Samstag, 26. Februar 2022

HFC: Auf dem Boden der Tatsachen

Gleich knallt es: Michael Eberwein bedient Jan Shcherbakowski (l.).

Das fängt alles viel zu gut an, beim Halleschen FC. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Ende des letzten Fußballtraums in Halle schreibt der dritte neue Trainer seit dem Rauswurf von Torsten Ziegner seit einigen Wochen an einer Fortsetzung. Viermal unbesiegt, dreimal gewonnen, kein Gegentor im ganzen Monat. Die Rückkehr zu alter Stärke ging fast schon zu schnell für die Anhänger der Rotweißen, die in den Monaten unter Florian Schnorrenberg mit schönem Fußball nicht verwöhnt worden waren und dafür am Ende nicht einmal mehr mit Ergebnissen verwöhnt wurden.

Alles neu beim HFC

Nun also Mannheim, Tabellenvierter mit Aufstiegsambitionen, zu Gast im früheren Erdgas-Sportpark, der noch vor den aktuellen Ereignissen in Leuna-Chemie-Park umbenannt worden war. Auch sonst ist nahezu alles neu beim HFC: Aus dem letzten Aufgebot von Torsten Ziegner, dessen Abschied damals im Februar 2020 nach einem 3:5-Debakelspektakel gegen Unterhaching besiegelt war, sind noch ganze drei Spieler auf dem Platz. Jannes Vollert und Niklas Landgraf auf hallescher Seite, dazu noch Pascal Sohm, inzwischen nach einem missglückten Wechsel in die zweite Liga nach Dresden in Mannheimer Diensten. Von den 6.100 Zuschauern der Vorpandemiezeit sind dem HFC noch 4.400 geblieben. Immerhin 4.400 mehr als beim letzten Treffen im Lockdown und 400 mehr als vor 31 Jahren beim 0:0 in der 2. Liga.

Zurück also zur Normalität, wie die luftig gefüllte Fankurve auf einem großen Banner verkündet. Halle startet verhalten, ist aber ab Minute fünf das bestimmende Team. Verkehrte Welt: der Aufstiegsanwärter aus Baden-Würtemberg steht unter Druck, der Abstiegskandidat macht das Spiel. Allerdings von Anfang an nur über links, wo wie gewohnt Julian Guttau vor Landgraf die Außenbahn besetzt. Über die rechte Seite, auf der Joscha Wosz den gelbgesperrten Niklas Kreuzer ersetzt, geht wenig bis nichts.

Wieder Shcherbakowski

Bis zu einem erfolgreichen Abschluss aber dauert es bis zur 17. Minute. Eher zufällig nimmt Michael Eberwein einen Ball artistisch an, der von Jan Löhmannsröben von rechts eingeworfen wird. Zweimal hält er ihn hoch, dann fliegt er über seinen Kopf zu Jan Shcherbakowski. Und der Torschütze vom 2:0 gegen München 1860 fackelt nicht lange und erzielt seinen nächsten Treffer. Das dritte Tor des 20-Jährigen in 26 Spielen in der 3. Liga für den HFC. Und schon das zweite in den sieben Spielen unter Neucoach Andrè Meyer.

Letzte Aktion. Derstroff köpft vorbei.
So könnte es weitergehen. So geht es aber nur noch zehn Minuten weiter. Eine Chance noch Ab Minute 30. nehmen die Gäste das Heft des Handelns in die Hand.  Erst hält Tim Schreiber nach einer Ecke zweimal sensationell gegen Abschlüsse aus Nahdistanz. Dann muss der HFC-Torwart bei einem Fernschuss zugreifen. Vom HFC kommt nur noch wenig. Stürmer Elias Huth, bis dahin ohne Abschluss, schießt auf das Mannheimer Tor, aber nicht scharf genug Besser machen es die Gäste: Nach einem fragwürdigen Freistoß, den der unsichere Schiedsrichter Wolfgang Haslberger auf der rechten HFC-Seite im Halbfeld gibt, schaltet Mannheim schneller. Während die Hallenser noch hadern, läuft Donkor links außen durch, begleitet von zwei HFC-Spieler. Er flankt und der Ex-Hallenser Pascal Sohm hat in der Mitte keine Mühe, Tim Schreiber zu überwinden.

Schweres Stück Arbeit

Das wird nun ein schweres Stück Arbeit werden, das ist auch Trainer Meyer klar. Schon zur zweiten Halbzeit bringt er  Wintereinkauf Phillip Zulechner für den rotgefährdeten Elias Huth und Niklas Kastenhofer für den am Spiel bis dahin kaum beteiligten Joscha Wosz. Das macht es aber nicht besser. Nicht nur Jan Löhmannsröben, dem bis dahin jeder offensive Pass zu einem Schwarzblauen entglitten ist, verspringen die Bälle nun reihenweise zum Gegenspieler. Marcel Titsch-Rivero, neben Julian Guttau einer der besseren Männer in Rot und Weiß, kann die Löcher im Mittelfeld kaum noch flicken.  Die Abwehr, erstmals ohne den etatmäßigen Chef Jonas Nietfeld, behilft sich mehr und mehr mit Verzweiflungsschlägen ins Mittelfeld oder gleich ins Seitenaus.

Nichts weckt den HFC

Es geht längst nicht mehr um drei Punkte, sondern nur noch darum, den einen zu behalten. Einmal noch blitzt Hoffnung auf, als Shcherbakowski abzieht und die Querlatte trifft. Dann rettet Waldhof-Keeper Königsmann mit einer Glanzparade gegen einen Fernschuss. Davon abgesehen aber spielen nur noch die Gäste. Schnatterer, bis dahin vor allem als Meckerer unterwegs, trifft in der 68. Minute den Pfosten, auch das aber weckt den HFC nicht auf. Michael Eberwein spielt einen Ball zurück zum eigenen Mann, der rechnet nicht damit, Martinovic übernimmt, spielt steil nach vorn, kein Abseits, der kleine Boyamba überwindet Schreiber mit einem Flachschuss. 

Danach geht nicht mehr viel. Meyer, mittlerweile selbst gelbverwarnt, wechselt jetzt aus der Verzweiflungsschublade. Elias Löder kommt für den bis dahin  so auffälligen Shcherbakowski, dann folgen noch Sternberg und Derstroff für Landgraf und Guttau. Aber es nützt nichts, die Chancen hat Mannheim und Halle Glück, dass es beim 1:2 bleibt.


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