Trotz und Anspruchshaltung: Die Klimakinder sind aufgewachsen im Glauben, jemand müsse ihnen ihre Zukunft garantieren. |
Der Schuss hat gedonnert und gekracht, dass selbst Berlin für einen kurzen Moment aufgewacht schien. War manches womöglich falsch gewesen in den Jahren, in denen alle alles richtig gemacht hatten? In denen man sich am Ende der Geschichte wähnte, kein Erbauer mehr von irgendetwas, sondern Fassadenmaler der Geschichte, Verwalter zurückgelegter Vermögen, aufgerufen, sie klimafreundlich zu verprassen? Frauen und Männer mit mehr oder weniger großer politischer Karriereerfahrung schauten wie Rehe ins Scheinwerferlicht. Noch nicht mal ein halbes Jahr am Ziel aller Wünsche angekommen. Und auf einmal sollten sie nicht nur eine gute Figur machen. Sondern schlaue, gerissene Machtpolitik, wie sie in Deutschland seit Jahren nur noch an parteiinternen Kampfkunstschulen gelehrt wird.
So viele flüchtige Gefühle
In der Hauptstadt verlor sich das Gefühl der grausamen Dringlichkeit wie immer recht schnell. Ein paar Zeichen wurden gesetzt, ein paar große, mächtige Zahlen kamen in die Welt. Es wurde entlastet, gestärkt und umgesteuert, bis nach vier Wochen endlich das Normalgeschäft zurück war. Jetzt ging es nur noch darum, das, was man sowieso immer hatten tun wollen, als angesichts der neuen Umstände als unbedingt notwendig und alternativlos zu beschreiben. Noch vor einer anstehenden Landtagswahl musste eine Nachtsitzung die Entscheidung darüber bringen, wer wie bedacht wird, damit alle ihre Stimmen kommen. Alles gelang wie gewünscht. Es war für jeden etwas dabei. Zumindest symbolisch.
Auch auf den Straßen der Republik geht das Geschäft weiter wie gehabt. Nach kurzer Winterunterbrechung sind die zumeist jugendlichen Anhänger eines radikalen Abschieds vom Wohlstandsmodell der westlichen Marktwirtschaften wieder unterwegs zum "Klimastreik", jenem Renitenzritual der Generation Greta, das trotzigen Kohortentanz anstelle demokratischer Mehrheitsfindung setzen will. Wie jede selbsternannte "Bewegung" fühlten sich die Teilnehmer am Kinderkreuzzug von Anfang an als bestimmende Mehrheit, sie riefen "folgt der Wissenschaft", ignorierten aber allein schon die arithmetischen Wahrheiten, die sich aus den Teilnehmerzahlen an ihren Aufzügen ergaben.
Im Lande Infantilien
Damals im Frieden winkte Weltherrschaft. |
Im "Lande Infantilien" (Wiglaf Droste) werden Ignoranten zu Helden, wenn Medien auf ihr Thema fliegen. Aus einer kleinen, mit neutralem Blick kaum wahrnehmbaren Jugendbewegung, die in ihrer Hochburg Hamburg auf dem Höhepunkt ihres Erfolges keine sieben Prozent der Schülerinnen, Schüler und Studierendeninnen mobilisierte, wuchs so eine Debattenmacht, die Stars hervorbrachte, als Lobbykraft im Bundestag wirkte und Wahlprogramme mitschrieb, bis ihre bestimmenden Figuren sich selbst im Führerstand des Zukunftszuges wähnten.
Den Schuss, der Ende Februar im kalten Osten fiel, haben sie nicht gehört. Nur weil es reihenweise andere, existenziell drängende Probleme gebe, die gelöst werden müssen, muss der Klimazug weiterfahren, der Trotz eine neue Runde drehen, das "gerade jetzt aber muss, was wir schon immer sagen" Gassigehen. Nicht nur die Braunkohle abschalten, sondern den ganzen Kapitalismus, nicht nur die Hand abhacken, die im Bonbonglas lebt, sondern gleich die ganze Zuckerindustrie: Luisa Neubauer lässt in einem Grundsatzinterview zum "10. Klimastreik" (FFF) keinen Zweifel daran, dass der Flammrückstoß durch den Putin-Krieg kein Grund sein könne, die Welt realistisch zu betrachten. Vielmehr müsse nun "die Systemfrage" gestellt werden, sagt Neubauer, ein Hätschelkind dieses Systems.
