Endlich ein Treffer: Elias Huth schießt dem HFC drei Punkte. |
Es musste ein Elfmeter sein, was denn sonst. Am Ende einer endlosen Durststrecke ist es Elias Huth, der neue Mann, der gegen Türkgücü München trifft. Torlose Ewigkeiten gehen zu Ende, mit einem Strafstoß, der der erste für den HFC ist in einer Saison, die früh viel versprach, später alle Hoffnungen enttäuschte mit einem Trainerwechsel weiterging, der vielleicht doch schon vor der Saison hätte erfolgen müssen. Ehe auch noch Terrence Boyd über Nacht verschwand, der Zyklop, der sich in den letzten Jahren in die Herzen der halleschen Fans gespielt, getroffen und geschwatzt hatte.
Taumelnd in der Tabelle
Verraten vom eigenen Gesicht und haltlos taumelnd in die Tabellenregionen, aus denen es kein Zurück mehr gibt, so stand die Mannschaft des Schnorrenberg-Nachfolgers Andrè Meyer in den ersten Begegnungen des Jahres 2022 hinten meist gut, vorn aber stets auf verlorenem Posten. Wer das Team spielen sah, konnte sich nicht vorstellen, dass in einem Fußballspiel zwei, drei oder gar viele viele Tore fallen können. Halle spielte mutig, aber glücklos. Torchancen waren rar, und wenn sie verwandelt wurden, galten die Treffer nicht.
0:1 und 0:1 endeten die beiden Premierenspiele des neuen Trainers, jeweils denkbar unglücklich, jeweils denkbar verdient. Wer das Glück nicht hat, der hat Pech, und Meyer hatte es gepachtet. Der Verein hatte auf die desolate Lage mit zwei Neuverpflichtungen im Winter reagiert, neben Joscha Wosz kam noch eben jener Elias Huth, der in Braunschweig auch gleich traf, regulär. Aber auf einen Schiedsrichter, der das Tor dennoch aberkannte. In Kaiserslautern sah es dann endgültig so aus, als würde der HFC überhaupt nie mehr einen Ball über die gegnerische Torlinie bekommen. Der Verein reagierte erneut und holte mit Phillip Zulechner und Sebastian Bösel noch einmal Nachschlag am Personalbuffett.
Ohne Neue ins Spiel
Von den Neuen hatte es dann aber gegen Türkgücü, den seit ein paar Tagen nun doch insolventen Münchner Klub mit den großen Ambitionen, keiner geschafft. Das Stammpersonal der Schnorrenberg-Jahre stand auf dem Platz und 25 Minuten lang zeigt es eine dominante Vorstellung, obwohl Meyers Strategie des hohen Pressens gegen diesen Gast nicht verfängt. Türkgücü spielt gar nicht richtig mit, es verbarrikadiert den eigenen Strafraum und hofft auf das Glück, dass Kaiserslautern und Braunschweig ja auch schon hatten.
Vier oder fünfmal muss der HFC eigentlich treffen in dieser Phase. Aber Franco Flückiger, der ehemalige HFC-Torwart, der sich an der Saale nie durchsetzen konnte, hält alles. Und was er nicht hält, das tritt irgendwer anders von der Linie. Zur Pause also 0:0 und nach der Pause wird es nicht besser. "Aufbau mit drei", schreit Andrè Meyer von der Seitenlinie, "Aufbau mit drei!" Aber viel Aufbau ist da auch schon wieder nicht mehr, sondern mehr von der Schnorrenberg-Strategie. Hinten viermal quer, dann langer Ball von Jonas Nietfeld. Und hoffen, dass vorn irgendwer ablegt, festmacht, andribbelt, abschließt.
Nur Wille iost zu sehen
Auch Türkgücü hat nun Chancen, wenige, aber nicht besonders groß. Sie ähneln damit denen des HFC, die im Vergleich zur ersten Halbzeit keine sind. Der Wille ist zu sehen, das Beißen, Kratzen und Kämpfen. Auf beiden Seiten. Und ganz egal, wer den Ball gerade hat, es sieht wieder aus als sei Fußball ein Spiel, das zum Schluss von einem Kampfgericht entschieden wird, das Noten vergibt, nicht von Bällen, die in Tore geschossen werden.
