Montag, 7. Februar 2022

Ukraine-Krieg: Die Schlachtenbummler

Mit 1.400 Umdrehungen nähern sich taktische Bataillonsgruppen der Ukraine.


Der erste Termin verstrich, der zweite ebenso. Der Russe griff die Ukraine nicht Anfang Januar an, auch den sicheren Starttermin Ende Januar ließ Wladimir Putin verstreichen, obwohl die Deckung durch die beginnenden Olympischen Spiele als ideal für eine Eroberung der funkelnagelneuen Ostflanke der Nato galt. Aber derweil wird alles immer schlimmer: Obwohl der Zeitplan des Aufmarsches, über den westliche Geheimdienste, Staatenlenker und Medien bereits seit zehn Woche täglich Protokoll führen, nun schon eine Woche hinterherhängt, massiert der Kremlherrscher weiterhin planmäßig Truppenteile, mittlerweile nicht nur modernste Gefechtstechnik, sondern auch Soldaten.

Die größte Invasion

Vor Weihnachten waren "knapp 100.000" (Merkur), "100.000" (PNN), "über 100.000" (ZDF) 110.000 (Spiegel) oder gar "mehrere 100.000" (RND, inzwischen korrigiert auf "gut 100.000"), die die "größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg" durchführen sollten, wie US-Präsident Joe Biden Ende Januar warnte. Damals hatte Russland "an der ukrainischen Grenze" genau so viele Truppen "massiert" (DPA)  wie Anfang Dezember und damit kein Mann mehr als im April 2021. 

Aber bis Ende Januar würden, warnten US-Geheimdienstler, darunter "100 taktische Bataillonsgruppen (BTG)" (FAZ) sein, "etwa 70 Prozent der Truppenstärke in Bereitschaft, die es nach eigener Einschätzung für eine groß angelegte Invasion der Ukraine benötigen würde". Eine Streitmacht, der die Ukraine trotz einer Lieferung von 5.000 Helmen aus Deutschland nur wenig entgegenzusetzen haben würde.

Die üblichen üblen Kreml-Tricks

Zumal der Kreml weiter mit Tricks arbeitet und die westlichen Terminplanungen gezielt zu ignorieren scheint. Eine Woche nach dem Tag, an dem die 100 voll sein sollte, haben sich neuen Berichten zufolge aufgrund des "Aufmarsches in hohem Tempo" (Eifelzeitung) erst "60 bis 83" BTG an der ukrainischen Grenze zusammengezogen, womöglich aber auch erst 52, das zumindest behauptet der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Generalleutnant Walerij Saluschny

Diese "ungefähr 52", "rund 60" oder "bis zu 83" taktischen Bataillonsgruppen sind nun in jedem Fall zwei Drittel der Truppen, die nach Angaben westlicher Militärs für eine Invasion der etwa 234 Saarländer großen Ukraine benötigt werden. Das weckt Erinnerungen an den April des Jahres 2014, als der furchterregende Begriff der "taktischen Bataillonsgruppe" im deutschsprachigen Internet Premiere feierte: Damals wurde es nichts mit dem "etwaigen Vorstoß" (DPA), nun aber steht er bevor. 

Warten auf Väterchen Frost

Der Russe warte nur noch darauf, dass "der Boden etwa ab dem 15. Februar maximal gefroren" sei, was ihm "die Fortbewegung auf offenem Gelände ermöglichen würde", wie der frühere Börsensender n-tv amerikanische Insider zitiert. Mit "Zehntausenden kampfbereiten Truppen, die für schwere Fähigkeiten gerüstet sind“, wird die ehemalige Rote Armee dann nach den Worten von Nato-Chef Jens Stoltenberg zu einem Blitzkrieg antreten:  Putins Truppen könnten einen Einmarsch in der Ukraine nach Dafürhalten des Redaktionsnetzwerkes Deutschland "rasch durchziehen: Sie sind überlegen, vor allem in der Luft und auf See".

Bis Ende März müssen die Räder dann rollen für den Sieg. Die Zahl der Opfer unter den ukrainischen Verteidigern wird derzeit auf "bis zu 25.000" geschätzt, dazu sollen "bis zu 10.000 russische Soldaten" und "zwischen 25.000 und 50.000 Opfer unter der Zivilbevölkerung" (n-tv) kommen. Aufmerksam wird auf geheime Dreharbeiten in Russland geschaut, die der Erstellung eines "Fake-Videos als Invasionsvorwand" dienen. Deutschland bereitet sich auf den Fall der Fälle vor, die Bundesregierung diskutiert mit Litauen über eine Verlegung zusätzlicher Truppen in den Norden, "wo wir als einziges Land der EU eine Battlegroup führen", wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht der Funke Mediengruppe verriet.

Dreiseitige Umkreisung

Von dort aus könnte das Kontingent die in der Militärstrategie als besonders erfolgreich geltende dreiseitige Einkreisung der Ukraine durch Russland in den Rücken fallen, gemeinsam mit einem amerikanischen Verband aus 1.900 Soldaten in Rumänien, die Putins vorrückenden Truppen im Süden über die Krim und Moldawien umfassen würde. Der Kreml-Herrscher kann seine Niederlage nur abwenden, wenn er auf Nordstream 2 verzichtet, akzeptiert, dass die Ukraine eines Tages Nato-Mitglied werden wird, die Krim zurückerstattet und seine Unterstützung der "Volksrepubliken im Donbass beendet.

