Sonntag, 6. Februar 2022

Kommt endlich Krieg: Die große Karriere eines kleinen Fotos

Irgendwo auf der Krim: Ein russischer Konvoi auf dem Weg zur Medienfront.

Am 18. Januar taucht es zum ersten Mal auf. Ein "russischer Konvoi auf der Krim", unterwegs auf einer Autobahn, ringsum Schnee, der vorderste Schützenpanzer stolz einen Anstieg erklimmend, dahinter zehn weitere in Kolonne fahrend. Ein bedrohliches Bild, das Voice of America als erster verbreitet, ausgezeichnet mit dem Hinweis aus Associated Press als Urheber.  

Parade der Schlachtrösser

Zu sehen ist eine Parade von BTR-60-Fahrzeugen, altgedienten Schlachtrössern aus dem Afghanistan-Krieg, hier allerdings offenbar ohne Bordkanone unterwegs. Das Urmodell des "Bronetransporter" (БТР, Бронетранспортер) genannten Transporters entstand in den 50er Jahren, später wurde es immer wieder modernisiert, blieb aber, was es war: Ein dieselgetriebenes Fahrzeug, das weltweit in zahllosen Staaten Anklang findet.

Einfahrt im Moma.
Einmal ist kein Mal. Auch am 19. Januar fuhr die "Panzerkolonne" (NZZ) noch, eine stete Drohung,   die annektierte ukrainische Halbinsel "zum einem Einfallstor für Moskaus Armee"  zu machen, wie die Kreiszeitung analysierte. Erst am 20. Januar aber startete der Kovoi richtig durch. Als sei die Truppe gerade noch dabei, die annektierte Krim zu erobern, fuhr sie auf einen Schlag überall. In Deutschland, Europa und den USA, in Südamerika, in Asien - der namenlose Schützenpanzerkommandant, der dem kalten Fahrtwind so unverzagt trotz, er schaffte es auf insgesamt mehr als tausend Newsportale

Es ist immer dasselbe Bild, vom selben Augenblick, im selben Ausschnitt. Nur einmal ein einziges Mal weicht die Darstellung der Drohkulisse ab: In der Financial Times ist der Fotograf noch bei Anreise. Sein Foto zeigt nun 16 Fahrzeuge bei "preparations for a renewed invasion". Am 27.Januar dann sind es schon 20. Der Bildtext changiert zwischen: "Kolonne gepanzerter Fahrzeuge auf einer Autobahn auf der Krim" bis zu "mehr als 100.000 russische Soldaten versammeln sich an der Grenze zur Ukraine" und "ein Vorspiel zur Invasion".

Start zum Weltruhm

Ein stolzer Start, aber noch lange nicht das Ende. Vermutlich ohne dass der Mann mit der Panzerhaube  ahnte, welche Weltkarriere er zu machen im Begriff war, avancierte er zum ikonischen Bild der neuen Ukraine-Krise. Die Russen kommen, und auch wenn niemand weiß, in welche Richtung die kärgliche Kolonne gerade fährt, ist der Aufmarsch ein Signal für die Weltpresse.

Am 24. Januar ist also "ein Konvoi von gepanzerten Fahrzeugen". Auch am  25. Am 27. hebt ihn die Illustrierte "Stern" auf ihr Titelbild. Am 29. fährt er immer noch.  Und am 31. weiterhin. Der gesamte Globus weiß nun, wie die älteren Modelle der russischen Antwort auf den deutschen GTK Boxer und den amerikanischen LV25 aussehen. Auch wenn der trickreiche Russe seine moderneren Fahrzeuge nur bei Paraden zeigt. 

Was sich geändert hat auf der langen Strecke,  ist der Ursprung des Bildes. Stammte es am Anfang noch von Associated Press, wird es mit dem allmählichen durchdiffundieren durch alles, was im Internet ausbrechende Kriege beobachtet, erst zum Werk eines Fotografen der DPA-Tochter Pictures Alliance, dann zu einem Werk von "uncredited/ap/dpa".


8 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Stark.

Das ist ein BTR-80A. Der hat alles, was man für die Bekämpfung der Stern-Redaktion braucht. Die Kanone ist desterwegen nicht zu sehen, weil der Kommandant sich drauf rumlümmelt. Hab ich früher auch ab und zu gemacht.

Jetzt muß ein fitter Rechner nur noch ausrechnen, wie lange Putins Panzerkolonne bis an die Grenzen Deutschlands braucht, die auch in Kiew verteidigt werden. Also vor allem dort. Aber auch woanders, aber nicht in Tscherbnobyl.

Hase, Du bleibst hier.... hat gesagt…

Mit einer Schnee-Retusche ist das Foto dann auch zu anderen Jahreszeiten zum Angstmachen einsetzbar. Was hat der Nikita da nur angerichtet. Eine symbolische Schenkung gefährdet Jahrzehnte später den Weltfrieden.

