Dienstag, 22. Februar 2022

Final Fantasy: Und morgen war Krieg


Die Nacht der Nächte, der Augenblick, in dem die globale Wippe des Zbigniew Brzezinski in Bewegung geriet. Auf dem Schachbrett der Weltpolitik zählt nicht, ob ein Zug regelgerecht ist, sondern welche Wirksamkeit er hat. Offene Wunden bleiben so lange offen, bis das Vergessen sie schließt oder eine Operation, bei der die Welt zuschaut, entsetzt oder angewidert, hilflos aber in jedem Fall. "Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild' gestalten, wenn sich die Völker selbst befrei'n, da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn", ruft es heute aus den Börsensälen der Welt, aus den Tankstellen, Supermärkten und Gaswerken. Die Neuordnung der Erde, sie hat ihren Preis für alle. Selbst wer nicht mitmacht, muss zahlen.

Strategie der Ignoranz

Wladimir Putin hat mit seiner Strategie der Ignoranz gegenüber allen westlichen Drohungen, ihm kein Gas mehr abzunehmen, die Wirtschaftsbeziehungen einzufrieren und sein Land sogar von den internationalen Zahlungsströmen abzukoppeln, einen Augenblickserfolg erreicht. Seit ihn die orangene Revolution  des Jahres 2014 um einen sicheren Verbündeten brachte, der zugleich als Pufferstaat zum Westen diente, glaubt sich der Mann im Kreml auf einer historischen Mission: Er muss, so glaubt er wie ein anderer Führer eines anderen europäischen Landes in der Vergangenheit, noch in seiner Lebenszeit dafür sorgen, die Verhältnisse so zu ordnen, dass der Frieden für immer in Stein gehauen ist.

Der Paria der Weltpolitik, vor 20 Jahren noch ein gern gesehener Gast in jeder Hauptstadt zwischen Paris und Berlin, seitdem aber vor aller Augen verwandelt in ein monströses Wesen aus Wahnsinn, Bosheit und Freiheitshass, folgt langen Linien, die seine häufig wechselnden Gesprächspartner im Westen sich immer neu von ihren Experten erklären lassen müssen. Wer sich an Chinas Empfindlichkeiten erinnert, die Generalsekretär Xi wie alle seine Vorgänger zwingen, an Mordkorea als Verbündeten festzuhalten, einfach weil Kim Jong-un nicht mit dem Westen verbündet ist, kann erahnen, wie hoch der Preis sein könnte, den Wladimir Putin zahlen würde, bekäme er dafür, was er will.

Was ihr wollt

Was aber will er? Nord Stream 2 ist es nicht, westliche Chips, Käse aus Bayern und deutsche Solartechnologie ebenso wenig. Russland, ausgeschlossen aus dem Führungsnationenklub G8, der seitdem nur noch G7 heißt, ausgeschlossen bei Olympia, ausgeschlossen auch und für alle Zeiten aus dem Kreis der Kandidaten für einen möglichen Nato-Beitritt, bläst sich auf, um ernstgenommen zu werden. Und es führt dabei vor, wie schwer sich der Westen damit tut, in einer ernsten Lage ernsthafte Politik zu machen.

Europa ist, abgesehen vielleicht von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, nie ein Faktor gewesen, der in Putins Rechnung eine Rolle spielt. Die EU existiert in der Wahrnehmung des Kreml schon gar nicht: Während Putin den früheren EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker wenigstens noch zur Audienz empfing, durfte Nachfolgerin Ursula von der Leyen bis heute nicht einmal zu einem Antrittsbesuch in Moskau erscheinen. 

Putin sieht ausschließlich die Amerikaner als seine Verhandlungspartner, deren Präsident Joe Biden aber kann ihm aus innenpolitischen Gründen keinesfalls geben, was er will. Er braucht den Russen vielmehr selbst als Helfer aus der Not, noch keines seiner großen Wahlversprechen eingelöst zu haben.