Huth kommt dann doch noch, Bösel auch und sogar Zulechner, der Österreicher, der seit dem Sommer gar nicht mehr gespielt hat. "Geduld haben", ruft Meyer. Der Ball geht wieder hinten rum, dann geht er vor und es könnte immer was werden, wenn nicht irgendwo in der Ballstafette stets ein Glied aus der Kette springen würde.
Erlösender Elfmeter
So dauert es bis zur 83. Minute und es braucht Münchner Schützenhilfe, um ein längst auf torloses Remis eingerichtetes Match vor nur 3.500 Zuschauern noch kippen zu lassen. Julian Guttau geht einmal entschlossen auf links steil, steil genug immerhin, um bis in den Strafraum zu gelangen, der er bis dahin nur bei den traurigen Standardsituationen der eigenen Elf von innen gesehen hat. Ein langes Bein. Ein Pfiff. Ein Elfer.
Elias Huth der sein letztes Tor in der vergangenen Saison für Kaiserslautern geschossen hat, nimmt sich den Ball. Und schießt ihn sicher ins rechte Eck. Der Jubel ist grenzenlos, der Rest der Begegnung nur noch verzweifelte Schadenvermeidung. Aufbau mit drei Punkten. So kann es weitergehen. Aber nur so wird es am Ende vielleicht auch nicht reichen.
5 Kommentare:
Ich lese ihre Fußballartikel immer mit Genuss. Man hat ein wenig das Gefühl dabei zu sein und fiebert bzw. öfter leidet, fast ein bisschen mit.
Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass der FC Halle in einem größeren Groundhog Day gefangen ist. Es gleicht eine Saison fast exakt der anderen:
Guter Start, vielleicht vom Aufstieg träumen, hinten immer besser als vorn, Einbruch, keine Tore, Pech und falsche Schiedsrichterentscheidungen, Trainerwechsel, panischer Spielerzukauf, zittern und bangen, Klassenerhalt gerade so geschafft, Saisonende. Und dann wieder von vorn und wieder und wieder.
Was ich nicht ganz Nachvollziehen kann ist, wie man sich das komplette Spiel Woche für Woche antun kann. Laut ihren Berichten sind die Begegnungen meist nur ein Herumgekicke und oft herrscht sogar pure Tristesse auf dem Platz. Selbst die siegreichen Spiele sind meist keine Augenweide. Die mitreißenden Partien muss man mit der Lupe suchen. Wie hält man das als Fan eigentlich aus? Vergeht einem da nicht mit der Zeit die Lust?
Das ist alles immer noch besser, als Bayernfan zu sein.
@jodel: man sucht sich doch das nicht aus! sonst tät man doch was anderes genommen haben! den bfc früher oder bayern oder so, das ist doch gleichförmige langeweile auf einem ganz anderen niveau.
ich würde sagen, es handelt sich um einen geburtsfehler, eine frühkindliche verbildung, genschaden, irgendsoetwas
@ ppq
>>man sucht sich doch das nicht aus! sonst tät man doch was anderes genommen haben!<<
Ist das etwa auch eine Art Schicksalsanordnung oder gar Vorsehungsbefehl, auf den ein Hitler sich so gerne berief?
Kismetdiktat schon bei Bagatellen wie Provinzbolzerei?
Ich entscheide immer sorgfältig, was ich schreibe, denn das Leben ist für paranormales Geschwafel einfach zu kurz.
Selbsterkenntnis ist ein erster Schritt zur Menschwerdung.
Deinem letzten Satz kann ich darum voll zustimmen.
Das sind schließlich DEINE Gedanken in DEINEM Kopf, auch wenn du irrtümlich meinst, andere damit zu meinen.
nicht jeder wird auserwählt, aber wer nicht wird, wird nur von den anderen bedauert, nicht von sich selbst
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