Eine Wahl bleibt ihm angesichts der wenigen Unterstützer seines Kriegskurses nicht. Nur noch Zeit, sie zu treffen.


11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Zehntausenden kampfbereiten Truppen, ...

Die deutschen Premiummedien stolpern zuverlässig über 'troops', was eben nicht die Mehrzahl von Truppe ist, sondern 'Soldaten' heißt.

...die für schwere Fähigkeiten gerüstet sind“
Was soll's, so ein Nonsensdeutsch stört ja auch keine Redaktion mehr. Hauptsache man gibt die neuesten 'Erkenntnisse' der US-Geheimdienste weiter. Die sind ja traditionell besonders vertrauenswürdig.

Historiker hat gesagt…

100 Bataillonstruppen als Drohkulisse gegen Rußland! Ich bin beeindruckt.
Nach den Erfahrungen des letzten Zusammentreffens deutscher Bataillonstruppen mit russischen Soldaten reichen die für eine knappe Stunde.

Sauer hat gesagt…

Solange deutsche Soldaten in Litauen stehen, traut sich Putin nicht, die Ukraine anzugreifen. Auch wenn auf dem Weg von Litauen in die Ukraine noch Weißrußland zu überwinden wäre, kennt Putin doch die in Afghanistan eindrucksvoll unter Beweis gestellte Kampfkraft der Bundeswehr. Sowohl beim Vormarsch wie beim Rückmarsch hat sie Großes geleistet: Afghanistan wurde blitzschnell erobert und besetzt, ohne große Gegenwehr der Afghanen, die durch den weltbekannten Kriegsgeist der Deutschen gelähmt in ihren Hütten hocken blieben. Danach haben sich die Deutschen 20 Jahre lang erfolgreich behauptet und alle Angriffe der Afghanen durch ruhiges Verbleiben in ihren Lagen in die Leere laufen lassen. Zuletzt haben sie in mustergültiger Ordnung und frei von Panik und Feigheit Afghanistan wieder geräumt und Wunder an Errungenschaften, von denen die Afghanen noch lange zehren werden, falls sie es nicht vorziehen nach Deutschland überzusiedeln, zurückgelassen.

Putin dürfte der Angstschweiß auf die Stirn treten, wenn er nur daran denkt, die Bundeswehr könnte in der Ukraine eingreifen. Wie schlecht die Rote Armee organisiert ist, weiß Putin selber. Sie findet nicht einmal das Tor in die Ukraine hinein, wie das tagelange Herumirren der Panzertruppen auf der Krim beweist. Ihnen fehlen Navigationssysteme, die ihnen angeben, wo sie abbiegen müssen auf die Straße nach Kiew. Mit solchen Systemen ausgerüstet erschiene aber die Bundeswehr in den Wolken über der Ukraine und eroberte ratzfatz Kiew aus der Luft. Unterstützungstruppen brechen gleichzeitig mit überlegenen, auch durch Schwangere nutzbaren Panzer durch Weißrußland durch und riegeln die Grenzen zu Rußland ab. Dann sähe der Putin ganz schön alt aus und müßte sich die Ukraine für immer abschminken. Er bleibt also schön ruhig im Kreml, stellt sein Füße auf einen Schemel, lacht verschmitzt über den Tisch … ah, gerade erfahre ich, daß Baerbock mit einem Koffer voller Helme in Kiew gelandet ist. Jetzt ist für den Russen also wirklich alles aus.

ppq hat gesagt…

karl may wusste auch nie, was er schrieb, aber spannend wars doch

Die Anmerkung hat gesagt…

„Es geht um nicht weniger als den Frieden in Europa“ – Baerbock auf dem Weg nach Kiew
-----
Europa war noch nie im Frieden ....

Sauer hat gesagt…

Also wenn er um nicht weniger geht, dann geht es um Krieg. Aber darf man Wörter der Baerbockenden auf die Petersilienwaage legen? Weiß sie, was sie daherplappert?

Anonym hat gesagt…

die etwa 234 Saarländer großen Ukraine. Das ist eine Größenangabe mit der ich etwas anfangen kann. Neulich stand hier " so groß wie der Landkreis Paderborn". Da war ich total verwirrt. Nicht das ich mir die Größe vom Saarland vorstellen kann. Wie groß ist denn das Saarland im Vergleich z. B. mit dem Saalekreis?

ppq hat gesagt…

zu groß

Volker hat gesagt…

Das war es dann wohl für Putin.
USA drohen Russland mit Ende von Nord Stream 2.
Wenn unser Bundeskanzler Joe Biden das durchzieht, ist das Ding gelaufen.

Die Anmerkung hat gesagt…

@Volker

Mausausrutscher, passiert, wie wir von der Welt gelernt haben.

USA drohen Russland mit Ende von Nord Stream 2

https://www.n-tv.de/politik/USA-drohen-Russland-mit-Ende-von-Nord-Stream-2-article23109197.html

Anonym hat gesagt…

re Volker : Biden hat heute erneut sein Blatt überreizt - denn wie will er NSII stoppen ??

militärisch ? Froschmänner rein , Wasserbomben ? Torpedos ?

und der Russe macht dann genau was ? genau - er kümmert sich um die marode us Infrastruktur .

Gruppe Wagner kennt der Russe nicht .

grüne Männchen kennt er auch nicht

und was ist mit den Häckern ?

Biden ist strunzdumm .