Trotzig "trotzdem" rufen
Und trotzdem. Und obwohl. Und selbst wenn morgen noch dazu Außerirdische landen würden. Trotzig verweigern die Reste der Generation Friday for Future die Einsicht, dass es heute ums Überleben geht, nicht um das Wetter von morgen, um Frisuren oder um ein Tempolimit oder staatliche Vorgaben für zulässige Zimmertemperaturen.
Draußen wird es warm, drinnen richtet sich die ehemalige Jugendbewegung auf einen langen Winter ein, den es zu überleben gilt, um eines besseren Tages, wenn andere den ganzen Laden mit kalter Realpolitik an rettende Ufer gerudert haben, wieder über Klimakatastrophen, die "Transformation von Energiesystemen", das "Risiko des Klimakollapses" und die "großen Hebel zur Humanisierung, Demokratisierung und Dekarbonisierung von Energie, Mobilität, Landwirtschaft und so weiter" (Neubauer) sprechen zu können.
6 Kommentare:
Lachen mit Luisa, das taz-Interview ist Topware.
Luisa:
Ich möchte sehen, wie Robert Habeck das den Leuten erklärt, die vor der Klimakatastrophe auf der Flucht sind.
Ich würde zuerst mal gern überhaupt Leute sehen, 'die vor der Klimakatastrophe auf der Flucht sind'.
95% dieser Soziologie-irgendwasmitMedieLeeramtmaden fallen durchs Raster . ist nur eine Frage der zeit .
und ich sage es ganz deutlich : ICH will diese nutzlosen Esser NICHT DURCHfinanzieren
re anon :
die richtige Antwort lautet : " ach hübsches Kind - ich habe zwei Tornados mit Streubomben nach Nordafrika geschickt "
war nur Spaß . es gibt da diskretere Lösungen .
wie war das jetzt mit dem Weizen für Nordafrika ? oh vey - ab Herbst knurrt der Muslimmagen
>> bona fide 24. März 2022 at 22:00
KEWIL, schreiben Sie doch mal ... ... ...
Öffnen Sie doch mal die Putin Pandorra ...<<
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Oh, ein klassisch Gebildeter! Und Max-Frisch-Fan ist er ofenkundig auch noch.
Der Sanitärfaschismus erweist sich als profitabel, billig und effektiv.
https://sezession.de/65592/dugins-das-grosse-erwachen-gegen-den-great-reset-5-5
Lichtmess über Dugin .
Wobei der Reichsführer Dialektik den Dugin bereits in den Gegenvatikan eingesetzt hat .
nun kommt eben der totale Dugin
der Mann aus Kiew verteilt Kopfnoten ( alle Eurostaaten schneiden gut ab ) "über Deutschland würde er "später" reden ". ( dazu eine merkwürdige Bewegung der linken Hand ; Bedeutung unklar . soeben auf "Phoenix"
das muss echte Dankbarkeit sein -
passend dazu die furchtbar devoten Einlassungen eines cdu Hinterbänklers : " jaja der Herr Präsident Zyllinskyy hat was gesagt , jajaja , und es war ganz wunderbar - UND wir - SCHURKEN - haben mit der TAGESORDNUNG weitergemacht - Geburtstage gefeiert !!"
Freitagskinder gehören unter die klimakonforme Kaltdusche und anschließend in die wohltemperierte Produktion ( "heute : im Märzen der Bauer " da wir leider keine Kaltblüter haben und Diesel tabu ist werden die Klimergerechtigkeitskinder den Pflug durch die Furche ziehen .
Anschließend Wertsportunterricht bei Dr. Zepp La- Douche : "Plaste + Elektronikmüll beim Bürger einsammeln und achtsam aufbereiten " zur Feier des Tages : Hirsebrei und Leitungswasser
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