Die Anmerkung hat gesagt…

Falschbehauptung aufgedeckt. Natürlich ist das ein BTR82A.

Ist in der Wikilügia wie in vielen anderen Sachverhalten auch, zwecks Verschleierung der wahren militärischen Möglichkeiten, falsch behauptet.

Der Vitaly V. Kuzmin hat es auf seinem persönlichen Blog korrekt bezeichnet.

https://www.vitalykuzmin.net/Military/Interpolitex-2011/i-56GR3nb

https://www.vitalykuzmin.net/Military/9th-May-military-vehicles/i-R6mWpt8

https://www.vitalykuzmin.net/Military/9th-May-military-vehicles/i-SQvp3pT

https://www.vitalykuzmin.net/Military/Dress-rehearsal-of-2021-Moscow-Victory-Day-Parade/i-gn2WRHr

https://www.vitalykuzmin.net/Military/ARMYGAMES-2015-Opening/i-BtCZRGz

Anonym hat gesagt…

Was ist das für eine armselige Agitprop, wenn Stern den Leuten mit Bildern von Radpanzern statt wenigstens Kampfpanzern Angst machen will. Ein paar zähnefletschende Kosaken hätte man auch noch auf dem Titel unterbringen können statt den Tatortvorspann nachzuahmen.

Anonym hat gesagt…

Stopp!

Das sind in Wirklichkeit doch nur Gastransporter, um die neue Klimaerwärmungs-Eiszeit bei den Schlandlern zu verhindern, weil diese Gehorsamsbüttel dem US-Befehl gehorchen, die nagelneue und nicht irgendwo im Osten zu plündernde Pipeline Nord Stream 2 ungenutzt zu lassen.

Soll der Duckmäuser-Piefke doch bibbern. Ob nun aus Angst vor einen Krieg anderer oder vor den Folgen eigener devoter Verblödung.

Was will der Ami tun, wenn wir ihm nicht folgen? Uns "demokratisieren" wie zuvor andere Völker? Mit Marschflugkörpern, damit wir schneller lostraben? Wohl kaum.

Aber unser korruptes kriminelles Regierungsgesindel von eigenen Gesetzgebergnaden, neben dem die Mafia wie ein christlicher Knabenchor wirkt, wird von mündigen Buntesbürgen ja als das politische Nonplusultra der ganzen Welt angehimmelt. Der Bodensatz braucht eben immer was zum aufschauen und anbeten.

Unsere eigene geistige Insolvenz können ein paar russische Militärkolonnen auf deren Hoheitsgebiet sicher nicht heilen. Aber vermutlich eilen jetzt beleibte deutsche Pensionäre in ihre Altbaukeller und kramen die einst vom Ururopa dort verstecken Vorderlader hervor, um dem unverschämten Iwan Paroli zu bieten.

Dass sie ihre Energiekosten nicht mehr bezahlen können, damit ihre Volksvertröter sich die Taschen vollstopfen können, kapieren sie einfach nicht. Das Bild des trantütigen Michels muss schließlich irgendwoher kommen.

Hilfe, ich glaube die tödliche Sommerglut bereits heute zu spüren, da kann ich auch gleich Schule schwänzen und strohdumm bleiben. Wozu noch lernen, wenn die Hölle droht?

Sie haben ihre eigenen Kinder per Panikpropaganda in einen Horroralptraum geschickt, um sich selber fett zu fressen. Somit sind sie die übelsten Kreaturen auf diesem Planeten, denn jede andere Rasse behütet ihre Nachkommen fürsorglicher als die Bestie Mensch es oft tut.

Die Anmerkung hat gesagt…

Sie steigern sich.

Neu Satellitenfotos älteren datums zeigen:
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„120.000 russische Soldaten sollen die Ukraine von drei Seiten umstellt haben“

Stand: 12:09 Uhr

Dauer 4 Min

Angesichts der Sorgen vor einem möglichen russischen Einmarsch trainiert das ukrainische Militär nun den Häuserkampf in der radioaktiv verseuchten Zone rund um das AKW Tschernobyl.
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Sag ich doch, daß die deutschen Ostgrenzen nicht in Tschernobyl verteidigt werden.

Russland-Korrespondent Christoph Wanner dumm wie ein Banderabrot.

ppq hat gesagt…

es ist noch fürchterlicher. sie ziehen weiter truppen zusammen, obwohl der zeitplan nun schon eine woche hinterherhängt. bis ende januar sollten es 100 taktische bataillonsgruppen sein, nach dem stand von vor vier wochen https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nato-russland-setzt-truppenaufmarsch-nahe-der-ukraine-fort-17724465.html

nun aber sind es schon 60 bis 83! stand heute https://www.n-tv.de/politik/US-Experten-Kreml-bald-fuer-Invasion-bereit-article23108105.html

Anonym hat gesagt…

Zweihundert Bataillons und an die tausend Schwadronen, und jeder Grenadier kriegt sechzig Patronen ...