Klassiker Kroatien

Personalnot im Westen, das Gefühl knapper werdender Zeit im Osten und China schaut über die Schulter auf eine Welt, die von der Seuche geschwächt einmal mehr dasselbe Theaterstück aufführt, das seit dem Zerfall Jugoslawiens und der eiligen deutschen Anerkennung der abgespaltenen Republiken Kroatien und Slowenien als Klassiker gilt. Jugoslawien war danach Geschichte. Es folgten Jahre blutiger Erbstreitigkeiten, die bis heute andauern. Europa aber hatte eine Lektion gelernt, die sich bei der Abtrennung des Kosovo von Serbien bewährte: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg quer durchs Völkerrecht, denn die normative Kraft des Faktischen siegt am Ende doch immer über Papiere, Verträge und gegenseitige Zusicherungen.

Was macht ein weiterer Fall Südossetien, Abchasien oder Transnistrien? Und was kostet es, ihn zu vermeiden? Nach beinahe drei Monaten, die im Westen von Kriegsfantasien und Sanktionsdrohungen geprägt waren, besteht Klarheit darüber, dass ein Weltkrieg wegen der drei Millionen Menschen im Donbass nicht geführt werden wird, bis an dessen Rand aber vorgetreten werden darf, um in den Abgrund zu schauen. Wenn Russland ankündigt, dass es Truppen zurückziehe, daraufhin aber zur Antwort bekommt, dass ihm niemand das jemals glauben werde, dann verliert jeder echte Truppenabzug seinen Sinn.

Jeder sieht nur, was ihm nützt, jeder interpretiert alle so, dass er es für sich verwenden kann. Hier und da scheint der Gedanke auf Sympathie zu treffen, den Graben bei dieser Gelegenheit noch tiefer auszuschachten, eine rote Linie zu ziehen zwischen den Horden des Bösen und den Horten von Demokratie und Freiheit, die mit Russland seit acht Jahren umgehen wie die USA seit 62 Jahren mit Kuba und immer noch erwarten, eines Tages aufzuwachen und holterdipolter ein deutliches Erziehungsergebnis erzielt zu haben. Als nach der Besetzung der Krim die ersten Sanktionen gegen Russland verhängt wurden, vergaß man, Ziele aufzuschreiben, die erreicht sein müssen, um die Normalität wiederherzustellen. Später wurde nachgeschoben, was von einer Seite allein nicht einzuhalten war.

Und nun kamen die EU-Außenminister nach zehnstündiger Beratung erneut zu einer klaren Entscheidung. Sie forderten Wladimir Putin auf, seine Entscheidung zur Anerkennung der Republiken Donetzk und Luhansk zurückzunehmen. Anderenfalls werde man. Deutschland vornweg. Glücklicherweise ist der Winter ja warm.

...Und morgen war Krieg, Boris Wassiljew


3 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Noch eine schöne Fieberfantasie
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VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER

Erweiterter Suizid von Königs Wusterhausen hat antisemitischen Hintergrund

https://www.welt.de/vermischtes/article236965099/Koenigs-Wusterhausen-Erweiterter-Suizid-hat-antisemitischen-Hintergrund.html#Comments
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Fragolin

Ein neuer Straftatbestand ist geboren: antisemitischer Selbstmord.
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Da muß der Schawidow gegesteuern.

Anonym hat gesagt…

Gibt es bei uns denn keine jungdynamischen Glaubenskrieger, die der Ukraine aus religiöser Solidarität zu Hilfe eilen? Wo sind sie denn alle, diese Weltverbesserer? Auf den Straßen festgeklebt, um zukünftig legal containern zu dürfen?

Wer die Ukraine schützen will, soll sich auf den Weg zur dortigen Front machen, sonst marschiert der schreckliche Iwan doch sicher wieder bis in unsere Multikultiperle Berlin durch. Das könnte unsere exotische Transenvielfalt etwas verunsichern, denn der Russe steht nun mal mehr auf echte Frauen.

Aber vielleicht sollte man über Krieg keine Scherze machen, denn die unmittelbar Betroffenen haben sicher nicht mehr viel zu lachen.

Anonym hat gesagt…

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Israel_Lobby_and_U.S._Foreign_Policy


es gibt keine Israellobby .

es gibt keine spin Docs in Neu York ,

es ist nur in meinem Kopf .

der ist eben ein Ismusinkubator