbarstaaten, aber schließlich dann doch noch rechtzeitig genug, um vor dem Platzen des Schnellkochtopfes ein paar wegweisende Entlastungssymbole in die Landschaft zu stellen. Neben einer Abschaffung der EEG-Umlage irgendwann weit hinter dem Ende der aktuellen Heizperiode und einem Heizkostenzuschuss für die Ärmsten der Armen versprach der Finanzminister auch,  die Entfernungspauschale zu erhöhen, im Medienmund gern "Pendlerpauschale" genannt.  

SPD und FAZ im Beifallsrausch

Der Applaus war einhellig. Da würde mal so richtig entlastet werden, klatschten SPD und FAZ im selben Rhythmus. Der gierige Staat, dem es allein in den fünf Jahren vor der großen Pandemie gelungen war, seine Einnahmen um 20 Prozent zu steigern, während die Durchschnittslöhne- und Gehälter nicht einmal um zehn Prozent zulegten, bewies seine soziale Ader. Er kann nicht nur nehmen, sondern auch geben! Etwa den Pendlern, denen nun wieder eine Pauschale zustehen soll, die in etwa so hoch ist wie die, die nach einer Anhebung der Mineralölsteuer im Jahr 1995 noch unter Helmut Kohl eingeführt worden war. Als der Liter Superbenzin 75 Cent kostete.

Heute sind es zwei Euro, 2,05 oder gar 2,07 Euro, aber mehr ist nun mal nicht drin. Die Kassen sind knapp, obwohl der Staat unter Strich am Ende wie immer gut gewirtschaftet haben wird. Das fällt ihm auch leicht in diesen Tagen der steigenden Preise, die beinahe im Stundentakt zu höheren Solidaritätsleistungen der Bürgerinnen und Bürger führen: Die Ampel steht auf Abkassieren. Allein beim Treibstoff summieren sich die monatlichen Mehreineinnahmen des Staates durch die automatisch mitwachsende Umsatzsteuer bei einem Anstieg des Benzin- und Dieselpreises um 17 Cent auf rund 100 Millionen Euro. 100 Millionen, die sich allein in diesem Jahr auf mehr als eine Milliarde Euro summieren werden. Falls nicht noch ein kleiner Preisschub nach oben für ein dickeres Plus sorgt und den Kriegsprofiteuren im Bundesfinanzministerium weitere zig Milliarden leistungsfrei in die Kassen spült. 

Das Fünf-Mark-Sehnsuchtsziel im Blick

Und das ist nur der kleine Schnapsobendrauf auf einen Preis, der zu 54 Prozent aus Steuern und Abgaben besteht. Absolut summieren sich Mehrwertsteuer, Energiesteuer, Ökosteuer und Abgaben für den Erdölbevorratungsverband bei einem Benzinpreis von 1,72 auf 93 Cent je Liter. Bei 2,07 Euro liegt der staatliche Anteil schon bei 1,12 Euro. Bei 2,50, dem legendären Fünf-Mark-Sehnsuchtsziel der Grünen aus dem Jahr 1998, wäre es dann schon 1,35 Euro - 70 Milliarden Euro für den Finanzminister, 20 Milliarden mehr als vor der aktuellen Entlastungsrunde. Und 20 Milliarden weniger, die private Haushalte für andere Belange ausgeben können.

Eine kalte, aber klug gemachte Enteignung, die auf keinerlei Widerspruch trifft. Wurden frühere Anstiegsorgien rituell von Rufen nach "Benzingipfeln" und Ausgleichszahlungen für die Allerärmsten der Armen begleitet, fehlt es an dieser Begleitmusik diesmal völlig. Wer jetzt noch pendelt, ist selbst schuld, wer jetzt noch nicht in der Innenstadt wohnt, nur einen Fahrradweg weit weg von der Arbeitsstelle in Büro, Werkstatt oder Bauernhof, muss sich fragen lassen, weshalb.


3 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Kann mal einer mit Sachkunde eine kleine Sammlung zusmmenstellen

Aktiensparen im Krieg: Was sie jetzt wissen müssen

damit wir wenigstens auf diesem Gebiet als satter Gewinner vom Schlachtfeld ziehen?

Wo investier ich jetzt am besten? Russen-Gas (Mukran) und Russen-Benzin (PCK Rosneft Schwedt) fallen aus. Also muß man umschaufeln. Deutsche Atomkraft wäre langfristig eine Option, doch just las ich, auch da liefert der Russe das Brennmaterial.

Kriegsaktien für Kleinanleger, das wäre mal ein Thema, von dem auch die Malocher profitieren täten.

Spaziergänger hat gesagt…

Nicht wer jetzt noch pendelt, ist schuld, sondern der, der jetzt noch arbeitet.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht ist es höchste Zeit, dass unsere wohlstandsverwahrlosten US- und Ukrainefreunde auch mal die Konsequenzen ihrer einseitigen Hetze zu spüren bekommen. Noch herrscht Winter, obwohl die Klimaerwärmung uns vor sibirischen Eiszeiten bewahrt. Doch ein paar Tage ohne Heizung lässt unsere Kuschelhöhlen schnell zu Kühlschränken werden.

Und dann?

Frieren gegen Putin?

Oder beginnen wir damit, alles zu zerhacken, was uns gestern noch lieb und teuer war, um es für etwas Wärme laienhaft zu verbrennen? Welcher Großstadtmieter hat denn heute noch einen intakten Bollerofen? Feuerstelle in der Spüle oder wo? Grill im Zimmer? Selbstvergasung aus solidarischer Dummheit?

Inzwischen halte ich die deutsche Mehrheit für bekloppt genug, das als gute Lösung zu werten. Ich hätte nie gedacht, dass die Deutschen sich nach ihrer 'besonderen' Geschichte wieder so naiv vor Weltmachtdreckskarren spannen lassen und wie tollwütige Hofhunde jeden ankläffen, der nicht ihrer Trottel-Meinung ist.

Dieser Bereicherungs-Türke hatte mit seiner 'Köterrasse' wahrscheinlich Recht. Nur das 'Völkersterben von seiner schönsten Seite' lässt noch etwas auf sich warten. Aber Geduld, denn in etwa 50 Jahre könnten wir bei dem emsigen Fachkräfteimport zur Minderheit im einst eigenen Land werden.

Und ob die neuen Besitzer uns dann genau so verhätscheln werden wie wir sie, das glaube ich kaum.

Egal, auch des simplen Menschen Wille ist sein Himmelreich.

Werden 'unsere' Deutsch-Ukrainer nun 'unsere' Deutsch-Russen umbringen und umgekehrt?

Spannende Zeiten.

Gehe für das filmreife Dystopie-Spektakel mal schnell noch Cola und Chips kaufen, bevor hier der Sauberstrom ausfällt und nix mehr nachhaltig funktioniert. Oder meint jemand, alles würde automatisch im Wald nachwachsen?

Glücklich jener, der noch altmodisch heizen kann ... bis seine neuen lieben Nachbarn das bemerken. Dann werden die ihn nämlich besuchen kommen und Teilhabe fordern.

Vielleicht lassen sie uns leben und jagen uns nur hinaus in die blühenden Landschaften des besten aller Michelschlands.

Vielleicht ist ein schneller Tod aber gnädiger.